Dortmund wird grün: Hinterm rostigen Werkzaun wird ein neues Stück Stadt geschaffen

Beim Rundgang übers  HSP Gelände wurden an der Alten Radstraße die Pläne fürs zukünftige Wohn- Gewerbe- und Freizeitviertel vorgestellt. . | Foto: Stephan Schütze
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  • Beim Rundgang übers HSP Gelände wurden an der Alten Radstraße die Pläne fürs zukünftige Wohn- Gewerbe- und Freizeitviertel vorgestellt. .
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Wo einst Spundwände aus dem Werk rollten und heute Brennesseln und Sommerflieder im Wind wiegen soll bald ein neuer See geflutet werden. Im Schatten des Emscherschlösschens, wie Hoeschianer einst die riesige Werkhalle auf dem alten HSP-Gelände tauften, soll in neun Jahren ein zukünftiger Grünzug der 45 Hektar Brache neues Leben einhauchen.

"Nein, nicht so groß wie der Phoenix-See", beeilen sich die Planer zu versichern, während der Blick von der Einfahrt an der Alten Radstraße zwischen Industrierelikten über das Gelände hinterm ehemaligen Versorgungsamt schweift. Aus einem Stahlwerk hat Dortmund einen See geschaffen, also ist die Verwandlung der alten Hoesch-Verwaltung in ein Hotel, des HSP-Werksgeländes in eine grüne Wohnsiedlung mit einem neuen See namens Emscherbassin, doch eher eine leichte Übung.

Dortmund hat vorgelegt

Und grün will die Stadt vor allem hier zwischen alten Werkshallen entlang der neuen Emscher zwischen Hafen und Huckarde, bis zur Kokerei Hansa und Deusenberg werden. Damit das klappt, hat die Stadtspitze vorgelegt. Aufbauend auf dem Konzept aus dem RVR-Workshop zur 2017 geplanten Internationalen Gartenschau (IGA) haben die Dortmunder ihre Pläne weiter entwickelt: Die große hinter rostigen Zäunen versteckte Brache zwischen Rheinischer Straße, Dorstfelder Allee und Heinrich-August-Schulte-Straße wird zum Teil eines neuen Grünzuges „Emscher nordwärts“. Eingebettet in das Dekadenprojekt „nordwärts“ will Dortmund aus dem Gelände des Hoesch Spundwand Werkes die Basis eines großräumigen, innovativen und zukunftsweisenden Wohn-, Gewerbe- und Freizeitbandes machen.

Vom Enscherschlösschen zum neuen Campus

Entlang der Emscher, von der Rheinischen Straße und den HSP-Brachflächen über die Kokerei Hansa, den Deusenberg, bis hin zum Bahnhof Mooskamp im Norden, entsteht eine Entwicklungsachse, die Tradition mit Moderne und montanindustrielle Geschichte mit zukunftsweisenden Lebensräumen in einem neuen Campus für Energie- und Entrepreneurship, Stromproduktion, Digitale Seueuerung und Start ups, verbindet.
Das Projekt versteht sich als Beitrag der Stadt Dortmund zur IGA. Ein Angebot an das Land, im Rahmen internationaler und deutschlandweiter Aufmerksamkeit Synergien effektiv zu nutzen.

Beim Ältestenrat kam Plan gut an 

Beim Ältestenrat der Stadt kam das Konzept, welches etwa die Feldherrnhalle mit dem Charme ihrer industriellen Vergangenheit mit in das zukünftige grüne Wohnviertel einbindet, gut an. Dem Rat wird das Konzept am 12. Juli vorgelegt.
Auch NRW-Bauministerin Scharrenbach gefiel die Nordwärts-Kulisse. "Damals", erinnert Oberbürgermeister Ullrich Sierau seien vom Land Mittel zugesagt worden. Doch nach dem Regierungswechsel fehle die Förderzusage. "Die Ministerin meinte, wir würden das auch alleine hin kriegen", berichtet Sierau von Gesprächen.

Dortmund hat Hausaufgaben gemacht 

Und er wartet jetzt auf ein Treffen mit den beiden weiteren IGA-Städten Gelsenkirchen und Duisburg, welche ebenfalls mit Projekten 2027 ihren Strukturwandel präsentieren wollen. Mit der Konkretisierung des Dortmunder Konzeptes in einem Rahmenplan habe die Stadt ihre Hausaufgaben gemacht. "Wir wollen, dass die IGA kommt und dass es hier passiert", wartet Ullrich Sierau jetzt darauf, "dass die anderen auch ihren Beitrag leisten."

