Ein bisschen jugendlicher: SGV veröffentlicht neuen Wanderplan

Wandert gerne: Manfred Pietschmann. 
Foto: Archiv
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Geocaching-Experimente wird es beim Sauerländischen Gebirgsverein in naher Zukunft wohl eher nicht geben. „Aber wir planen, uns ein GPS-Gerät zuzulegen, und wir wollen ein bisschen jugendlicher werden“, berichten Manfred Pietschmann, erster Vorsitzender, und Pressewart Reinhold Ramlau. Im Gespräch mit unserer Redaktion gaben beide einen kurzen Überblick über die Wander-Highlights, die sich der SGV für das erste Halbjahr 2014 vorgenommen hat.

„Den Wanderführer, der sich noch nie verlaufen hat, gibt es nicht“, weiß Manfred Pietschmann. Um die Planung der Wanderungen zukünftig zu vereinfachen und jüngere Teilnehmer anzusprechen, möchte der 74-Jährige möglichst bald ein GPS-Gerät für den Verein anschaffen. „Ich habe so ein Ding ja selbst noch nie in der Hand gehabt, aber alle, die damit unterwegs waren, sagen, es ist wunderbar“, lacht er.
Im April dieses Jahres soll es beim SGV auch erstmals Lehrgänge für die Wanderführer geben, in denen der Umgang mit dem Gerät erläutert wird.
Vorerst wird aber noch ganz klassisch mit Faltplänen gewandert. Eine Tour, auf die sich der erste Vorsitzende ganz besonders freut, ist die Tageswanderung entlang der Ems, die am 8. März unter seiner Leitung stattfinden soll. „Es geht von Telgte nach Warendorf“, so Pietschmann. „Beide Städte sind wahre Kleinode mit vielen Sehenswürdigkeiten. Telgte ist ja sehr durch das Pilgern geprägt und Warendorf als Pferdestadt bekannt.“
Auch das Felsenmeer im Sauerland, das am 1. März erwandert werden soll, habe viel zu bieten. „Ein Naturschauspiel. Da bin ich schon früher mit der Schule hingefahren“, so Pietschmann.
Eine viertägige Tour wird die SGV-Wanderer vom 19. bis zum 22. Juni zum Hexenstieg in den Harz führen. Diese werde jedoch alles andere als ein gemütlicher Erholungsurlaub. Pro Tag sollen etwa 20 Kilometer Wegstrecke erwandert werden, und man freue sich dabei auf einzigartige Naturerlebnisse. „Ich kenne den Harz ja bereits. Und diejenigen, die schon mal dort waren, sagen eigentlich alle, es ist wunderschön“, weiß der begeisterte Läufer.
Interessierte sind willkommen, sich den Wanderungen des SGV anzuschließen. „Dafür sollten sie einfach eine Viertelstunde vor Beginn zum Treffpunkt kommen“, rät Pietschmann. Der neue Wanderplan des SGV liegt unter anderem im Rathaus und in der Radstation am Hauptbahnhof aus. Online ist er auf der Vereinsseite verfügbar (www.sgv-bezirk-emscher-lippe.de).

Seine Wandererlebnisse schreibt Manfred Pietschmann regelmäßig auf. So berichtet er auch von einer mehrtägigen Wanderung auf dem Jakobsweg:

Wandern auf Pilgerpfaden: Ein Bericht von Manfred Pietschmann:

Von Corvey nach Bad-Driburg auf dem Jakobsweg /
Kaiserwetter auf himmlischen Wegen durch das Weser Bergland

Als wir uns am Abend nach der Rückkehr zum Abendbrot die letzten Bütterchen aus dem noch übrig gebliebenen Lunchpaket des Klosters Brede munden lassen, gehen unsere Gedanken zurück an ein kompaktes Wanderwochenende voller Erlebnisse in unglaublich schöner Natur. Nach der nachmittäglichen Ankunft in Höxter, verspätet, weil mehrere Zuganschlüsse leider wieder einmal nicht klappten und dazu noch ein Schienenersatzverkehr von Altenbeken nach Bad Driburg „punktlich“den zu spät eintreffenden Fahrgästen davon fuhr, hatte sich unser Unverständnis über soviel Missachtung von Kunden schnell gelegt, denn der Uferweg zur Bastei Corvey bei strahlendem Sonnenschein war eine einzige Augenweide.

Nach der Besichtigung der schmucken Anlage mit ihrem Dom, natürlich mit Abstecher zum Grab des Dichters der Deutschen Nationalhymne, Hoffmann von Fallersleben, bummeln wir in die Altstadt Höxter, wo uns ein Stadtfest mit Musik und vielen Angeboten empfängt. Jeder verpflegt sich an den Imbissständen, auch Bier aus heimischer Braukunst bietet sich an.
Unsere Unterkunft liegt außerhalb der Stadt in Godelheim. Die kleine Stadt erreichen wir mit dem Zug in wenigen Minuten, für das endgültige Ziel, nur gut zwei Kilometer entfernt,brauchen wir erheblich länger.Als wir einen Bahnübergang queren wollen, in unserer Wanderkarte eingezeichnet, ist der wohl schon vor langer Zeit geschlossen worden.Also weiter am Bahndamm entlang, eingebettet zwischen Dornenbüschen und einem Feldrain, dabei absolute Dunkelheit.
Wir erreichen nach knapp einem Kilometer den nächsten Überweg und müssen die parallel geführte Bundesstraße, stark befahren, in Gegenrichtung zurück marschieren.
Nach einigen 100 Metern erreichen wir aber unversehrt unseren Landgasthof, wo uns eine kommunikationsfreudige Wirtin herzlich begrüßt.Es wird noch ein herrlicher Abend, im Kühlschrank ist alles gehortet, was man so nach einem erlebnisreichen Tag braucht. Nur der Rotwein ist grottenschlecht.

