Herzchirurgie am Bergmannsheil behandelt lebensgefährliche Aortenerkrankung mit innovativem Hybrid-Verfahren
Wenn die Hauptschlagader reißt

Prof. Dr. Justus Strauch, Patient und PD Dr. Peter-Lukas Haldenwang (von links) | Foto: Bildnachweis: BG Universitätsklinikum Bergmannsheil
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Ein Schmerz wie ein Dolchstoß, ganz plötzlich und unerwartet, mitten zwischen den Schultern: So äußert sich ein Riss in der Hauptschlagader (Aorta). Die sogenannte Aortendissektion zählt zu den gefährlichsten Gefäßerkrankungen überhaupt. Eine schnelle Notfalloperation entscheidet dann über Leben oder Tod. Die Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie am BG Universitätsklinikum Bergmannsheil (Direktor: Prof. Dr. Justus Strauch) hat jetzt erstmalig einen Patienten mit dieser Erkrankung mit einem neuartigen Hybrid-Verfahren behandelt. Dabei wird der chirurgische Teilersatz der Aorta kombiniert mit dem Einsatz eines modernen Endostents: Dieses flexible Drahtgeflecht wird in die Aorta eingebracht, um die Wandschichten der erkrankten Aorta zu stabilisieren.

Geformt wie ein Spazierstock

Die Aorta ist die größte Arterie des Menschen. Sie sieht aus wie ein Spazierstock, ist im oberen Brustbereich gebogen und verläuft gerade nach unten bis in den Beckenbereich. Plötzlich und ohne Vorwarnung kann es zu einem Einriss an der Innenwand der Aorta kommen. Die Folgen sind Einblutungen zwischen den Gefäßwänden, die zu lebensgefährlichen Problemen führen können, wie beispielsweise Durchblutungsstörungen, Gefäßverschlüssen, Störungen und Versagen der Herz-Kreislauffunktion. „Menschen mit einer gerissenen Hauptschlagader brauchen in aller Regel eine sofortige Behandlung“, erklärt Prof. Dr. Justus Strauch. „Mit einer Notfalloperation können Herzchirurgen die geschädigten Bereiche der Aorta rekonstruieren oder durch Gefäßprothesen ersetzen.“

Zusammenbruch auf dem Camping-Platz

So wie im Fall des Patienten, der kürzlich in das Notfallzentrum des Bergmannsheils eingewiesen worden war. Der 66-jährige verspürte während seines Urlaubs auf dem Camping-Platz ganz plötzlich starke Schmerzen im Brustbereich. Im Bergmannsheil folgte dann die Diagnose: Akute Aortendissektion, Typ A, also ein lebensbedrohlicher Notfall. „Die konventionelle chirurgische Therapie dieser Erkrankung ist für den Patienten sehr belastend“, sagt PD Dr. Peter-Lukas Haldenwang, Oberarzt der Klinik für Herz- und Thorachirurgie. „Gerade die Reparatur des Aortenbogens ist extrem aufwändig und mitunter auch komplikationsbehaftet.“

Deshalb hat das Team der Klinik erstmals ein innovatives Hybrid-Verfahren eingesetzt, das deutlich schonender ist, die Interventionsdauer verkürzt und zugleich sehr gute medizinische Ergebnisse bringt. Bei diesem Verfahren wurde der aufsteigende Teil der Hauptschlagader chirurgisch mit einer konventionellen Gefäßprothese ersetzt. Der Aortenbogen und der absteigende Teil der Aorta wurden mittels eines neuartigen Endostents rekonstruiert. Dieser wurde über den offen-chirurgischen Zugang antegrad (in Blutflussrichtung) in die erkrankte Aorta eingebracht. Das filigrane und flexible Drahtgeflecht dient dazu, die Wandschichten der Hauptschlagader zu stabilisieren. Diese Methode verringert den Operationsaufwand. Körpereigene Strukturen des Patienten bleiben erhalten, da der Stent die erkrankte Aortenwand lediglich stabilisiert und diese nicht wie bei dem konventionellen chirurgischen Verfahren ersetzt werden muss.

Fünf Stunden Operation, nach zehn Tagen wieder zu Hause

Für solche besonders aufwändigen Interventionen steht im Bergmannsheil ein hochmoderner Hybrid-Operationssaal zur Verfügung. Hier gibt es eine computergestützte Durchleuchtungsanalage, sodass die Operateure das Behandlungsergebnis während der Intervention überprüfen können. Insgesamt fünf Stunden dauerte die Behandlung durch Herzchirurgen, Kardiotechniker und Pflegekräfte. Bereits nach zwei Tagen konnte der Patient von der Intensiv- auf die Normalstation verlegt werden. Eine weitere Woche später konnte er in stabilem Zustand nach Hause entlassen werden. „Mit dem neuen Hybridverfahren haben wir am Bergmannsheil unser Therapiespektrum weiter ausgebaut und optimiert“, so Prof. Strauch. „Wir haben damit eine weitere innovative und schonende Methode zur Verfügung, um Patienten mit dieser lebensgefährlichen Erkrankung eine gute Behandlungsperspektive eröffnen zu können.“

Autor:

Robin Jopp aus Bochum

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