Alte Platane muss Bebauung weichen

Geschützter Stammumfang
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Dass Bäume keine Lobby haben, zeigt sich überall im Stadtgebiet. Dieser traurige Umstand wurde dieser Tage auch an der Aggerstraße in Grumme deutlich, wo am Freitag, 13.01.12 durch eine Gartenbaufirma die Motorsägen angesetzt wurden, um an einer Stelle Platz für zwei Doppelhaushälften zu schaffen, an der niemand eine Bebauung überhaupt für möglich halten würde.

Bochum hat eine Baumschutzsatzung. Gegenstand der Satzung ist der Schutz des Baumbestandes zur Sicherstellung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts, zur Gestaltung, Gliederung und Pflege des Orts- und Landschaftsbildes und zur Sicherung der Naherholung.

Die Satzung dient außerdem der Abwehr schädlicher Einwirkungen auf den Menschen und auf Stadtbiotope, der Erhaltung oder Verbesserung des Stadtklimas und dem Erhalt eines artenreichen Baumbestandes.

Wer die Baumschutzsatzung aufmerksam studiert, wird feststellen, dass sie derart viele Ausnahmen zulässt, dass sie eher Makulatur zu sein scheint. Natürlich wird immer abzuwägen sein, wann eine Fällung zugelassen werden kann. Das höherwertige Interesse einer Bebauung darf hingegen nicht grundsätzlich dazu führen, dass zugunsten immer weiterer Versiegelung und Überbauung Grünflächen und Baumbestände geopfert werden, die in einer Stadt wichtige Funktionen erfüllen.

Es entsteht leider allzu oft der Eindruck, dass man zu schnell genehmigt, statt zu prüfen, ob die Erhaltung durch eine Änderung von Planungen nicht doch möglich sein kann. So mancher Planeralltag zeigte, dass Änderungen möglich wurden, wenn man hartnäckig blieb und überzeugen konnte.

Grünstrukturen sind unsere Lebensgrundlage. Sie haben nicht nur wichtige klimatische Ausgleichsfunktionen, sie sind auch für das seelische Wohlbefinden unerlässlich. Die zunehmend stärkere Verdichtung der Bebauung nimmt die Luft zum Atmen, die der in diesem Fall gefällte Laubbaum bisher mit Sauerstoff anreicherte und filterte.
Der im Bereich der Siedlung bereits vor wenigen Jahren auf einer Rasenfläche neu geschaffene Parkraum für die Fahrzeuge der Anwohner weist bereits den Weg in Richtung eines weniger attraktiven Wohnumfeldes, das zu Lasten natürlichen Bewegungsraumes für Kinder lieber Platz für Autos schafft.

Angesichts der Bebauung einer derart kleinen Fläche steht zu befürchten, dass auch auf der gegenüber liegenden baumbestandenen Grünfläche eine derartige Idee Umsetzung finden könnte, ist das aktuell anstehende Vorhaben erst einmal realisiert.

Autor:

Sabine Schemmann aus Bochum

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