Behinderte nicht aussperren: Castrop-Rauxeler ist verärgert über fehlende Barrierefreiheit bei Discountern

Nur dank eines behindertengerechten Einkaufswagens, den einige Supermarktketten inzwischen anbieten, können Sabine Hecker und ihr Mann gemeinsam einkaufen gehen. Foto: Thiele
  • Nur dank eines behindertengerechten Einkaufswagens, den einige Supermarktketten inzwischen anbieten, können Sabine Hecker und ihr Mann gemeinsam einkaufen gehen. Foto: Thiele
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„Warum gibt es überhaupt Behindertenparkplätze vor Supermärkten, wenn die Behinderten dann ausgesperrt werden? Das ist doch absurd“, ärgert sich Bernd Hecker. Seit August 2012 ist seine Frau Sabine pflegebedürftig und auf einen Rollstuhl angewiesen. Das gemeinsame Einkaufen stellt den 55-Jährigen seitdem vor große Herausforderungen – denn längst nicht alle Supermärkte sind wirklich auf behinderte Kunden eingerichtet.

Wie schafft man es, mit einer Frau im Rollstuhl einkaufen zu gehen, wenn diese den Rollstuhl nicht selbstständig fortbewegen kann und man sie schieben muss? Wohin mit den Einkäufen?
Mit diesem Problem sieht sich Bernd Hecker seit rund einem Jahr konfroniert. Im August 2012 hatte seine Frau einen Schlaganfall, ist seitdem pflegebedürftig und auf den Rollstuhl angewiesen. „Allein lassen kann ich sie nicht mehr. Genauso wenig aber kann ich sie vor dem Geschäft stehen lassen“, sagt Bernd Hecker.
Eigentlich, das weiß er inzwischen, sei sein Problem ganz einfach zu lösen. Denn viele Supermarktketten verfügen inzwischen über einige behindertengerechte Einkaufswagen. Diese sind flacher und breiter als die Standard-Einkaufskörbe und können vorne auf den Rollstuhl aufgesetzt werden. „Bei Kaufland oder Edeka zum Beispiel gibt es diese Wagen“, berichtet der Castrop-Rauxeler. Ganz anders dagegen verhalte es sich bei Discountern wie Aldi und Lidl. „Da werden moderne neue Geschäfte mit allem Komfort gebaut, aber an so etwas denkt man nicht“, ist Hecker verärgert.
Er wurde selbst aktiv und nahm bereits im März dieses Jahres Kontakt zu beiden Unternehmen auf. „Man kenne das Problem und es werde auch gelöst, wurde mir gesagt“, so Hecker. Man habe ihn jeweils um etwas Geduld gebeten.
Doch irgendwann war seine Geduld erschöpft. Als er jetzt noch einmal nachgehakt habe, sei von seiner ursprünglichen Anfrage nichts mehr bekannt gewesen. „Mir wurde ein weiteres Mal zugesichert, dass etwas passieren wird, aber ich fühle mich langsam veräppelt. Das ist doch eine reine Hinhaltetaktik“, ist er überzeugt.
Und er weiß, dass es auch anders geht. Bei Hornbach in Datteln sei er auf das gleiche Problem gestoßen. Er habe sich daraufhin an Hornbach Deutschland gewandt, und drei Monate später habe es in der Filiale einen behindertengerechten Einkaufswagen gegeben.
Stellungnahmen von Aldi und Lidl lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

Autor:

Verena Wengorz aus Castrop-Rauxel

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