Burn-out-Debatte Teil 3: DGPPN zur Entstehung von Burn-out-Beschwerden

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Die seit mehreren Monaten in der Öffentlichkeit intensiv geführte Burn-out Diskussion hat die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) als größter medizinisch-wissenschaftlicher Fachgesellschaft für psychische Erkrankungen zur Versachlichung der Diskussion am 07.03.12 zur Herausgabe eines Positionspapiers veranlasst.

Nach Vorbringen von Kritikpunkten, die zu einer Fehlentwicklung führen (http://www.lokalkompass.de/bochum/ratgeber/burn-out-debatte-gesellschaft-fuer-psychiatrie-reagiert-mit-positionspapier-teil-1-kritikpunkte-der-dgppn-d156186.html) und der Vorstellung einer Systematik zur Klassifikation der Beschwerden (http://www.lokalkompass.de/bochum/ratgeber/burn-out-debatte-teil-2-konzept-der-dgppn-zur-klassifikation-d156187.html) wird auch die Entstehung von Burn-out-Beschwerden nach dem bio-psycho-sozialen Modell erläutert:

1. Während bei Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen eine genetische Veranlagung für das Risiko einer Erkrankung wissenschaftlich belegt ist, entsprechend veranlagte Menschen auf belastende Ereignisse leichter depressiv reagieren, als andere und z.B. bereits der Jahreszeitenwechsel eine depressive Episode auslösen könne, konnte für Burn-out-Beschwerden zumindest beobachtet werden, dass die Belastbarkeit des Einzelnen jeweils stark unterschiedlich ausgeprägt sei. Biologische Risikokonstellationen würden insofern auch für die Burn-out-Entstehung angenommen.

2. Aus psychologischer Sicht wird ein individuelles Burn-out-Risiko gesehen, wenn der Arbeitsbereich zu eng mit Selbstverwirklichung, Selbstbestätigung, und eigener Leistungserwartung verknüpft wird, während Familie und Freizeitgestaltung zugunsten einer Ausdehnung der Arbeitszeit zunehmend vernachlässigt würden.

3. Auf den Arbeitsplatz bezogene soziale Faktoren, die Burn-out begünstigen, seien häufig die zunehmende Arbeitsbelastung, mangelnde Belohnung und Fairness, Wertekonflikte und der Zusammenbruch des Gemeinschaftsgefühls.
Ständige Veränderungen und Neuanforderungen würden die Stressbewältigung des Einzelnen überfordern.
Die Globalisierung führe zu immer größeren Konkurrenzsituationen mit der Folge massiver Stellenkürzungen und Rationalisierungen.
Überprüfung der Arbeitsleistungen, Überwachung der Arbeitsgeschwindigkeit und Leistungsmaximierung des Einzelnen würden gleichermaßen mit Burn-out in Verbindung gebracht.

Die wachsende Bedeutung der Computer im Arbeitsleben überfordere speziell ältere Berufstätige, da die zum Umgang erforderliche Flexibilität der Intelligenz mit dem Alter natürlicherweise abnehme.
Die ständige Erreichbarkeit durch Handy und Mails hebe die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben auf und schränke die Regenerationsphasen ein; leistungsorientierte Bonuszahlungen steigerten den Konkurrenzdruck und führten bei Ausbleiben zu Demotivation.

Die Ausuferung der Leistungsgesellschaft führe den Einzelnen zu immer höherer Effizienz. Ihm werde die Überzeugung vermittelt, er sei allein für seinen beruflichen Erfolg verantwortlich.
„Unbegrenzt in Aussicht gestellte Aufstiegschancen erzeugten den Eindruck einer zwingenden Freiheit zur Maximierung der eigenen Leistung und des erzielten Erfolgs.“ Die paradoxe Scheinfreiheit erschwere das Erkennen der Selbstüberforderung und führe zu einer Selbstausbeutung, in der der Ausbeutende gleichzeitig der Ausgebeutete sei.
Erst das Gefühl der Erschöpfung ziehe den Schlussstrich.

Weiterlesen unter:
Teil 4:
http://www.lokalkompass.de/bochum/ratgeber/burn-out-debatte-teil-4-dgppn-zur-praevention-therapie-und-rehabilitation-von-burn-out-beschwerden-d156189.html

Anm.: Dieser Beitrag stellt eine möglichst allgemeinverständliche Zusammenfassung dar. Die vollständige Fassung des Positionspapiers kann unter http://www.dgppn.de unter der Rubrik Publikationen / Stellungnahmen" heruntergeladen werden.

Autor:

Sabine Schemmann aus Bochum

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