Liebe verschenken
Der Zauber der Weihnachtszeit

Autor, Fotografie und Gestaltung: Stefanie Vollenberg

Zu Weihnachten braucht man nicht viel, nur Liebe und Zeit füreinander.
Darum geht es auch in der folgenden Geschichte: Ein kleiner Junge erzählt über Wünsche, Aufmerksamkeit und kleine Wunder.

Heute ist Weihnachten, aber festliche Stimmung gab es bei uns in den letzten Wochen leider kaum: Es ist einiges schief gegangen.
Auf dem Weg zur Schule komme ich immer an einem Spielzeuggeschäft vorbei. Seitdem die Weihnachtsdekoration im Schaufenster steht, drücke ich mir dort jedes Mal die Nase platt. Da steht ein knallrotes Auto, mit Fernbedienung. Das hätte ich so gerne! Aber daraus wird leider nichts. Der kleine Laden, in dem meine Mama gearbeitet hat, ist vor zwei Wochen abgebrannt. Seitdem hat sie keine Arbeit mehr und wir müssen jeden Cent sparen, sagt sie. Ihr größter Wunsch ist es, mir mein Lieblingsessen an Weihnachten zu kochen. Mama erklärte mir, dass es dieses Jahr leider keine Geschenke zum auspacken geben wird. Deshalb hab ich ihr auch nicht gesagt, dass ich mir das Auto so sehr wünsche. Sie soll nicht noch trauriger werden.

Vorgestern habe ich nach der Schule gesehen, dass einer älteren Frau ihre Einkaufstasche gerissen ist. Ich hatte mein Fahrrad dabei und bin sofort zu ihr gefahren. Dann hab ich geholfen, ihren Einkauf einzusammeln. Ich habe ihr angeboten, ihre Sachen in meinem Fahrradkörbchen bis zu ihr nach Hause zu transportieren. Die Frau freute sich darüber und nahm mein Angebot an. Wenige Minuten später sagte sie: „So hier wohne ich.“ Wir standen vor einem großen, weihnachtlich dekorierten Haus. Im Vorgarten stand ein großer Tannenbaum, geschmückt mit einer Lichterkette und dicken, roten Kugeln. Die Frau schloss die Tür auf und ging hinein. „Warte einen Moment“, sagte sie und holte einen großen Tragekorb heraus. In diesen legten wir dann gemeinsam ihre Einkaufssachen. Dankbar sah sie mich an: „Wie gut, dass ich dich getroffen habe, mein Weihnachtsengel!“ Anschließend nahm sie meine Hand und legte etwas hinein: „Das ist für dich und deine Mama. Habt ein schönes Weihnachtsfest!“ Als ich meine Hand öffnete, entdeckte ich einen 50€ Schein. Ich war mir sicher: Die Frau muss sich vertan haben. Ich wollte ihr das Geld zurückgeben, aber sie sagte: „Ist schon gut, du bist ein braver Junge. Frohe Weihnachten!“. Sie lächelte mich liebevoll an. Vor lauter Freude konnte ich gar nichts sagen. Ich umarmte die ältere Frau zum Dank und verabschiedete mich.

Gestern nach der Schule ging ich an dem Spielzeuggeschäft vorbei. Ich schaute auf das Preisschild des roten Autos: 50€. Dann schaute ich meinen Geldschein an. „Jetzt habe ich endlich so viel Geld und könnte mir das Auto kaufen.“, dachte ich mir. Aber ich bin vorbei gegangen. Denn ich erinnerte mich, dass Mama ihren weichen Lieblingsschal in dem Feuer verloren habe.
Da sie im Moment kein Geld für einen Neuen hat, sollte sie einen Schönen zu Weihnachten bekommen. Im nächsten Geschäft kaufte ich einen bunten Schal, aus ganz weicher Wolle. Zuhause steckte ich das restliche Geld dann heimlich in Mamas Jackentasche.

