Bochumer Schauspielhaus
"Der Würgeengel" - eine Inszenierung der menschlichen Katastrophen!

Die Aufführung der absurden Tragödie "Der Würgeengel"- nach dem Film von Louis Bunuel, Textfassung von der Bochumer Dramaturgin Angela Obst- gestern Abend im Bochumer Schauspielhaus- mit dem Theaterstar Sandra Hüller- ist keine Johan Simons-Inszenierung der leisen Töne, denn es wird auf der Bühne gebrüllt und geschrien, bis die Stimmbänder zum Schluß fragen: "Was soll das Ganze?"- und vielleicht auch einige Zuschauer!
Absurdes Theater bedeutet für den Regisseur immer wieder das Scheitern des Menschen in unserer Zeit - wohl im Sinne des Philosophen Kierkegaard, der im Programmheft zitiert wird! Kierkegaard demonstriert den ständigen Schrei aus tiefster Seele- so auch zu hören und zu sehen  - gestern Abend auf der Bochumer Bühne - in einer Zeit der Gewalt, der Kriege, der Umweltzerstörungen! Simons verlagert diesen gesellschaftlichen Tsunami in ein ehemaliges Klassenzimmer, aus dem 5 Personen zwar fliehen wollen, aber nicht in der Lage sind, zu fliehen - mit einer dramaturgischen Beschallung für den Zuschauer (kreischende, überdrehte Sprech- und Gesangseinlagen von Sandra Hüller und den anderen Personen- verbunden mit einer Kirchen- und Hammondorgel)  - bis zur physischen Schmerzgrenze- und kombiniert mit einer Leinwand im Hintergrund, auf der im Film krabbelnde Ameisen zu sehen sind, und in Großformat die Schauspielerinnen und Schauspieler- mal zur Abwechslung! Und der röchelnde Schauspieler auf der Bühne ist anscheinend die personifizierte Zeit!
Das ist für mich eine dramaturgsiche Überfrachtung, die es dem Zuschauer schwermacht, die Intention des Regisseurs herauszulesen!
Fazit: Diese Inszenierung zeigt mir ein gesellschaftliches Sein, das keinen Hoffnungsschimmer mehr erkennen lässt, oder anders formuliert: Es ist Simons Theater der Hoffnungslosigkeit in unserer absurden Welt- in einem ehemaligen verwüsteten Klassenzimmer!
So frage ich: Sind wir wirklich geschichtslose Idioten, die am Rande des Abgrunds stehen- unfähig für gesellschaftliche Diskurse und Veränderungen?-  ständig "des Wesens Dunkelstunden" (Rilke) auf der Bühne zeigen!
Im April folgt die Inszenierung "Die kahle Sängerin" von dem Dramatiker des Absurden Eugene Ionesco ("Eine Parodie  auf das Theater")- wieder inszeniert von Johan Simons- einem Regisseur für das Absurde aus Leidenschaft!

Autor:

Harald Martens aus Bochum

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