„Omas gegen Rechts“ machen Theater
Ohne erhobenen Zeigefinger

Die Bochumer "Omas gegen Rechts" machen auch auf der Theaterbühne von sich reden. | Foto: Alex Schneider
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Mit ihrer Stückentwicklung „Alt sein heißt nicht stumm sein“ begeben sich die Bochumer „Omas gegen Rechts“, die sich seit ihrer Gründung Anfang 2019 immer wieder in politischen Fragen zu Wort melden, auf eine Spurensuche nach den mannigfaltigen Erscheinungsformen des Alltagsrassismus. Eigentlich sollte das Stück nach der Premiere im vergangenen Herbst bereits im Januar in der KoFabrik an der Stühmeyerstraße erneut über die Bühne gehen, aber die steigenden Corona-Zahlen machten dem engagierten Kollektiv einen Strich durch die Rechnung. Die gute Nachricht: Die Aufführungen sollen im März nachgeholt werden.

Die Idee, sich als Frauen mit Lebenserfahrung, von denen viele tatsächlich Großmütter sind, gegen Rassismus, Frauenfeindlichkeit und andere Spielarten der Ausgrenzung zu engagieren, entstand 2017 zunächst in Österreich, wurde dann aber auch in Deutschland aufgegriffen. In Bochum waren zu Beginn 14 Engagierte dabei; inzwischen sind mehr als 130 Frauen bei den „Omas“ aktiv, um stets aufs Neue zu zeigen, dass die deutsche Demokratie wehrhaft ist, wenn es darauf ankommt. Schließlich stammen die heutigen „Omas“ aus einer Frauengeneration, für die es sehr viel selbstverständlicher als für ihre eigenen Mütter und Großmütter ist, sich lebenslang in politische Diskussionen einzubringen. „Wir tun das auch, um für unsere Kinder und Enkelkinder ein Leben in Demokratie und Vielfalt zu ermöglichen“, erläutert eine der Bochumer Omas die Motivation der Frauen, die stets auch den Schulterschluss mit Männern und Menschen aus der jüngeren Generation suchen. Besondere Sorge bereitet der Gruppe derzeit das Anwachsen rechtsextremer Tendenzen im Zuge der Proteste gegen die Corona-Politik der Bundesregierung, das meist unter dem Schlagwort „Querdenker“ zusammengefasst wird.
Leitlinie des Handelns ist für die „Omas gegen Rechts“ der Begriff der Solidarität, was für sie bedeutet, gegen Missstände anzugehen. Daher beteiligen sich die Mitglieder etwa auch an Aktionen zum „Internationalen Tag der Menschenrechte“ oder an Kampagnen wie „Bundestag nazifrei“. Entsprechende Aktionen wird es auch zur Landtagswahl im Mai geben.

Für eine lebendige Demokratie

Während sich Initiativen gegen rechts häufig dezidiert politisch links einordnen, sind bei den Bochumer „Omas gegen Rechts“ ausdrücklich alle Demokratinnen willkommen. „Da ist Toleranz im Umgang miteinander gefragt“, gesteht eine der aktiven Frauen. Und um Offenheit geht es auch beim Theaterprojekt „Alt sein heißt nicht stumm sein“, denn die Akteurinnen begeben sich unter der künstlerischen Leitung des Theaterpädagogen Hendrik Becker auf die Spuren des latenten Alltagsrassismus auch im eigenen Handeln, wenn etwa unterstellt wird, ein Mensch mit „fremdländisch“ klingendem Namen könne kein gebürtiger Deutscher bzw. keine gebürtige Deutsche sein. „Wir begegnen unserem Publikum nicht mit erhobenem Zeigefinger“, bekräftigen die Omas.
Formal ist „Alt sein heißt nicht stumm sein“ kein klassisches Theaterstück mit durchlaufender Handlung, sondern ein szenisches Experiment, das auf eigenen Erfahrungen und Interviews mit Menschen mit Migrationserfahrung beruht. Die Reflexion des eigenen Handelns, das nicht immer frei von Vorurteilen ist, soll dabei den Boden für mehr Empathie im Miteinander bereiten. Bei der Erarbeitung des Stücks wurde entsprechend auch durchaus kontrovers diskutiert.
Bleibt zu hoffen, dass die pandemische Lage es den „Omas gegen Rechts“ erlaubt, „Alt sein heißt nicht stumm sein“ im Frühjahr vor Publikum zu präsentieren – als Appell für Vielfalt und Demokratie.

Termine
- „Alt sein heißt nicht stumm sein“ ist voraussichtlich am Dienstag, 29., und Donnerstag, 31. März, jeweils um 19 Uhr in der Quartiershalle der KoFabrik, Stühmeyerstraße 33, zu sehen.
- Kartenreservierungen sind per E-Mail an: info@ko-labor.de oder becker@theater-loewenherz.de oder unter Tel.: 0173 75 79 431 möglich.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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