Gymnasium will mit dem Konzept der Demokratieerziehung beim Deutschen Schulpreis punkten
Bochumer Schiller Schule im Rennen um den Deutschen Schulpreis

Wenn es um die Vergabe des Deutschen Schulpreises geht, ist die Jury streng in ihrer Bewertung unterschiedlichster Leistungskriterien. Die Schiller-Schule übt jeden Tag im Schüler-Parlament Demokratie und will mit diesem besonderen Profil punkten.  | Foto: Schiller-Schule
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  • Wenn es um die Vergabe des Deutschen Schulpreises geht, ist die Jury streng in ihrer Bewertung unterschiedlichster Leistungskriterien. Die Schiller-Schule übt jeden Tag im Schüler-Parlament Demokratie und will mit diesem besonderen Profil punkten.
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Gespannt abwarten heißt es momentan in der Bochumer Schiller-Schule, denn sie ist unter den zwanzig besten Schulen Deutschlands im Rennen um den Deutschen Schulpreis 2019. Ende Februar wird eine Fachjury die Schule zwei Tage lang besuchen und anschließend entscheiden, ob die Schiller-Schule bei der Preisverleihung in Berlin mit dabei sein wird.

Alle Schulen, die sich um den Deutschen Schulpreis bewerben – in diesem Jahr waren es 78 Schulen aus 15 Bundesländern sowie Deutsche Auslandsschulen – zeichnen sich durch den Umgang mit einer zentralen „Herausforderung“ aus, mit der sie im Schulalltag umgehen. „An der Schiller-Schule steht die Demokratieerziehung im Vordergrund“, erklärt Matthias Wysocki, Koordinator für Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Schule. „Die Idee dazu kam uns 2015 auf einer Lehrerkonferenz vor dem Hintergrund des weltweit aufstrebenden Rechtspopulismus' und der Fluchtwelle 2015/16. Denn wer, wenn nicht die Schule sollte sich gegen aufstrebenden Rechtspopulismus wappnen?“ Daraus entstand eine noch demokratischere Schule und der Vorschlag für die Bewerbung um den Deutschen Schulpreis.
Deutlich wird die Umsetzung dieses Konzepts bereits Schülern, die erst einige Wochen an der Schule sind. „In der ersten Klassenarbeit, die ich in einer fünften Klasse gestellt habe, und in der über Erfahrungen an der neuen Schule berichtet werden sollte, schrieb einer der Schüler, dass er die vielen Mitbestimmungsmöglichkeiten sehr gut findet“, erzählt Eike Völker, Erprobungsstufenkoordinator. „Und das nach nur wenigen Wochen an unserer Schule!“
Die Mitbestimmung der Schüler äußert sich einerseits darin, dass sie, wenn es der Unterricht erlaubt, selbst über Präsentationsformen oder genutzte Materialien entscheiden können oder bestimmte inhaltliche Schwerpunkte setzen dürfen. Andererseits lernen sie das demokratische Handeln auch im Schülerparlament, das an der Schule entwickelt wurde und in dem Dinge, die für die Kinder und Jugendlichen an der Schule wichtig sind, thematisiert werden. „Die Arbeit des Schülerparlaments ist der des Bundestages nachempfunden. Die einzelnen Fraktionen werden von den Jahrgangsstufen gebildet und die Entscheidungen nach Abstimmungen werden an die Schulleitung weitergegeben“, erklärt Wysocki das System. So werden Anträge, die im Klassenrat formuliert werden, von den Schülern selbst differenziert diskutiert. „Sie erhalten dadurch die Möglichkeit, den Schulalltag selbst mitzugestalten. Das sorgt auch dafür, dass sie sich stärker mit der Schule identifizieren“, weiß Wysocki. „Gleichzeitig lernen die Kinder und Jugendlichen, auch mal Wahrheiten auszuhalten, wenn Anträge nicht umgesetzt werden können oder die Umsetzung viel Zeit in Anspruch nimmt.“
Auch die Eltern werden in das Konzept der demokratischen Schule integriert. „Zusätzlich zur Schulkonferenz haben wir auch Elterngremien, sodass an der Planung neuer Konzepte alle, die wollen, beteiligt werden, und jeder sich einbringen kann“, erklärt Völker. So war es auch bei dem neuen Medienkonzept der Schiller-Schule, partizipative Digitalisierungsstrategie genannt, bei dem ab dem Sommer in den Jahrgangsstufen 5 und 7 jeder Schüler und jede Schülerin mit einem iPad ausgestattet wird. „Da gab es auch einige Zweifel auf Seiten der Eltern, die wir aber durch Zusammenarbeit und Anpassung des Konzepts weitgehend beseitigen konnten“, erinnert sich Völker.
Neben der zentralen Herausforderung, der die Schule sich stellt, beurteilt die Schulpreis-Jury auch die Qualitätsbereiche Leistung, Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Verantwortung, Schulklima und Schule als lernende Institution. Die besten zwanzig Schulen unter den Bewerbern wurden und werden im Januar und Februar von Fachjurys jeweils zwei Tage lang besucht. Der Besuch der Experten und Expertinnen aus Wissenschaft und Praxis an der Schiller-Schule steht Ende Februar an, im März werden die Sieger von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin ausgezeichnet. Und gewinnen lohnt sich: Die Schule, die den ersten Platz belegt, bekommt 100.000 Euro; Schulen, die Platz zwei bis fünf belegen, werden jeweils mit 5.000 Euro ausgezeichnet. „Von dem Preisgeld würden wir unter anderem eine Boulderwand auf dem Schulhof bauen und einen gut ausgestatteten Arbeitsraum für Lehrer einrichten“, erzählt Birte Güting, Leiterin der Schiller-Schule. „In den letzten Jahren haben viele Schulen gewonnen, die sich in besonderem Maße der Umsetzung von Inklusion verschrieben hatten. Das ist natürlich ein wichtiges Thema, aber der Sieg einer besonders demokratischen Schule würde gerade bei dem wachsenden Rechtspopulismus ein wichtiges Zeichen setzen“, denkt Wysocki.

Autor:

Petra Vesper aus Bochum

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