Hardy Krüger ist auf Tour gegen rechte Gewalt

„Gemeinsam gegen rechte Gewalt“ ist das Motto unter dem Hardy Krüger Front gegen Neonazis macht. | Foto: Schmitz
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Hardy Krüger ist ein Weltstar. Er wuchs auf mit Hitlerbüsten im Wohnzimmer, wurde mit 16 in der SS-Division an die Front geschickt und kämpft auch heute noch: mit 86 Jahren tourt er durchs Land gegen rechte Gewalt.

Denn der Senior mit dem silbernen Haar ist jemand der weiß, was Freiheit bedeutet. „Es ist unerträglich, das Nachfolgeparteien von Adolf Hitlers Partei, durch die der Krieg ausgebrochen ist, der 60- bis 80 Mio. Menschen das Leben kostete, in deutsche Parlamente gewählt werden“, sagt er. Deshalb besucht er Rathäuser, stellt sich vor Kameras und erzählt in Mikrofone, wie das war, damals.
Nicht nur in Dortmund zeigt der international erfolgreiche Schauspieler Hardy Krüger Flagge gegen rechte Gewalt und menschenverachtende Einstellungen.

"Hitler für Eltern von Gott gesandt"

„Ich bin ein Zeitzeuge, der das tun muss“, meint der beliebte Darsteller zu seiner Aufklärungskampagne. Und der engagierte Schauspieler erzählt, wie das war, früher: „Ich bin in Wedding in der Weltwirtschaftskrise schlimmster Ordnung geboren und mein Vater verlor seine Arbeit und versuchte die Familie als Kofferträgr am Anhalterbahnhof durchzubringen. Für meine Eltern waren Adolf Hitler und seine Genossen von Gott gesandt, sie haben den Mann verehrt. Als Fünfjähriger sah ich die Hitlerbüste im Wohnzimmer, später in der Schule sein Bild an der Wand.“

Übers Nazi-Regime aufgeklärt

Mit zehn Jahren ist Hardy Krüger im Jungvolk, wird dann für die NS-Eliteschule vorgeschlagen und denkt die Adolf-Hitler-Schule sei, wie eine Goldmedaille. Bis er da war. Dann ging 1943 ein Filmemacher durch die Schule, der einen Jungen als Darsteller suchte und Krüger kam zur UFA . Dort nahm ihn Hans Söhnker unter die Fittiche, der ihm Filme von jüdischen Filmemachern zeigte, auch sagte, dass die verboten seien und ihn über das Regime der Nazis aufklärte. „So begann ich mit 15 Jahren in schlaflosen Nächten mir Gedanken zu machen, dass Hitler, der Mann, den ich so verehrte, ein Verbracher war“, erinnert sich Hardy Krüger heute. Auch daran, dass er das, was er erfuhr von Konzentrationslagern und Verfolgung mehr glaubte, als seinen Eltern.

Mit "Nibelungen" in die Schlacht geworfen

„Als Hitler seinen Selbstmord plante, wurde ich in die SS-Division Nibelungen im Donaubogen in die Schlacht geworfen. Für mich war das nicht so schlimm, ich war ausgebildet. Doch die Jungs um mich herum wurden auf fürchterliche Weise ausgelöscht“, berichtet er mit ruhiger Stimme vom Krieg und der Front.
Und er erzählt, wie er desertierte und irgendwann Amerikaner sah. Froh, dass der Krieg vorbei war, findet er sich in Gefangenschaft hinter Stacheldraht wieder. Er schafft wieder die Flucht und wandert 46 Tage lang von Tirol nach Berlin zur todkranken Mutter.

"Vater dachte, ich sei gefallen"

Was er nicht wusste: Während er im Krieg war, fiel daheim sein Foto von der Wand, sein abergläubiger Vater dachte, er sei gefallen und seine Mutter beging einen Selbstmorversuch. „Ich versuchte meine Mutter in den Westen zu bringen, landete später in Hanburg und mein Leben fing an“, beendet Hardy Krüger seine Erzählung. Und dann fügt er hinzu, wie entsetzt er 1957 war, als jemand Hakenkreuze an die Synagoge in Köln geschmiert hatte. „So fing es bei mir an, dass ich jeden aufs Korn nahm und bekämpfe, der dem freien Leben entgegensteht“, sagt Krüger, „denn er war mein Todfeind.“

Drei Fragen an Hardy Krüger

1.Sie besuchen auch Schulen um aufzuklären, wie kam es dazu?
Man hat mich gefragt, ob ich in einem Gymnasium vor 600 17- bis 19-Jährigen sprechen wollte und mich gewarnt, dass die nicht lange zuhören. Und dann haben sie mir eine Stunde und 40 Minuten aufmerksam zugehört.

2. Wie erleben sie die Schüler bei Diskussionen und was wissen die über die Nazizeit?
Bei dieser Lesung hatte ich das Gefühl, es musste erst jemand kommen, der ihnen erzählte, wie das damals abgelaufen ist. Das heißt sie waren nicht informiert. Und nach einer Lesung in Wismar wollte ich der Bürgermeisterin ein kleines Geschenk machen und in einer Buchhandlung mein Buch ‚Wanderjahre‘ kaufen. Doch das war ausverkauft. Der Buchhändler erzählte mir, dass ein Lehrer 28 Bücher gekauft hatte, um sie seinen Schülern zu schenken. Er hätte gemeint, die Schulbücher reichten nicht aus und wollte es zur Pflichtlektüre machen.

3. Sprechen die Schüler denn nicht mit Großeltern und Eltern über die Zeit?
Ich höre immer wieder, dass dieses Thema Zuhause tabu ist. Schüler hören daheim mit Ausschwitz und alldem müsse mal Schluss sein und das macht mich ärgerlich. Auch wenn Leute dann nicht mehr zur Wahl gehen, denn Politikverdrossenheit ist das Schlimmste.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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