„Der fliegende Holländer“ feierte eine umjubelte Premiere

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Am Ende wandelt Sentas Geist im feuerroten Kleid hoch über dem Theater zwischen den Stelen am Haldenrand und verschwindet langsam in der Dunkelheit der ewigen Nacht. Der fliegende Holländer hält ihren toten Körper in den Armen, auf seinem Schiff mit den blutroten Segeln.

Es war ein echtes Bottroper Happening, das am Ende mit stehendem Beifall des Publikums gefeiert wurde. Im Amphitheater auf der Halde Haniel ging am Dienstag die Premiere der Operninszenierung „Der fliegende Holländer“ über die Bühne. Voll besetzes Haus, strahlend blauer Himmel, ein laues Lüftchen - besser hätte es nicht kommen können.

Dabei musste am Tag zuvor noch die Generalprobe abgesagt werden, da Dauerregen die Arena geflutet hatte. Die Technik gab teilweise den Geist auf, und statt zu proben, schüppten Ballettmädchen, Chor und Darsteller mit Eimern das Wasser aus dem Rund.

Die Geschichte des fliegenden Holländers (Bastiaan Everink) ist schnell erzählt: Er ist dazu verdammt, so lange unsterblich auf See zu bleiben, bis er eine Frau findet, die ihm treu bis in den Tod ist. In Senta (Elisabeth Otzisk) scheint er sie gefunden zu haben - bis er sieht, dass sie von Erik umworben wird. In der Annahme, auch Senta sei ihm nicht treu, kehrt der Holländer auf sein Schiff zurück. Senta folgt ihm und will beweisen, dass er sich irrt. Am Ende fällt der tödliche Schuss.

Mit Hinguckern nicht gespart

Regisseur Thomas Grandoch, der schon 2010 die umjubelte „Aida“ auf der Halde inszeniert hatte, spart auch diesmal nicht mit Hinguckern. Das Schiff des fliegenden Holländers besteht aus unzähligen Seecontainern, dreckig, verrostet, mit Leitern und Stahltreppen verbaut. Kapitän Daland (Michael Tews) hingegen, Sentas Vater, kommandiert vom ordentlich blau gestrichenen Schiff aus, seine Mannschaft tut in Gummistiefeln und Ostfriesennerz ihren Dienst. Der erfolglose Selbstmordversuch des Holländers endet in einer riesigen Stichflamme, die für kurze Zeit sogar die Wangen der Zuschauer erwärmt, seine Geister-Mannschaft ist schattenhaft hinter blutroter Folie nur schemenhaft zu erkennen. Auch Lacher sind erlaubt - zum Beispiel dann, wenn Daland die Schätze auf dem Schiff des Holländers begutachtet und in einem der Container die Edellimousine eines Bottroper Autotuners samt Präsentier-Girl vorfindet.

Ganze Arbeit haben auch Kostüm- und Maskenbildner wieder geleistet. Die Ballettmädchen erinnern in ihren pastelligen Kleidchen und den himmelblauen Perücken an Comicfiguren, die weiblichen Chormitglieder flattern wie eine Schar bunter Paradiesvögel auf die Bühne. Diese Bühne ist wie ein spießiger Garten gestaltet, samt schnörkeliger Bank, griechischer Göttinnen-Figur und weißem Lattenzaun. Hinter einer regendichten Plane musizieren die Neue Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Valtteri Rauhalammi.

Seit Monaten war halb Bottrop auf den Beinen, um diese Inzenierung in der unwirklichen Halden-Kulisse möglich zu machen. Allein 200 künstlerisch Mitwirkende sind dabei, die vielen helfenden Hände im Hintergrund sind kaum zu zählen. Der Beifall des Publikums gilt nicht nur den Darstellern und Musikern, sondern auch ihnen.

Weitere Aufführungen am Sonntag, 5. Juni, Montag, 6. Juni, Mittwoch, 8. Juni, und Donnerstag, 9. Juni. Es gibt nur noch Restkarten, Infos an der Theaterkasse, Tel. 703308.

Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

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