Machbarkeitsstudie beauftragt

Mit Grundstückseigentümer Thelen ist die Stadt sich einig, das Gelände als urbanes Quartier zu entwickeln und auch die Feldherrenhalle zum Denkmal zu machen, dazu wird gerade eine Machbarkeitsstudie erstellt, die 2019 vorliegen soll.
Wie in Hörde, werde auch in Dorstfeld durch diese Pläne viel in Bewegung geraten, sind sich Sierau und Wilde einig. Beide glauben dass viele der einzelnen Projekte, wie etwa ein niveaugleicher Rad- und Wanderweg entlang der Emscher von der Rheinischen Straße bis zur Kokerei Hansa und dem Deusenberg bis zur IGA realisiert werden kann. Und von der Gartenausstellung hänge auch die Finanzierung ab. 33 Mio. Euro müssten in den rund 5 km langen Grünzug von Dorstfeld bis hinter den Deusenberg investiert werden, für die temporären IGA-Projekte kämen dann noch einmal rund 17 Mio. Euro hinzu. Was es auch koste, eines habe die Stadt bewiesen: Dortmund kann Strukturwandel.

Der Rahmenplan

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Im Zuge der jüngsten Projektkonkretisierung entstand ein Rahmenplan, der die Grundlage für die weitere integrierte Entwicklung des gesamten Raumes bildet. Die räumlich-inhaltlichen Schwerpunkte der Gesamtkonzeption untergliedern sich dabei in drei Teilräume:

Teilraum Süd

Auf der Brachfläche des ehemaligen Werkes Hoesch Spundwand Profile entsteht ein neuer Stadtteil. Kleinteiliges, hochwertiges Gewerbe, innovatives Wohnen in Verbindung mit Wasserelementen und Grünstrukturen sind die Zielvorstellungen für diesen Bereich. "Das neue urbane Quartier bildet zum einen die Schnittstelle zu Dorstfeld und zum Emscherraum, zum anderen fördert es die Potenziale des Unionviertels im Süden, sowie über die Rheinische Straße als Verbindungsachse in Richtung Innenstadt". so die Planer. 
Die Flächen des ehemaligen Werkes Hoesch Spundwand Profile wurden im Jahr 2016 durch die Thelen Holding GmbH erworben. Stadt und Eigentümer sind seitdem regelmäßig über konzeptionellen Nutzungsvarianten im Gespräch um Machbarkeiten zu prüfen.

Teilraum Nord

Der Fokus im nördlichen Bereich liegt auf einer Stärkung und Weiterentwicklung der Angebote aus den Bereichen Kultur/Tourismus, Freizeit/Erholung und Wirtschaft/Gewerbe.
Das industriehistorisch bedeutsame Gesamtensemble der Kokerei Hansa, das Energiequartier - ein zukunftsweisender Technologie- und Gewerbepark, die rekultivierte Mülldeponie Deusenberg, die über einen hohen potenziellen Freizeit- und Erholungswert für die Bürgerinnen und Bürger verfügt, das Nahverkehrsmuseum Mooskamp mit der dazugehörenden Gleisinfrastruktur und den Exponaten Dortmunder Nahverkehrsgeschichte sowie der Stadtteil Huckarde bilden den nördlichen Ankerpunkt des Projektgebietes.

Teilraum Mitte

Zwischen den Ankerpunkten im Norden und Süden des Plangebietes spannt sich ein grünes Band entlang der renaturierten Emscher, die sog. Emscherpromenade. Durch ihre Freiraumqualitäten lädt sie Stadtbewohner und Gäste zu Aktivitäten, zum Verweilen und Erholen ein. Im zentralen Bereich befindet sich mit dem Hansa-Brückenzug ein monumentales Brückenbauwerk aus vier hintereinander angeordneten und auf Betonpfeilern ruhenden Parallelfachwerkträgern aus den Jahren 1924/25. Dieser einzigartige Ort, ein Zeitzeuge der Verbundwirtschaft in der Industriegeschichte, wird zugänglich und erlebbar gemacht. Hiermit wird die einzige noch bestehende Barriere eines durchgängigen Fuß- und Radweges entlang der Emscher von Holzwickede im Osten bis zur Stadtgrenze Castrop-Rauxel im Nordwesten überwunden.
Die Entwicklung der Teilräume stellt eine einmalige Chance dar, neue Verknüpfungen herzustellen und die verschiedenen Stadtteile und Stadtquartiere zu verbinden. Der Landschaftsraum nimmt dabei stadtklimatische, soziale und ökologische Funktionen wahr und fungiert als Verbindung zwischen Stadtkörper und offener Kulturlandschaft.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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