Klettererlebnis auf Gozo
Hoch hinaus auf einer Insel-Schönheit

Er hat sein Paradies gefunden: Dietmar Treptow lebt seit vielen Jahren auf Gozo. Der Outdoor-Spezialist führt Interessierte nicht nur zu besonderen Kletterorten, er kennt sich auch mit der Flora und Fauna der kleinen Insel gut aus. | Foto: Daniel Basler
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  • Er hat sein Paradies gefunden: Dietmar Treptow lebt seit vielen Jahren auf Gozo. Der Outdoor-Spezialist führt Interessierte nicht nur zu besonderen Kletterorten, er kennt sich auch mit der Flora und Fauna der kleinen Insel gut aus.
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In ihrer Geschichte haben schon viele Mittelmeer-Völker Malta und Gozo geprägt: Diese spannende Melange, gepaart mit unvergleichlichen Landschaften, sind nicht nur bei einer klassischen Kulturreise zu entdecken. Ein Kletterkurs bietet gleichwohl tiefere Einblicke in die Lebenswelt des Archipels. Auf Gozo gibt es dafür ein ideales Revier – und das für alle Ansprüche.

Es sind nur drei, vier blitzschnelle Bewegungen, die Dietmar Treptow auf den schmalen Felsvorsprung hochkapitulieren. Für den 66-Jährigen sind derartige Aktionen normaler Lebensalltag. Knapp fünf Meter über dem Boden, die Finger regelrecht an der Wand klebend, demonstriert er, dass man trotz weniger Berge auf Gozo dennoch mit etwas Muskelkraft auf der kleinen Insel hoch hinausgelangt – und das in durchaus beeindruckender Umgebung. „Von überhängenden Klippen bis hin zu leichteren Felsen für Anfänger kann sich hier jeder ausprobieren, in allen Schwierigkeitsgraden“, schwingt er sich mit diesen Worten behände auf den Grund des mehrere hundert Meter langen Trockentals zurück.

Bevor wir abgesichert nachmachen sollen, was uns geradewegs leichtgängig an Kletterei vorgeführt wurde, zeigt der deutsche Auswanderer auf die umliegenden Wände. „Was sie so leuchten lässt, ist fester, löchriger Muschelkalk mit guter Griffigkeit. Er findet sich überall, an den Küsten, in den Canyons und auf den Plateaus, bildet sozusagen die Gesichtszüge der Inselgruppe. Und war und ist der prägendste Baustoff für Häuser und Kirchen“, führt er kurz zurück in die Zeit, in welcher der ockerfarbene Globigerinen-Kalkstein aus einzelligen Meerestierchen zusammen mit Korallenkalk jene Sedimente erschuf, die aus dem Archipel südlich von Sizilien eine landschaftlich facettenreiche Naturschönheit formten, allerdings eine, die im Sommer unter großer Wasserknappheit leidet. „Ursachen dafür sind das sehr durchlässige Gestein, geringe Niederschläge, kaum Grundwasser, der Klimawandel und der große Bedarf der Landwirtschaft.“

Dennoch sieht der Mitbegründer einer auf Gozo ansässigen Outdoor-Agentur sein „kleines grünes Paradies, das etwas gemächlicher tickt als die Hauptinsel“ nicht gefährdet. „Vor einigen Jahren hat ein Umdenken begonnen, das Umweltbewusstsein wächst und die Agenda, Meerwasser verstärkt zu entsalzen, Wasser zu sparen und effizienter zu nutzen wird mehr und mehr in die Tat umgesetzt“, verweist er auf die Anstrengungen der Inselregierung, der Kommunen und lokaler Initiativen im Schulterschluss mit den zuständigen EU-Institutionen das Wassermanagement nachhaltiger zu gestalten und auszubauen.

Gerade an einem Ort wie dem mäandernden Wadi Mġarr ix-Xini (sprich Mdscharh isch-Schini), unserem Kletterareal, einem Taleinschnitt, der bis zum Meer führt und umgeben ist von terrassierten Feldern, offenbart sich augenfällig, dass das Landschaftsbild von Wind, Wasser, Wetter, Erosion und menschlichen Eingriffen geformt wird und wie alles mit allem zusammenhängt. „Es ist ein sensibles Ökosystem im Kleinen, ein Natur-Juwel, dessen Eigenarten wir unseren Gästen im Rahmen der verschiedenen Abenteuer-Touren mit umweltbewussten Hintergrundinfos vermitteln“, verweist der Wahl-Gozitaner überhaupt auf einen zunehmenden grünen Tourismus auf der Schwesterinsel Maltas und entsprechende Programme, deren charakteristische Flora und Fauna und facettenreiche traditionelle und kulturelle Identität ihrer Bewohner zukunftsweisend weiterzureichen.

„September bis November und März bis Mai sind ideal für den variantenreichen Klettersport auf Gozo, da es weder zu heiß noch zu regnerisch ist. Wanderungen entlang der zerklüfteten Küstenlinien und in den abgeschiedenen Schluchten oder Kajaktouren auf dem Meer sind zudem spannende Aktivitäten, die das ganze Jahr über machbar sind. Und dabei ist man ganz dicht dran, dem eher grünen und ländlichen Eiland ganz nah zu begegnen“, bekennt er, dass es jede Menge auf Gozo zu sehen und zu erfahren gibt.

Während wir die Ausrüstung für unseren solide-gelassen vermittelten Kletter-Einstiegskurs zusammenpacken, hören wir Didi zu, wie er vor 20 Jahren von Ostdeutschland den Sprung auf den maltesischen Archipel gewagt und für sich eine neue Heimat gefunden hat. „Mir ist kein Ort bekannt, wo auf so einem kleinen Raum so viele unterschiedliche Aspekte vorkommen. 7000 Jahre Geschichte im Herzen des Mittelmeers, die für den Orient als auch für den Okzident von schicksalhafter Bedeutung waren, treffen auf eine wilde Insel-Schönheit, die sich ihren beschaulichen Charme erhalten hat“, gibt er uns mit auf den Weg, als wir die Fähre vom Hafen Mgarr zurück nach Malta nehmen.
Noch von Bord aus können wir sehen, wie er uns mit strahlendem Gesicht zuwinkt und wir spüren, dass der Kletterpionier für sich eine große, lebendige Welt in einem ganz besonderen mediterranen Refugium gefunden hat.

Text / Fotos: Daniel J. Basler

Allgemeine Informationen zu Unterkünften, Agrotourismus, Kultur und Aktivitäten unter: www.visitmalta.com, www.heritagemalta.mt, www.gozoadentures.com,
www.mcadventure.com.mt und www.islandofgozo.org

Outdoor-Aktivitäten: Klettern, Wandern und Paddeln 

Klettern ist nicht die einzige Outdoor-Aktivität, für die Malta und Gozo perfektes Terrain bieten. Der Archipel südlich von Sizilien ist aus vielerlei Gründen ideal für eine Sportreise. So lässt sich die felsige Küste prima mit dem Kajak erkunden. Vom Wasser aus hat man grandiose Blicke auf die Klippen. Man kann in verborgene Höhlen paddeln und erreicht einsame Badeplätze. Geführte Seekajaktouren bieten unter anderem McAdventure (für Kajak auf Malta) und Gozo Adventures (für Kajak auf Gozo) an.

Autor:

Daniel Joel Basler aus Dortmund

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