“ExtraSchicht“ in der „verbotenen Stadt“

Local-Hero-Interview mit Stadtplaner Karl-Heinz Rudorf

Das silberne Raumschiff an der Hünxer Straße 81 mit eigenem geschütztem Eingang, etwas niedriger an die weithin sichtbare Hellmich-Baufirmen-Zentrale angebaut, beherbergt das Technische Rathaus der Stadt Dinslaken.

Hier, im Planungsamt, werden im Sinne des Wortes Pläne geschmiedet. Auch mögliche Projekte zur Kulturhauptstadt Europas 2010 (KHS). Deren erste „Local-Hero“-Stadt ja Dinslaken ist. Ein Grund für den KHS-Zuschlag aus Brüssel war auch, den Strukturwandel des Ruhrgebietes als vorbildlich für andere Städte/Regionen zu würdigen.

Aus Industrie-brachen sollte neues Event-Leben, Kultur, Tourismus und „Kreativwirtschaft“ entstehen. Und das Revier zwischen Ruhr und Emscher endlich auch offiziell Metropole werden. In all diesen Zusammenhängen fällt dann in Dinslaken schon mal öfter der Name Rudorf.

Genauer: Karl Heinz Rudorf, Leiter des Planungsamts der Stadt. Denn der hat es z.B. auch mit seinen vielfältigen Kontakten zum Regional-Verband-Ruhr (RVR) geschafft, dass Zeche Lohberg in diesem Jahr erstmals als Spielstätte der berühmten „ExtraSchicht“ (in die Nacht der Industriekultur) mit aufgenommen wurde. Und das mit so durchschlagendem Erfolg, dass Zeche Lohberg im KHS 2010-Jahr als eines der Haupt-Events der „ExtraSchicht“ (diesmal als „Sommerfest der Kulturhauptstadt“) gehandelt wird.

Rudorf bezeichnet die Zeche gern als „Die verbotene Stadt“.

Denn zur aktiven Zeit war das Zechengelände den meisten, den nicht im Bergbau tätigen Dinslakenern ja nicht zugänglich und damit völlig unbekannt. Als Vertreter des Dinslakener Planungs-Dezernenten Klaus Haferkämper saß Rudorf oft im RVR-Parlament in Essen. Und hat natürlich auch die Bewerbungsphase des Reviers als „Stadt Essen für das Ruhrgebiet“ um den begehrten Titel „Kulturhauptstadt Europas“ von Anfang an verfolgen können.

Karl-Heinz Rudorf (der übrigens nie vergisst, die Verdienste seiner Mitarbeiter Ruth Reuter und Wilfried Klein zu loben) ist ein besonnen wirkender Mann.
Wenn er spricht, wägt er seine Worte sehr genau ab: Er gehöre bewusst keiner politischen Partei an. Denn Städteplanung sei nur im Konsens mit allen Parteien sinnvoll und mehrheitsfähig.

In einer Stadt wie Dinslaken sind die formalen Wege noch kurz genug, um auch schnell mal mit dem Bürgermeister zu telefonieren (man kennt sich ja bestens aus dem Planungsausschuss). Denn „was nutzt die beste Idee, wenn man keine Mehrheiten zustande bekommt.“ Als Stadtplaner muss man geduldig sein. Seit 1975 arbeitet Karl-Heinz Rudorf bei der Stadt Dinslaken in unterschiedlichen Funktionen und ist seit 1993 Planungsamtsleiter. Er kennt natürlich auch „Gott und die Welt“ und damit eigentlich auch alle Bauvorhaben in dieser Stadt.

Studiert hat Karl-Heinz Rudorf in Essen, wo seinerzeit interdisziplinär auch (als Pilotprojekt) Städteplanung angeboten wurde. Damals wurde seine Leidenschaft für diese Disziplin geweckt. Rudorf ist verheiratet und hat vier Töchter. In seiner Freizeit lässt er sich er gern beim Segeln auf dem Ijsselmeer den Kopf frei blasen.

Dinslaken ist nach mehreren Verlegungen der Emscher-Führung heute deren Mündungs-Standort in den Rhein. Und ein Hauptprojekt der KHS 2010 und des RVR ist ja die Re-Naturierung (sozusagen Ent-Kanalisierung) der Emscher.

Und so wagte man 2005 in Dinslaken zu hoffen, dass der Fluss schon zur KHS 2010 renaturiert als Delta-Mündung in den Rhein fließen könnte. Oder zumindest wenigstens Baubeginn sein würde: „Man hätte ein Open Air Konzert auf der Baustelle machen können. Das ist aber leider nicht so zum Tragen gekommen“, berichtet Rudorf seine Erfahrungen aus den ersten Sitzungen mit dem damaligen und heutigen Dinslakener KHS 2010-Beauftragten Thomas Pieperhoff. Doch aufgeschoben sei nicht aufgehoben.

Emscher-Delta: „Die Planung ist im Fluss“

„Die Planung ist weiter im Fluss und bezieht aktuell die neuesten ökologischen Erkenntnisse und Auflagen mit ein“, so Rudorf weiter.
Das zukünftige Emscher-Delta soll übrigens in etwa die Maße wie vom Altmarkt bis zur Neustraße haben. (Wird aber natürlich nicht in die Stadt verlegt.) Und so freut sich der Leiter des Planungsamtes, somit einer der local heroes, auch weiterhin auf Dinslaken als erste „Local-Hero-Stadt 2010“ (Helden vor Ort).
Und besonders auf „seine ExtraSchicht“ auf Zeche, in der „Verbotenen Stadt“ auf Lohberg. (Erschienen im Niederrhein Anzeiger 9.12.09 / cd).

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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