Heute hatte ich keine Schule: Denn es ist ja Weihnachten. Mama hatte nach dem Frühstück das Geld in ihrer Jackentasche gefunden. Sie kam freudestrahlend zu mir und teilte mir mit, dass wir jetzt einkaufen könnten. Sie sah sehr glücklich aus und ihre Augen leuchteten.
Also gingen wir in den Supermarkt und kauften die restlichen Zutaten für unser Weihnachtsessen ein. Als wir mit den vollen Einkaufstaschen dann auf dem Weg nach Hause waren, sind wir wieder am Spielzeuggeschäft vorbei gekommen. Aber dort sah ich plötzlich, dass das rote Auto fehlte. „Wie schade.“, dachte ich mir. Aber bestimmt wird es heute bei einem lieben Kind unter dem Weihnachtsbaum liegen.
Zuhause bereitete Mama schließlich das Essen vor. In der Zeit verpackte ich ihren Schal in Geschenkpapier. Dann war es soweit: Mama servierte stolz unser Weihnachtsessen und zündete eine Kerze an. „Frohe Weihnachten mein Schatz!“, wünschte sie mir. Wir umarmten uns ganz fest und begannen anschließend zu essen. Ich konnte sehen, wie glücklich es Mama gemacht hatte, dass sie das Essen für uns kochen konnte. Dann, als Mama den Tisch abräumte, holte ich schnell etwas aus meinem Zimmer.

Heimlich legte ich mein liebevoll verpacktes Päckchen unter unseren geschmückten Tannenstrauß. „Mama, meinst du das Christkind war schon da?“, fragte ich. Plötzlich wurde sie traurig: „Timmi du weißt doch, dass es dieses Jahr...“, auf einmal hörte sie auf zu reden. Sie entdeckte das kleine Päckchen. „Woher kommt denn das?“, fragte sie. „Frohe Weihnachten Mama!“, wünschte ich ihr, während ich sie umarmte. Schließlich fragte sie, wie ich das mit dem Geschenk hinbekommen habe. Dann erzählte ich ihr die ganze Geschichte. „Du hättest dir deinen Traum erfüllen können, mit dem Geld. Aber du hast verzichtet, um mir gleich zwei Mal eine Freude zu bereiten?“ Dann musste Mama weinen, aber vor Freude wie sie sagte.

Und so sitzen wir jetzt hier, an unserem geschmückten Tannenstrauß, mit Kerzenlicht und hören Weihnachtslieder.
Plötzlich poltert es im Flur. „Hoffentlich ist keiner die Treppe runter gefallen!“, sagt Mama besorgt. Ich renne zur Wohnungstür, um nach zu sehen. Doch als ich sie geöffnet habe, ist nichts zu sehen. Der Flur ist dunkel und es ist ganz still. Man hört nur ganz leise unsere Weihnachtsmusik. Ich drücke den Lichtschalter im Treppenhaus, aber ich sehe niemanden. Als ich die Tür wieder schließen will, fällt mir etwas auf: Auf unserer Fußmatte steht ein Päckchen. Ein Weihnachtspäckchen mit einer großen, roten Schleife. „Mama schau mal!“, sag ich überrascht. Schnell kommt sie zu mir und ist ebenfalls verwundert. Mama beugt sich runter und sucht das Päckchen ab. Dann hält sie einen Anhänger hoch und liest vor: „Für Tim. Frohe Weihnachten.“ Wir nehmen das Päckchen mit rein. Zuerst öffne ich es ganz vorsichtig. Aber was ich dann sehe: Ich kann es kaum glauben. Jetzt reiße ich das restliche Rest Papier ab und halte mein Weihnachtsgeschenk in den Händen: Das rote Auto aus dem Spielzeuggeschäft. MEIN Auto! Mama sagt mit Freudentränen in den Augen: „Siehst du, das Christkind gibt es doch!“

Hiermit wünsche ich allen LK-lern und Lesern, die diese Geschichte erreicht eine liebevolle Weihnachtszeit!

Autor:

Stefanie Vollenberg aus Bottrop

Webseite von Stefanie Vollenberg
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