Girlsday: „Bloß nicht Bagger fahren“

Einmal Bagger fahren? „Ja, aber nur fürs Foto“, sagt Annika, die sich beim Girlsday nicht allein auf dem Baufahrzeug ausprobieren durfte. Foto: Kappi | Foto: Michael Kaprol
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  • Einmal Bagger fahren? „Ja, aber nur fürs Foto“, sagt Annika, die sich beim Girlsday nicht allein auf dem Baufahrzeug ausprobieren durfte. Foto: Kappi
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Bottrop. „Ich könnte mir schon vorstellen, hier anzufangen“, sagt Yasmin. Die 14-Jährige steht gerade neben einem Bagger auf dem Gelände von Eurovia Teerbau. Im Rahmen des Girlsdays schaut sie sich das Unternehmen an.

„Baumaschinen zu fahren ist aber nicht mein Berufswunsch“, ergänzt sie, während ihr Blick an den zahlreichen verschiedenen Baggern entlanggleitet. „Geht mir genauso. Lieber IT-Bereich“, meint auch die 14-jährige Annika, Schülerin der Gustav-Heinemann-Realschule. „Mein Traumberuf liegt eigentlich eher im medizinischen Bereich. Ich könnte mir vorstellen, Psychologin oder Ärztin zu werden. Aber das hier ist durchaus interessant und eine Überlegung wert.“
Ziel des Girlsdays ist es, genau dieses Interesse an Berufen zu wecken, die traditionell eher Männer erlernen. „ Wir wollen Denkblockaden abbauen“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte Heidi Noetzel. Mädchen schnuppern beim Girlsday in die Bereiche Technik, Naturwissenschaft, Handwerk, IT und Führungspositionen.

„Was ein Mann kann, kann eine Frau auch“, stellt Paul Markgraf, Geschäftsführer Eurovia, klar und ergänzt: „Bei uns sind alle gleichberechtigt.“ Dass die Schülerinnen, die heute hier vor Ort sind, in seinem Betrieb anfangen, kann er sich gut vorstellen: „Sie alle sind sehr wissbegierig, aufgeschlossen und interessiert. Wir suchen händeringend Nachwuchs.“
Die Jungen sollen sich beim Boys Day, der in Bottrop erst seit drei Jahren durchgeführt wird, mit Berufen rund um Erziehung, Soziales und Pflege bekannt machen. Für 14-jährige junge Herren ist das gar nicht selbstverständlich: „Nö, hier will ich mich nicht ausbilden lassen“, erklären die Schüler, die das AWO-Seniorenzentrum auf der Bügelstraße besuchen. Die Frage „Warum nicht?“ beantworten die meisten von ihnen mit einem Achselzucken.
Kfz-Mechatroniker, Tischler oder Handwerker sind die Jobs, die ihnen sofort einfallen, wenn man sie nach ihren Traumberufen fragt. „14-jährige Jungen sind in ihrem Denken noch nicht so weit wie Mädchen im gleichen Alter“, weiß Noetzel.

Dem kann Klaudia Bogdon-Braungart, Diplom-Sozialarbeiterin im AWO-Seniorenzentrum, nur zustimmen: „Am Anfang waren die Jungen ziemlich unsicher. Aber ihr Interesse war groß. Ich bin mir aber gewiss, dass hier der eine oder andere nach einem Praktikum fragen wird.“
Auch das kaufmännische Berufsbild und der Bereich der sozialen Betreuung wurde den Jungen, neben dem Beruf des Altenpflegers, vorgestellt.
Die Bewohner persönlich kennenzulernen, gefällt den Teenies. Brigitte Konietzni macht auf sie einen besonderen Eindruck. Die fröhliche 64-Jährige ist nicht auf den Mund gefallen: „Ich will im Leben 'was zu lachen haben und sage immer meine ehrliche Meinung. Wer damit nicht klar kommt, kann mir gestohlen bleiben“, sagt sie mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht „Ich habe den Jungen heute morgen schon erzählt, dass es im Leben nicht immer nur bergauf geht, man darf sich nur nicht unterkriegen lassen.“ Mit 38 Jahren hatte Konietzni einen Schlaganfall und musste ganz von vorn anfangen. „Ich konnte weder sprechen noch laufen, ich hatte alles vergessen, was ich erlebt habe.“ Heute hat sie alles wieder erlernt und steht mitten im Leben.
„Manchmal bin vielleicht schon ein komischer Vogel“, sagt sie, während sie mit Baris und Abdul ihr Fotoalbum durchblättert. „Nein, sie sind eine sehr nette Dame“, erklärt ihr Baris entschieden. Sie hat auf ihn Eindruck gemacht. „Jetzt kann ich mir doch vorstellen, hier ein Praktikum zu machen“, verrät er.

Einmal Bagger fahren? „Ja, aber nur fürs Foto“, sagt Annika, die sich beim Girlsday nicht allein auf dem Baufahrzeug ausprobieren durfte. Foto: Kappi | Foto: Michael Kaprol
„Sie sind eine sehr nette Dame“, erklärt Baris (l.) Brigitte Konietzni. Sein Kompliment kommt aus vollem Herzen. Auch Abdul fühlte sich bei ihr sehr wohl. Foto: Kappi | Foto: Michael Kaprol
Autor:

Bettina Meirose aus Bottrop

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