Ausstellung im MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst
"Die vierte Kraft" - Klaus Rinke im MKM

MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst im Duisburger Innenhafen
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Klaus Rinke (*1939) gilt als einer der wichtigsten Konzeptkünstler weltweit. Er ist ein "Universalkünstler", der sich in den unterschiedlichsten Sparten künstlerisch ausdrückt. Das MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst stellt in der aktuellen Ausstellung "Die vierte Kraft" Zeichnungen und "gezeichnete Malereien" Rinkes in den Mittelpunkt. Rund 300 Werke in teils riesigen Formaten machen die Ausstellung im wahrsten Sinne zu einem großartigen Ereignis.

Das ist schon gewaltig: riesige, in verschiedenen Grau- und Schwarztönen changierende Graphitbilder auf Leinwand und Segeltuch schmücken die Wände des MKM. Und wieder einmal erweist es sich, dass die großzügigen Räumlichkeiten des Museum gerade diese monumentalen Dimensionen perfekt aufnehmen können. Sogleich fallen die türkischen Titel bei einigen Bildern auf. Sie stammen aus dem 10-teiligen Zyklus, den Klaus Rinke 2006 eigens für die Hagia Sophia in Istanbul geschaffen hat. Zum ersten Mal sind sie nun in einem Museum zu sehen.

Neben den gewaltig großen Bildern sind auch etliche kleinformatige Zeichenstudien und filigrane Tuschezeichnungen zu sehen. Sie zeigen, dass die Zeichnung entweder als Vorstufe zu einem größeren Format oder als eigenständige Arbeit die feste Konstante in Klaus Rinkes Gesamtwerk ist. Der Künstler drückt es so aus: "Im Krickelkrackel liegt die ganze Welt Du brauchst Vorstellungsvermögen, um es zu erkennen und dann die Fähigkeit, es in die Welt zu setzen!"

Sein Interesse gilt den grundlegenden Kräften und Dimensionen wie Zeit und Raum, Körper und Schwerkraft, Ursprünglichkeit von Wesen und Form, Prozess und Handlung. "Die vierte Kraft", die der Ausstellung den Titel gibt, bezeichnet er als eine "übergeordnete Energie", die er als Ursprung aller Schöpfung ansieht. Für Klaus Rinke, der katholisch erzogen, im Laufe seines Lebens jedoch Atheist wurde, eine logische Konsequenz.

Zeichnerisches Denken
Die Sprache ist ein weiteres, wichtiges Element dieser Ausstellung. Rinkes Aphorismen sind gleichbedeutend mit Malerei und Zeichnung an die Wände gebracht."Alles, was ich erkenne, zeichne ich oder schreibe es in Aphorismen nieder,"sagt er, und" ...Ich zeichne, wie ich denke, und ich denke wie ich zeichne."

Und er sagt auch laut und deutlich das, was er denkt. Er ist eben ein echter Ruhrgebietsmensch, der in den Schwefeldämpfen der Kokerei Zollverein aufgewachsen ist, wie er erzählt. Vielleicht kommt daher seine Vorliebe für Graphit als Malmittel? Mit lauter Stimme, lebhafter Mimik und ausholender Gestik erzählt er aus seinem Leben, von seinem Werdegang, von seiner Arbeit als Künstler.

Aus dem Ruhrgebiet in die Welt
1939 in Wattenscheid geboren, wächst er im Revier auf. Schon als Kind "krickelkrackelt" er unter dem Küchentisch, auf dem seine Mutter bügelt. Nach einer Lehre als Plakatmaler in Gelsenkirchen, studiert er von 1957 bis 1960 neben seiner Arbeit Malerei an der Essener Folkwangschule. In den 1960er Jahren beginnt seine Ausstellungstätigkeit. Er geht nach Paris und Reims. Überall nimmt er Eindrücke auf, die in seine Arbeit einfließen. Gerne erinnert er sich an die Gobelins in der Kathedrale von Reims, die ihn nachhaltig beeinflusst haben.

1965 kehrt er zurück. Neben Joseph Beuys, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Blinky Palermo, Günther Uecker, Nam June Paik, Nobert Kricke sowie Bernd und Hilla Becher gehört er dem inneren Zirkel der Düsseldorfer Kunstszene an. Sein künstlerisches Schaffen ist spartenübergreifend: Zeichnungen, Gemälde, Konzeptkunst, Körper- und Wortkunst, Performances, Land Art, Skulptur und Fotografie.

Rinkes Arbeiten werden u.a. im New Yorker MoMA, im Pariser Centre Pompidou, in der Wiener Sezession und in der Londoner Tate Gallery ausgestellt. Auch ist er bei der documenta und der Biennale in Venedig dabei.
Von 1974 bis 2004 lehrt er als Professor für Bildhauerei an der Düsseldorfer Kunstakademie. Seit 2007 lebt und arbeitet er in der Nähe von Linz / Österreich und in Los Angeles / Kalifornien, wo er bereits seit 1981 ein Atelier hat.

Zu Hause aber fühlt er sich überall."Ich bin ein Reisender und habe immer Zeichenpapier im Handgepäck. Mein Atelier ist die Welt. Ich fühle mich überall wohl, bin überall zu Hause."

Die Ausstellung findet im Rahmen der Reihe AKADEMOS statt, mit der das MKM in loser Folge das Werk von Professoren der Kunstakademie Düsseldorf vorstellt. Zu seiner ehemaligen 30-jährigen Professur gibt es noch ein passendes Zitat:"Die Kunst des Betrachtens muss gelernt werden. Ich hoffe, dass es an der Akademie irgendwann einmal das Fach Anschauen gibt oder eine Professur für Kunst sehen und erkennen."

Zur Ausstellung ist ein sehr schön gestalteter Katalog erschienen.

Laufzeit: 29. März bis 23. Juni 2019

Mehr Infos zum Besuch der Ausstellung und Rahmenprogramm

Weitere Infos in den Bildunterschriften.

Die Fotos entstanden während der Vorstellung der Ausstellung.
Ich wünsche viel Freude beim Anschauen.

MKM Museum Küppersmühle
für Moderne Kunst
Philosophenweg 55
47051 Duisburg (Innenhafen)
www.museum-kueppersmuehle.de

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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