Mutter beschwert sich über EKZ-Wachdienst: „Handgreiflich“ gegen behinderten Sohn?

Bärbel Zielinski wollte ihren Sohn Marcel schützen. Mit auf dem Bild: Vater Thomas Zielinski. 
Foto: Wengorz
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„Mein Sohn ist so lieb und nett zu allen. Er tut niemandem etwas“, weiß Bärbel Zielinski. Deshalb hatte sich die 51-Jährige auch nichts dabei gedacht, den geistig behinderten und leicht autistisch veranlagten Jungen für wenige Minuten allein zu lassen, um die Toiletten im Einkaufszentrum am Widumer Platz aufzusuchen. Als sie zurückkam, fand sie den 14-Jährigen in eine scheinbar „handgreifliche Auseinandersetzung“ mit einem Mitarbeiter des Wachdienstes verwickelt.

Dass ihr Sohn Marcel, wenn er einen Aufzug sehe, die Angewohnheit habe, an den Knöpfen herumzuspielen, sei ihr bekannt, erklärt Bärbel Zielinski. „Das macht er immer. Aber er macht dabei ja nichts kaputt“, ist die 51-Jährige überzeugt.
Zudem sei ihr Ex-Mann Thomas, der Vater des Jungen, beruflich für den ASG-Wachdienst tätig, der für das Einkaufszentrum am Widumer Platz zuständig ist. „Dort kennt man Marcel und seine Eigenheiten“, hatte sich die Mutter gedacht und ihn deshalb ohne größere Bedenken neben den Aufzügen im Untergeschoss warten lassen.
„Als ich nach wenigen Minuten von der Toilette kam, stand dort ein Mitarbeiter des Wachdienstes und hatte meinen Sohn fest am Arm gepackt“, berichtet sie. Er sei sehr laut geworden und habe gedroht, die Polizei zu rufen. „Man sieht doch, dass der Junge behindert ist“, wundert sie sich über des Verhalten des Mannes.„Ich war natürlich selbst sehr aufgebracht und habe ihn angeschrien, er solle meinen Sohn in Ruhe lassen. Ich musste Marcel doch schützen“, erklärt die Mutter ihr Verhalten.
Als sie am darauffolgenden Tag noch einmal zum Einkaufszentrum gegangen sei, um das Gespräch mit Giuseppe Paterno, dem Leiter des Wachdienstes, zu suchen, hätten sich weder er noch Center-Manager Gerd Dominik auf ein Gespräch eingelassen. Man habe ihr direkt ein Hausverbot erteilt. „Warum?“, fragt sie. „Weil ich meinen Sohn verteidigt habe?“

Wachdienstleiter stellt sich hinter Mitarbeiter

Wachdienstleiter Giuseppe Paterno habe den Vorfall zwar nicht persönlich beobachtet. Er stellt sich jedoch hinter seinen Mitarbeiter. Dieser sei erst seit acht Monaten für den Wachdienst tätig und habe Marcel daher nicht gekannt. Seine Schilderungen – entgegen den Angaben von Bärbel Zielinski – nicht handgreiflich geworden zu sein, halte er für glaubhaft. Dass man in einem solchen Fall die Polizei rufe, sei wiederum ein üblicher Vorgang. Schließlich habe man den Jungen ja ohne eine Betreuungsperson vor den Aufzügen angetroffen.
Dass der Mutter ein Hausverbot ausgesprochen wurde, bestätigt Paterno. „Sie hat nur geschrien. Man schreit aber nicht, man redet miteinander“, so der Wachdienstleiter.

"Er sprang wild zwischen den Aufzügen hin und her"

Der betroffene Wachdienstmitarbeiter, Peter Donath, schildert den Fall wie folgt: „Der Junge sprang wild zwischen den Aufzügen hin und her und drückte auf die Knöpfe.“ Durch sein Verhalten habe er Kunden des Einkaufszentrums an der Benutzung der Aufzüge gehindert und ihnen Angst gemacht. Eine ältere Dame mit Rollator habe den Aufzug beispielsweise nicht benutzen können. „Ich habe dem jungen Mann gesagt, das sei kein Spielzeug und er möge das sein lassen“, so Donath. „Ich habe meine Hand auf seinen Arm gelegt und wollte ihn an die Seite drücken, aber er ließ sich nicht bewegen, stand einfach nur stocksteif da“, so Donath. Als er schließlich die Polizei anrufen wollte, „hörte ich schon die Mutter schreien“. Dass der Junge eine Behinderung habe, sei ihm von vornherein klar gewesen. Er habe ihn auch mit der entsprechenden Vorsicht behandelt, habe jedoch – im Interesse der betroffenen Kunden – reagieren müssen.

Autor:

Verena Wengorz aus Castrop-Rauxel

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