Acht Wochen in einem Waisenhaus in Südafrika

Ein Besuch am Kap der guten Hoffnung gehört in Südafrika dazu. Neben ihrer Arbeit im Waisenhaus nutzt Jacqueline Ekert ihren Aufenthalt auch dazu, etwas von dem Land am anderen Ende der Welt kennen zu lernen. | Foto: Ekert
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  • Ein Besuch am Kap der guten Hoffnung gehört in Südafrika dazu. Neben ihrer Arbeit im Waisenhaus nutzt Jacqueline Ekert ihren Aufenthalt auch dazu, etwas von dem Land am anderen Ende der Welt kennen zu lernen.
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Normalerweise drückt Jacqueline Ekert wie viele andere Jugendliche auch die Schulbank im Josef Albers Gymnasium. Doch im Moment lebt die 18-Jährige in Südafrika und arbeitet in einem Waisenhaus. Im Stadtspiegel berichtet sie über ihre ersten Erfahrungen.

Die ersten drei Wochen der bisher größten Reise in meinem Leben sind um. Ich kann Kapstadt in Südafrika mittlerweile als ein zweites Zuhause nennen.
Als ich daheim meinen Koffer gepackt habe, wusste ich nicht was mich erwartet, außer dass ich für acht Wochen in einem Waisenhaus in Athlone arbeiten werde.

Nachdem der Abschied von Freunden und Familie ziemlich schwer gefallen ist, kamen die ersten Zweifel im Flugzeug auf. Die Fragen, ob es der richtige Schritt war, ob ich nicht nach ein paar Tagen schon wieder nach Hause möchte schwirrten mir im Kopf. Doch schon die erste Begegnung mit meinen Ansprechpartnern in Südafrika hat meine Zweifel ziemlich schnell verblassen lassen.

Ich wurde nicht nur richtig herzlich aufgenommen, sondern kann auch behaupten, dass ich in dem Backpackers in dem ich lebe gute Freunde und einen kleinen Familienersatz gefunden habe. Ich lebe im African Heart Backpackers in Observatory. Es ist ein normales Haus, in dem Rucksacktouristen Unterschlupf finden, oder auch andere Freiwillige, die hier die verschiedensten Arbeiten verrichten.

Es ist ein Haus in dem Nationen, Traditionen und Religionen aufeinander treffen und kooperieren. Observatory ist ein Stadtteil, indem man das afrikanische Leben hautnahm miterleben kann. Zudem Leben gehören aber nicht nur die schönen Seiten, denn ich weiß noch genau, wie schwer es für mich an meinem ersten Tag hier war, Nein zu einem Kind zusagen, das um Geld gebettelt hat. Mir wurde gesagt, dass ich ihnen kein Geld, sondern eher etwas zu essen kaufen sollte. Da ich aber nichts Essbares bei mir hatte, musste ich diesem Kind ein für mich sehr bitteres Nein mitteilen.

Nach einiger Zeit wird dies hier zum Alltag und das erklärt für mich auch, wieso die Menschen hier vor Ort nach außen so leicht darüber hinweg sehen können. Ich bin nach Südafrika gekommen um Kindern zu helfen und ihnen das zu geben, was ihnen vielleicht etwas fehlt: Zuneigung und Nähe - und ich muss sagen, wenn man die Kinder sieht, kann man gar nicht anders, als sie direkt ins Herz zu schließen.

Das Waisenhaus ist in drei Gruppen unterteilt und die Kinder sind dort meistens nicht älter als 7 Jahre. Ich arbeite in Gruppe A. Das sind die ganz Kleinen. Die Kinder in meiner Gruppe sind zwischen dem Säuglingsalter, und somit teilweise nicht älter als fünf Monate, und eineinhalb Jahre alt. Wenn man an ein Waisenhaus denkt, denkt man zuerst an traurige Kinder, doch der eigene Eindruck überzeugt einem vom Gegenteil. Die Mädchen und Jungen sind mehr als glücklich. Und wenn ich daran denke, dass ich sie in ein paar Wochen zurück lassen muss, weil mein Leben in Bottrop mich zurück ruft, so kommen mir jetzt schon die Tränen.

Aber nicht nur im Waisenhaus erlebe ich jeden Tag wundervolle Momente, sondern auch an meinen freien Tagen. Man wird von Eindrücken und Augenblicken überrumpelt, mit denen man in Deutschland nicht rechnen würde.
Kapstadt bietet einem eine Menge Abenteuer. Man kann hier nicht nur den Table Mountain besteigen und Surfen, sondern auch afrikanische Tanzstunden nehmen und sich von dem afrikanischen Bewohnern spannende Geschichten erzählen lassen. Ich habe hier in Kapstadt gelernt, dass man, egal wie alt man ist und egal wo man lebt, einfach niemals auslernt und sich auch im hohen Alter noch Dinge überraschen können, an die man vorher noch keinen Gedanken verschwendet hat. Von daher hoffe ich, dass mich auch die weiteren Wochen nicht auslernen lassen.

Ich finde das Leben, das ich hier führe, sehr spannend, aber ich kann auch sagen, dass mich diese Zeit hier verändert hat und es weiterhin tun wird. Aber ich sicher nicht im negativen Sinn, denn an mein Zuhause denke ich jeden Tag. Hier lernt man auch das zu schätzen, was man hat.

Autor:

Lokalkompass Bottrop aus Bottrop

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