So läuft's ohne Zivis

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In Krankenhäusern, Seniorenheimen, in der Betreuung von Behinderten, vor allem auch in integrativen Schulen - Zivildienstleistende übernahmen bisher vielfältige und wichtige Aufgaben im sozialen Bereich.

Mit dem Wegfall des Wehrdienstes hat auch der Zivildienst als Wehrersatzdienst nun sein Ende gefunden. Kompensiert werden soll er durch den Bundesfreiwilligendienst (kurz: BFD). Aber wie gut funktioniert dieser Ersatz in Bottrop?
In der Mehrheit sind sich die verschiedenen Bottroper Einrichtungen, die in der Vergangenheit auf Zivildienstleistende zurückgriffen, einig: Die Zivis, wie sie umgangssprachlich genannt wurden, werden fehlen.
So zum Beispiel in den Seniorenheimen und anderen Einrichtungen, bei denen die Caritas Bottrop Träger ist. Im Durchschnitt habe man pro Jahr 14 Zivis beschäftigt, berichtet Sigrid Hovestadt von der Caritas Bottrop. „Mit dem Bundesfreiwilligendienst läuft es bisher noch gar nicht“, klagt sie. Zwar habe der BFD auch seine Vorteile, zum Beispiel, dass auch ältere Menschen ihn absolvieren könnten, aber letztlich sei der BDF noch zu wenig bekannt. Derzeit überlege die Caritas, in den Schulen für den Dienst als Bufdi, wie die Freiwilligen schon jetzt im Volksmund heißen, zu werben. Denn: Blieben die Interessenten für den Freiwilligendienst weiterhin so rar, „müssen wir wohl Einschränkungen vornehmen in dem, was wir an Leistungen anbieten“, befürchtet Hovestadt.
Auch Schwester Dragana Albijanic, Pflegedienstleiterin im Seniorenheim St. Hedwig, teilt diese Befürchtungen. Vor allem im Bereich der Betreuungsdienste und sozialen Hilfeleistungen sieht sie Probleme durch den Wegfall des Zivildienstes: „Bis Ende des Monats haben wir noch zwei Zivis - meine letzten Mohikaner, wie ich immer scherze. Aber wenn die beiden gehen...“ In der Pflege könne man die ehemaligen Zivi-Stellen mit Auszubildenden und vor allem Vorpraktikanten kompensieren, die als Berufsvorbereitung schon mal in den Arbeitsalltag von Pflegepersonal hineinschnuppern könnten. Aber die Zivis zu ersetzen, die auch die Zeit mitbrachten, einmal mit den Senioren spazieren zu gehen, würde schwer.
Anderen Einrichtungen und Trägern geht es nicht anders. Wie Michael Horst von der Diakonie erklärt, versuche man dort, die ehemaligen Zivis - etwa 20 - mit sogenannten Lifetime-Praktikanten zu ersetzen, ein Sozialpraktikum, das bereits 2008 von der Diakonie eingeführt wurde. Eine 100 %-ige Kompensation erreiche man so aber bisher nicht: „Unsere Lifetime-Praktikanten puffern den Zivi-Wegfall so ein bisschen ab, aber ein 1:1-Ersatz ist das nicht“, bedauert Horst.
Alleinig beim Schulamt Bottrop ist man nach derzeitigem Stand optimistisch. Die Stadt Bottrop musste vor allem die Zivildienstleistenden ersetzen, die in Schulen den Unterricht behinderter Kinder unterstützten. „Nach einem Aufruf bekamen wir gute Rückmeldungen, so dass wir zuversichtlich sind, zeitgerecht bis zum Beginn des neuen Schuljahrs alle noch offenen Stellen auch besetzen zu können“, erklärt Johannes Tyzack vom Schulverwaltungsamt.
Im Fazit hinterlässt der Wegfall der Zivis zwar kein so großes Loch, wie ursprünglich einmal befürchtet. Doch Bufdis werden noch immer händeringend gesucht.

Zivildienstleistende wie hier Phillip Güldenberg übernahmen bisher besonders im Bereich der Betreuungsdienste wichtige Aufgaben.Foto: Kappi | Foto: Michael Kaprol
Autor:

Nina Fuhrmann aus Bottrop

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