Herausforderungen - aber gerne! Barbara Josfeld war die Organisatorin der Bottroper Demenzwoche

Barbara Josfeld gemeinsam mit Paolo Franci, der mit seinem Seifenblasenfoto zum Gesicht der ersten Bottroper Demenzwoche wurde. | Foto: Michael Kaprol
  • Barbara Josfeld gemeinsam mit Paolo Franci, der mit seinem Seifenblasenfoto zum Gesicht der ersten Bottroper Demenzwoche wurde.
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„Die jugendlichen Paten sind mir richtig unter die Haut gegangen“, sagt Barbara Josfeld. Sie hat im Juni die erste Bottroper Demenzwoche organisiert - und war völlig überrascht von der Eigendynamik, die dieses Projekt bekommen hat.

„Da hat sich soviel entwickelt“, kann die 54-Jährige als Bilanz der Demenzwoche ziehen. Eine solche Resonanz hatte sie nicht erwartet - und zum Glück auch nicht geahnt, welche Arbeitsbelastung es sein würde, diese prall gefüllte Woche auf die Beine zu stellen. „Es gab Momente in denen ich dachte: Ich komme an meine Grenzen“, gibt Barbara Josfeld zu.

Die ersten Überlegungen solch eine Aktionswoche zum Thema Demenz auf die Beine zu stellen gab es im Gesundheitsamt schon im Jahr 2010. In einer Ideenwerkstatt, in der Beteiligte aus allen möglichen Bereichen saßen, wurde der Gedanke konkretisiert. „Wir haben alles reingeschmissen und haben irgendwann erkannt: Wow, das sind keine Hirngespinste, das ist machbar“, erinnert sich die Mutter von zwei Töchtern. „Wir dachten, wir kriegen 40 oder 50 Aktionen auf die Beine - am Ende waren es 150!“

Als sie die Liste gesehen habe, sei ihr vor Angst fast schlecht geworden. Wie soll das zu stemmen sein? Es war zu stemmen, und am Ende, bei der emotionalen Abschlussfeier auf dem Berliner Platz, hatte nicht nur Barbara Josfeld Tränen in den Augen. „Es war wie eine Ernte, ich war total glücklich.“

Dass sie einmal eine Aktionswoche zum Thema Demenz in Bottrop organisieren würde war ihr nicht an der Wiege gesungen worden. Barbara Josfeld ist gelernte Goldschmiedin. Doch als sie nach der Familienphase wieder in den Job einsteigen wollte musste sie schnell erkennen: Daraus wird nichts. Also hat die Bottroperin sich umgesehen, sich neu orientiert. „Dann wollte ich Gemeinderefentin werden“, erzählt sie. Geworden ist es schließlich ein Studiengang an der Universität Essen: „Soziale Arbeit, Beratung und Management“. Mit 45 Jahren saß sie zum ersten Mal im Hörsaal. „Die Dozenten waren teilweise jünger als ich und die Studenten hätten meine Kinder sein können“, erinnert sie sich. „Am Anfang war ich mir gar nicht sicher, ob ich mich nicht übernommen habe.“ Im Jahr 2007 hielt sie ihren Abschluss in der Hand.

Die Familie, die sie die ganze Zeit unterstützt hatte, war fast noch stolzer auf Mama, als diese auf sich selbst. Seit 2008 arbeitet Barbara Josfeld als Demenzberaterin beim Gesundheitsamt der Stadt. Bis zum Jahr 2014 ist die 25-Stunden-Stelle durch die Stottrop-Stiftung gesichert.
Viel Halt und Kraft holt sich Barbara Josfeld nicht nur in ihrer Familie, sondern auch im Glauben und in ihrer Gemeinde. „Der christliche Hintergrund spielt für mich eine ganz große Rolle“, sagt sie, „jeder Mensch ist unendlich wertvoll.“ Ein paar Jahre hat es in ihrem Leben geben, in denen sie mit Kirche und Religiosität „gar nicht viel am Hut“ hatte. Doch nach der Geburt der ersten Tochter fragte sie sich: Was sind eigentlich meine Werte, was will ich weitergeben? „Das war der auslösende Moment“, weiß sie heute.

Die Kreativität, die Barbara Josfeld in ihrem Beruf als Goldschmiedin ausleben konnte, ist ihr geblieben, wenn auch in anderer Form. Sie hat ihre Liebe zum Malen entdeckt, abstrakte Bilder entstehen dabei. „Irgendwann beim Malen merke ich dann: Aha, das hat dich also die ganze Zeit beschäftigt“, erklärt die Demenzberaterin. Kreativität also als Ventil, ebenso wie körperliche Anstrengung. „Manchmal habe ich den Drang, im Garten richtig zu schuften, zu sägen, umzugraben“, beschreibt sie solche Momente. „Danach kann ich dann zur Ruhe kommen.“

Aber auch die Achtsamkeit mit sich selbst, mit Körper, Geist und Seele, hat Barbara Josfeld als ganz wichtiges Element ihres Lebens erkannt. Yoga oder Entspannungsübungen helfen ihr dabei, den Kopf frei zu kriegen. Und auch ein Spaziergang durch die Bottroper Wälder kann Wunder wirken. „Ich weiß, dass es sich lohnt, mutig zu sein“, sagt Barbara Josfeld. „Die Demenzwoche war eine riesige Herausforderung, aber ich habe mir gesagt: Ich schaffe das!“

Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

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