Küken klaut man nicht!

Aktuell am Ententeich: Enten bitte weder klauen noch füttern
  • Aktuell am Ententeich: Enten bitte weder klauen noch füttern
  • hochgeladen von Oliver Peters

Da gibt es diese große Halle, dessen Namen niemand auf Anhieb nennen kann. Kathrin-Türks-Halle? Oder doch Stadthalle? Egal, darum soll es in diesem Text gar nicht gehen. Eher um einen wahren Dinslakener Klassiker, den jeder kennen sollte. Die Hochburg der hiesigen Romantik, ein Garant für einen erfolgsversprechenden Spaziergang mit der zuvor abgefüllten Braut. Hinter der Halle mit den vielen Namen befindet sich ... der Ententeich.
Man stelle sich in diesem Moment eine aussagekräftige Hintergrundmusik vor, wenn ich sowas wie "der Ententeich" niedertippe. Nur so wird man dem Mythos gerecht. Dieser Ententeich ist überschaubar, mit einer schlichten Bank und wilder Skulptur dekoriert und - überraschenderweise - mit Enten gefüllt. Ab und zu schwimmt auch eine Bierflasche zwischen dem zukünftigen China-Menü Nr. 34 herum, aber das ist zum Glück die Ausnahme.
Letztens war ich mit meiner Partnerin an genau diesem Ententeich. Ich wollte mir Anregungen für den Besuch beim Imbiß holen, während sie mit großen Augen die klitzekleinen flauschigen Küken bestaunte.
"Davon nehme ich nun eins mit!" sagte sie.
"Das geht nicht." sagte ich.
"Wieso? Die Mutter würde es bestimmt nicht merken."
"Das ist doch kein Argument! Außerdem ... willst Du es in die Tasche packen?"
"Ja! Die Tasche ist groß genug!"
"Nein! Küken nimmt man nicht mit! Die findet man nur knuffig und süß und geht dann weiter!"
"Aber bei mir würde es ihr viel besser gehen! Ich habe einen großen Garten und der Spielplatz ist nicht weit weg..."

Am Ende konnte ich mich durchsetzen. Meine Partnerin blickte mich zwar beleidigt aus dem Augenwinkel an ("Spießerarsch!"), aber ich hatte das Gefühl, das Richtige getan zu haben. Menü Nr. 34 kann ich übrigens nur empfehlen.

Zwei Tage später. Meine Partnerin war zum Wochenende in irgendeinem Streichelzoo und schrieb mir fleissig Kurznachrichten via Handy, was sie gerade macht.
"Voll schön hier! Voll die Tiere! Und was machst Du?"
"Gerade aufgestanden. Ich habe auch Tiere. Zwei Kater. Einen auf dem Schoß, einen im Kopf."
"Jaja. Ich habe hier eine kleine Ziege..."

Ziege. Klein. Ich musste direkt daran denken, wie sie das Küken entführen wollte. Ihr ist durchaus zuzutrauen, dass sie nun die kleine Ziege packt und in ihre Tasche ... nein. Zum Glück. Ihre Tasche wird nicht ausreichen, dachte ich.

"Zum Glück hast Du nur Dein Handtäschchen. Sonst wäre die arme Ziege nun dem Untergang geweiht." schrieb ich.
"Ich habe heute den Rucksack bei! Ich nenne die Ziege Butch! Er ist sooo süß und zahm!" schrieb sie.
"Du willst mich wieder verarschen, oder? Ziegen gehören nicht in Taschen!!"
"Zu spät ..."

Sie schickte mir noch ein Foto, wie sie Butch auf dem Arm hielt. Hilfe. Ich versuchte mir die Szenerie noch irgendwie schön zu reden. Ziegenkäse gratis und wann ich will. Aber das reichte noch nicht. Ich schrieb weiter.

"Du kannst Ziegen nicht einfach mitnehmen. Was machst Du denn, wenn Du im richtigen Zoo bist? Das ist übrigens Egon, der kleine Elefant???"
"Nun reg Dich ab. Ich hoffe, ich schaffe es raus...meine Nachbarn werden ausflippen!!"
"Du bist verrückt. Und kleptomanisch veranlagt. Ich werde Dich nie wieder mit meinem Kater alleine lassen."

Es folgte eine längere Schreibpause, um die Situation etwas dramatischer zu gestalten. Meine Partnerin weiß nämlich genau, wie man mich auf die Palme bringt. Dann ging es weiter.

"Ich habe es geschafft! Butch und ich sind draußen!"
"Hoffentlich kackt er Dir in den Rucksack!"
"Schatz? Du bist echt total bescheuert. Als ob ich eine Ziege mitnehmen würde. Was Du mir alles zutraust, also echt."
"Ich wusste natürlich, dass es alles nur Spaß war! Haha! Spitzenwitz! Bis gleich!"

Wusste ich natürlich nicht. Da hatte sie mich ordentlich reingelegt. Was ich mir seit dem Tage auch regelmäßig anhören darf. Der nächste Spaziergang am Ententeich (mit tropfenden Eis vom Altmarkt) steht ja bestimmt bald bevor. Auch wenn sie zuletzt bluffte ... ich werde vorher die Küken zählen. Man weiß ja nie.

Autor:

Oliver Peters aus Dinslaken

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