Lancaster-Absturz 1943: Nachfahren aus England und Kanada kamen zur Enthüllung eines Gedenksteins
"Ich möchte nicht, dass er sich schuldig fühlt"

Initiator Marcel Hahn und Johannes Doerwald enthüllen den Gedenkstein, der an den Absturz eines Lancaster Bombers vor genau 76 Jahren erinnert. | Foto: Jörg Terbrüggen
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  • Initiator Marcel Hahn und Johannes Doerwald enthüllen den Gedenkstein, der an den Absturz eines Lancaster Bombers vor genau 76 Jahren erinnert.
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"Ich möchte nicht, dass er sich schuldig fühlt. Ich hätte das gleiche für unser Land getan", bemerkte Victoria Trevelyan, die Nichte des am 17. Mai 1943 in Emmerich abgeschossenen Piloten Henry Maudslay, der mit seinem Lancaster Bomber Dambuster ED 937 AJ-Z auf dem Rückweg eines Einsatzes mit seinen sechs Kameraden hier ums Leben kam. In einer bewegenden Zeremonie wurde 76 Jahre nach dem Abschuss am Flassertweg ein Gedenkstein enthüllt. 

Dass es überhaupt zu dieser denkwürdigen Veranstaltung kam, ist einem jungen Mann namens Marcel Hahn zu verdanken, der sich seit 20 Jahren mit historischen Ereignissen des 2. Weltkrieges beschäftigt. Bei seinen Recherchen stieß er eben auch auf den Abschuss in Emmerich. Unter dem Codenamen "Operation Chastie" flogen in jener Nacht 19 speziell umgebaute Bomber waghalsige Angriffe auf Talsperren in Deutschland. Fast 50 Prozent Verluste, 53 Mann auf englischer Seite, geschätzt bis 2.400 Menschen auf deutscher Seite. Eine der fragwürdigsten Angriffe in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Auf den Tag genau wurde nun der Gedenkstein enthüllt, den Marcel Hahn auf eigene Kosten anfertigen ließ.
Eingehüllt war der Stein mit der Inschrift der sieben Crew-Mitglieder in den Flaggen Kanadas, Englands und Deutschlands. Marcel Hahn beschrieb in seiner Rede die Elite-Einheit, die sich intensiv auf diesen Einsatz vorbereitet hatte. In einer Flughöhe von 25 bis 40 Metern flogen sie ihre Ziele mit einer Geschwindigkeit von 400 km/h an. In 18 Metern Höhe warfen sie die Bombe ab, die allerdings das Ziel verfehlte und auf der Staumauer explodierte. "Ob die Maschine dabei schon beschädigt wurde ist unklar", berichtete Marcel Hahn. Dann machte sich der Bomber auf den Rückweg.
 Johannes Doerwald war damals Flakschütze und in dieser Nacht im Einsatz. "Ich habe die mondhelle Nacht vom 16. auf den 17. Mai noch sehr gut in Erinnerung. Ein viermotoriger Bomber flog in geringer Höhe an uns vorbei in Richtung Möhnetalsperre. Den Anblick von diesem Kollos kann ich nicht vergessen. Als der Geschützführer "Feuer frei" gab, war ich so aufgeregt, dass ich vergessen hatte den Sicherungshebel herumzulegen", so Doerwald. Die Maschine flog so tief, dass sie 20 Kilometer von hier mit einer Hochspannungsleitung kollidierte. "Dann kam die Lancaster ED 937, die sich auf dem Rückflug befand. Ich weiß heute noch, wie sie von der Leuchtspurmunition getroffen wurde. Sie stürzte hier auf dem Acker ab, sieben junge Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. So ein grausamer Krieg darf sich nicht wiederholen."
Mit diesem Gedenkstein, so Doerwald, komme ein wichtiges Mahnmal dazu. Sein Lob ging an Marcel Hahn, der mit großem Zeitaufwand und mit viel Beharrlichkeit den Gedenkstein erstellen ließ. "Es gibt leider nicht mehr viele junge Menschen aus dieser Generation, die sich über das Naziregime und ihren verbrecherischen Krieg Gedanken machen. Ich sehe das, was Herr Hahn hier gemacht und geleistet hat, als ein Zeichen von Völkerverständigung und Versöhnung. "Heute wirkt dieser Ort, das Feld, hier sehr friedlich", bemerkte Bürgermeister Peter Hinze. Nichts erinnere mehr an die Grausamkeiten aus dem Zweiten Weltkrieg. "Doch wir dürfen nicht vergessen, was geschehen ist und dürfen niemals aufhören, darüber zu erzählen und die Berichte der Zeitzeugen an unsere Nachkommen weiterzugeben.
"Wenn wir die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bestehen wollen, dann müssen wir die Erinnerung an die Katastrophen des 20. Jahrhunderts bewahren. Die Erinnerungen an die Menschen, die bald wieder zu Hause sein wollten, aber eines jämmerlichen Todes sterben mussten - so wie die sieben jungen Männer der Crew vom Britischen Lancaster Bomber Dambuster ED 937 AJ-Z. Der Gedenkstein hier an der Absturzstelle soll uns immer an die sieben jungen Männer erinnern." Auch Wing Commander Paul Wither von der Royal Air Force sagte: "Das Denkmal erinnert daran, dass die sieben Crew-Mitglieder den höchsten Preis im Kampf um den Frieden in Europa bezahlt haben." Er sei ein fantastischer Tribut an die Mitglieder der Lancaster.
Anschließend wurde der sieben Crewmitglieder gedacht, die namentlich erwähnt wurden. Ihre Namen waren an einem großen Banner zu sehen. Johannes Doerwald und Marcel Hahn enthüllten abschließend den Gedenkstein mit der Inschrift "For your tomorrow we gave our today".

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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