Nach einem feinen Frühstück geht’s kurz vor 9.00 Uhr mit einem Bus nach Höxter.
Dort decken wir uns alle mit unseren Tagesrationen ein, ehe wir die 24 Kilometer in Richtung Brakel unter die Füße nehmen. Die Sonne strahlt mit unseren Gesichtern um die Wette, der Himmel besteht aus purem Blau.
Wir wandern stadtauswärts, ehe wir die erste Steigung zum Heiligen Berg mit seiner Heilig Geistkirche erreichen. Dort, leider im Schatten der Bäume, auch die Kirche ist verschlossen, machen wir unsere erste Rast. Buchenwälder und freie Blicke auf die vielen Täler, dazu immer wieder Hütten für Pilger, säumen den Weg. Dabei wechseln sich Aufstiege und Abstiege regelmäßig ab.
In Ovenhausen, einem der vielen malerischen Dörfer machen wir kurz Halt und versorgen uns mit frisch belegten Brötchen zum Pilgerpreis.Am Kaiserbrunnen, angeschlossen ein hübsches Lokal, machen wir unsere letzte Rast, diesmal mit Kaffee und Kuchen, aber auch mit dem frischen köstlichen Wasser aus der dortigen Quelle, übrigens geschenkt.
Schon kurze Zeit später erblicken wir von weitem die mächtige Klosteranlage Brede mit seinen angeschlossenen Schulgebäuden.
An einer kleinen Pforte, ja, ja, wir sind auf einem Pilgerweg, in einer Ecke der in U-Form
errichteten Klosteranlage, werden wir nach kurzem Läuten von Schwester Ignatia überaus herzlich empfangen. Sie hat so ein mitfühlendes Verständnis für unsere müden Knochen und begleitet uns mit den Zimmerschlüsseln auf unsere Etage des Gästehauses.Eine tolle Herberge!
(...) Das Abendessen ist mit Kartoffelsalat und Würstchen, dazu Brot mit Schinken und Käse sowie Joghurt so richtig nach unserem Geschmack. Alles lecker, besonders der Salat. Kompliment,das ist hohe Kochkunst, was wir der Köchin auch bei einem Rundgang weitergeben.
Vor dem Frühstück ist Kirchgang angesagt, zu dem uns Schwester Ignatia, die Organisatorin für die Pilger, einlädt, nein sogar ermuntert. Wer kann da nein sagen?

Wir haben es alle nicht bereut, denn die Stunde hat auch denen gut getan, die sonst mit Kirche nichts am Hut haben. Die Predigt handelte übrigens vom Reichen und dem armen Lazarus. Da macht man sich schon seine Gedanken über diese Welt, die wohl niemals gerecht war.
Ein richtig tolles Frühstück mit allem was man so kennt, einschließlich Frühstücksei, und später noch Lunchpakete und für jeden eine Tüte selbstgebackene Plätzchen, runden einen Aufenthalt ab, der alle unsere Erwartungen übertroffen hat, liebevolle Betreuung eingeschlossen.
Danke, Schwester Ignatia, Sie haben mit ihrer liebevollen Aufmerksamkeit für uns einen
unvergesslichen Aufenthalt geschaffen.Sie wird einen Platz in unseren Herzen behalten.
Der Abschied mit langem Winken hat das auch sicherlich zum Ausdruck gebracht.
Die letzten 16 Kilometer sind nur noch ein Klacks. Die Schönheit des Weges bleibt so wie am Vortag, wieder mit totalem Sonnenschein.
An der Ender Höhe passiert uns eine große Pferdeherde, die begleitet unterwegs ist, in Alhausen werden wir an Friedrich-Wilhelm Weber erinnert, der hier geboren wurde, und mit dem Buch "Dreizehnlinden" berühmt geworden ist. Ein Dreizehnlinden Wanderweg und ein Gasthaus gleichen Namens zeigen den Stolz des Dorfes über ihren weltbekannten Sohn. Die gräfliche Parkanlage in Bad Driburg,durch die der Pilgerweg eigentlich führt, verschmähen wir, weil dafür Eintritt verlangt wird. Die fünf Euro haben wir für unsere letzte Einkehr im „Stellwerk“, einem zu einem Bistro umgebauten netten Lokal direkt am Schienenstrang, aufbewahrt.
Es geht nach Hause, die Züge sind pünktlich wie die Eisenbahn. Wir sind froh und glücklich, denn es war mal wieder eine wunderschöne Wandertour. Der Abschied macht Lust auf ein Neues.

Autor:

Verena Wengorz aus Castrop-Rauxel

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