Großes Lob für den fliegenden Holländer auf der Halde Haniel

Auch durch die einfallsreichen und bunten Kostüme wurde die Aufführung ein Hingucker. | Foto: Michael Kaprol
  • Auch durch die einfallsreichen und bunten Kostüme wurde die Aufführung ein Hingucker.
  • Foto: Michael Kaprol
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Sie sind alle platt. Platt, glücklich und auch ein bisschen erleichtert. Dass alles glatt gegangen ist. Dass das Publikum gejubelt hat. Und vor allem: Dass trotz Platzregen und Gewittersturm nur eine Aufführung abgesagt werden musste. "Der fliegende Holländer" auf der Halde ist Geschichte.

Die zweite Opernproduktion im Amphitheater unter der Regie von Thomas Grandoch war ein Kraftakt für alle Beteiligten. Zusatzchor, Maske, Schneiderei, Statisten, Techniker, Fahrer, Beleuchter und nicht zuletzt die Sänger, Musiker, Ballettmädchen und die Mitglieder des Projektchores. 363 Menschen waren an der Inszenierung beteiligt, haben zum Teil seit fast zwei Jahren auf diese Tage im Mai und Juni hingearbeitet. 6.000 Zuschauer pilgerten auf die Halde, um das Spektakel zu erleben. Rund eine halbe Million Euro sind geflossen. Nun ist Zeit, allen "Danke" zu sagen. Den Künstlern, dem Regisseur, den Musikern, den Ehrenamtlichen, den Unterstützern, dem Publikum, den Verantwortlichen, den Sponsoren ...

"Es war eine große Gemeinschaftsleistung und ein großes Abenteuer", sagt Oberbürgermeister Bernd Tischler, als ein paar Tage nach der letzten Vorstellung Bilanz gezogen wird. "Das zeigt mal wieder den Geist unserer Stadt."

Als am 31. Mai die Premiere gefeiert wird steht den Organisatoren fast noch der Schweiß auf der Stirn. Die Generalprobe am Tag zuvor war im wahrsten Sinne des Wortes abgesoffen, Bühne und Technik unter Wasser. "Wir haben das Publikum erst spät reingelassen, weil wir buchstäblich bis zur letzten Minute damit beschäftigt waren, die Arena bespielbar zu machen", sagt Kulturamtsleiter Dieter Wollek. Der Oberbürgermeister nennt ihn einen "Überzeugungstäter mit starken Nerven".

Überzeugungstäter mit starken Nerven

Und so ist die Premiere gleichzeitig Orchesterprobe und Soundcheck. Ganz rund läuft es anfangs noch nicht, dafür genießen die Gäste einen wunderbar lauen Sommerabend.

Stichwort Publikum: "Wir hatten Besucher aus Holland, Belgien, Österreich, der Schweiz", zählt Dieter Wollek auf. "Auch aus Bayreuth, Leute, die zu allen möglichen Wagner-Inszenierungen pilgern. Alle haben uns auf die Schulter geklopft und gesagt: Toll!"

"Das war mal wieder die Bottroper Lösung", findet Thomas Grandoch, und freut sich nicht nur darüber, dass alle an einem Strang gezogen haben. Auch darüber dass "meine Ideen fast alle so umgesetzt wurden, wie ich es mir vorgestellt habe." Mit der Aida-Aufführung im Kulturhauptstadtjahr 2010 habe man die Messlatte schon ziemlich hoch gehängt, weiß der Regisseur, der schon als Schüler Theaterstücke inszeniert hat. "Aber die Holländer-Kritiken haben die Aida noch übertroffen." Der britische "Guardian" hat am Tag nach der Premiere sogar ein Bild des fliegenden Holländers auf der Halde zum Foto des Tages gewählt.

"Eine Wagneroper ist eine ganz besondere Herausforderung für alle Beteiligten", sagt Dieter Wollek. "Es gab auch Momente, wo bei einigen die Luft raus war. Manche haben sich für die Oper ihren Jahresurlaub genommen und auch mit Schüppe und Spaten angepackt."

Stressig war es oft, vor allem dann, wenn die Verantwortlichen ständig die Wetterapps im Auge haben mussten, weil ein Gewitter und damit der Abbruch der Aufführung drohte. "Da ging es manchmal um Sekunden", erzählt der Kulturamtsleiter. Aber es war auch lustig - zum Beispiel dann, wenn die Froschfamilien, die sich in den entstandenen Regenteichen auf der Halde pudelwohl fühlten, gemeinsam mit Senta in die Arien einstimmten.

Noch ist von der nächsten großen Opernpoduktion auf der Halde Haniel in Eigenregie keine Rede. "Aktuell ist nichts geplant, aber man kann ja spinnen", meint Dieter Wollek. Und spinnen können die Bottroper manchmal ziemlich gut ...

Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

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