Evangelisch-methodistische Kirche

Die Evangelisch-methodistische Kirche ist eine christliche Denomination, deren Wurzeln bis ins Jahre 1726 zurückreichen. Damals gründete Charles Wesley mit zwei Mitstudenten in Oxford den „Holy Club“. Sie studierten täglich drei Stunden das Neue Testament, fasteten zweimal wöchentlich, besuchten Gefangene, Kranke und Arme. Außerdem spendeten sie alles Geld, das sie nicht unbedingt für ihren Lebensunterhalt brauchten. Aufgrund ihres methodisch geführten Lebenslaufes wurden sie von ihrer Umwelt als „Methodisten“ apostrophiert. John Wesley (1703 – 1791), der Bruder von Charles Wesley, stieß kurze Zeit später dazu; er erhielt 1728 die Weihe als anglikanischer Priester.

In der Folgezeit wuchs die Gemeinschaft; viele Mitglieder wanderten in die neuen Kolonien in Amerika aus. Diese Kolonien wurden 1783 unabhängig. Und waren damit nicht mehr der Jurisdiktion des anglikanischen Bischofs von London unterstellt. Um die methodistischen Gemeinden weiterhin missionarisch und seelsorgerlich betreuen zu können, ordinierte John Wesley Anfang September 1784 den anglikanischen Pfarrer Dr. Thomas Cook zum „Superintendenten der Kirche Gottes in Nordamerika“.

Über Umwege kam der Methodismus auch zu uns nach Deutschland. Sind Methodisten anglikanische Abweichler? „Nein,“ betont Kurt Böttcher, methodistischer Pfarrer aus Duisburg im Ruhestand. Der Methodismus ist nach seinen Worten „eine Brücke zwischen sozial Engagierten und Superfrommen, die nur evangelisieren möchten. Wir Methodisten möchten Spiritualität und die Welt vereinen. Als Methodist sollte man politisch interessiert sein und mitreden wollen, ohne pietistisch-weltfliehend zu sein. Methodisten verbinden Frömmigkeit und Weltverantwortung.“

Neues religiöses Gedankengut oder gar Sonderlehren gibt es im Methodismus also nicht. Das persönliche Bekenntnis zu Jesus Christus, die freiwillige Kirchenzugehörigkeit und die Finanzierung durch freiwillige Gaben der Kirchenmitglieder sind typische Charakteristika, die auch für andere Freikirchen gelten.

„Einer der wichtigen Akzente der methodistischen Lehre ist der Vorrang der Gnade vor allem menschlichem Tun. Mit Gnade meinen wir Gottes liebendes Handeln durch die Vermittlung des Heiligen Geistes. Gnade ist das geistliche Klima, das das menschliche Leben immer und überall umgibt. In der christlichen Erfahrung wird uns die Gnade bewußt und persönlich gewiß, indem sie uns zum Glauben bewegt. Gnade bezeichnet aber auch die Liebe Gottes, die uns annimmt und gibt: den Grund unserer Rechtfertigung, durch die wir eine neue Schöpfung in Christus sind,“ beschreibt Böttcher den geistlichen Ansatz der Kirche. „Der Schwerpunkt in der Lehre liegt darin, daß wir das Zusammengehören von Glauben und guten Werken betont.“

Die Methodisten können auch in Duisburg auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken. Die Gemeinde in Hamborn existiert seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Ihr gehören heute noch rund 35 Personen an. Ihr Gebäude befand sich anfänglich in einem Hinterhof auf der Kurtstraße; in den 1960er Jahren wurde das heutige Kirchgebäude auf der Gehrstraße errichtet. Zu dieser Zeit gab es noch eine Gemeinde in Duissern auf der Hansastraße; diese Gemeinde existiert heute nicht mehr. „Aufgrund des Mitgliederschwundes mußten die dortigen Gebäude veräußert werden – die Bewirtschaftung zwar einfach zu teuer,“ berichtet Böttcher. Auch eine Gemeinde aus Oberhausen wurde inzwischen in die Christuskirchengemeinde in Hamborn integriert.
Wohlstandsbedingtes Desinteresse an Kirche hat Böttcher als Grund für den zahlenmäßigen Niedergang ausgemacht. „Kirche wurde einfach unattraktiv. Und dabei haben wir innerkirchlich einfach alles versucht, mit neuen Formen des Gottesdienstes und des Gemeindelebens dem Niedergang entgegenzuwirken,“ berichtet er. Die Enttäuschung darüber ist ihm deutlich anzumerken. Ob es die Hamborner Gemeinde noch lange geben wird? Angesichts der geringen Mitgliederzahl sei diese Frage schon erlaubt. „Es ist absehbar, daß dem nicht so sein wird,“ ist sich auch Böttcher sicher. Wie es dann mit dem Gotteshaus und den darin vertretenen Keller-Kindern um Pastorin Regine Stolze und ihrer sehr engagierten Mitstreiterin Margret Bloch weitergehen wird, sei einmal dahingestellt.

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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