Betroffene Eltern sind sauer über Ablehnung

Sie hatten alles organisiert. Das Netzwerk stand. Auch außerhalb der Unterrichtszeit wäre die Betreuung der Erstklässler sichergestellt, keine der Mütter hätte beruflich kürzer treten müssen. Doch den Frintroper Eltern wurde ein dicker Strich durch die Rechnung gemacht.

Sascha Senft konnte es kaum glauben, als er den Brief geöffnet hatte. Seine sechsjährige Tochter würde keinen Platz an der Frintroper Altfriedschule erhalten, wurde ihm darin mitgeteilt. „Ich musste erst mal eine Runde mit dem Hund gehen, um das Ganze zu verdauen“, so der Frintroper Geschäftsmann.
Die Anmeldungen von insgesamt 14 Kinder konnten aus Kapazitätsgründen nicht berücksichtigt werden. Nach Stand der Dinge werden sie zu Beginn des neuen Schuljahres nicht in die katholische Grundschule an der Frintroper Straße eingeschult werden. Sascha Senfts Tochter gehört dazu. „Die Auswahl“, so der Familienvater, „wurde mit Hilfe verschiedener Kriterien getroffen.“ Dazu gehören Religionszugehörigkeit - Familie Senft ist evangelisch - der Schulbesuch von Geschwisterkindern sowie die Länge des Schulwegs.

Kurze Beine - kurze Wege

Einfach hinnehmen will Sascha Senft diese Entscheidung aber nicht. „Meines Wissens sieht das Schulgesetz NRW doch den Grundsatz kurze Beine - kurze Wege vor. Damit kann aber doch nicht gemeint sein, dass wir unsere Tochter in den Bus setzen und ihr erklären, gut aufzupassen, damit sie die Durchsage der Zielhaltestelle nicht verpasst.“
Das wäre allerdings notwendig, sollte dem Widerspruch, den die Eltern gegen die Ablehnung eingelegt haben, nicht stattgegeben werden. Dann nämlich müsste die Sechsjährige ab August morgens mit dem Bus zur Grundschule Gerschede an der Ackerstraße fahren. Dort hat Vater Sascha noch einen freien Platz „ergattern“ können, „nach mehreren vergeblichen Anfragen bei anderen Grundschulen im Stadtbezirk IV.“
In einem Brief an Oberbürgermeister Reinhard Paß möchte es Sascha Senft genau wissen. „Wie erklären Sie dem Bürger, dass er für den Umbau der Messe und die Aufnahme eines Kredits in Höhe von 100.000.000 Euro stimmen soll, wenn er auf der anderen Seite eine unzureichende Infrastruktur im Schulwesen für sein Kind akzeptieren soll“, hakt er bewusst provokant nach, möchte das jedoch nicht als Veto gegen die Messe verstanden wissen. „Ich weiß nur nicht, warum für Großprojekte Geld fließen kann, was an anderer Stelle offensichtlich nicht vorhanden ist.“ Sascha Senft möchte noch mehr wissen: „Wie kann es sein“, so der Familienvater, „dass vor einem Jahr die zweite Grundschule des Stadtteils geschlossen werden musste, jetzt aber so viele Kinder aus dem Stadtteil keinen Platz an der einzigen verbleibenden bekommen?“

Verwaltung arbeitet an schneller Lösung

Die Schulverwaltung ist bemüht, die Wogen zu glätten. Ralf Groh, Leiter der Serviceabteilung, sind die Probleme bekannt. Er kann die Enttäuschung der Eltern nachvollziehen. In Sachen Altfriedschule seien zeitnah Gespräche geplant, um die Situation für die betroffenen Kinder und Eltern akzeptabel zu machen. Bereits in der nächsten Woche soll an einem sogenannten Runden Tisch gemeinsam mit den Schulleitern des Bezirks über Lösungen nachgedacht werden. Allerdings müssten diese realisierbar sein.
Überlegungen gibt es beispielsweise zur Schaffung einer dritten Eingangsklasse. „Entschieden ist das aber keinesfalls“, so Groh gegenüber dem Borbeck Kurier.

Zusätzliche Eingangsklasse

Und noch eines gibt die Schulverwaltung zu bedenken: Die zusätzliche Eingangsklasse ändert nichts an der festgeschriebenenen Zweigzügigkeit der Frintroper Altfriedschule. „Für uns ist das ein Mittel, auf derartige Situationen reagieren zu können“, so Groh. Denkbar wäre die zusätzliche Eingangsklasse auch an anderer Stelle als in Frintrop. „Die Realisierung hängt von den räumlichen Kapazitäten vor Ort ab“, gibt Groh zu bedenken. Der Verwaltung ist an einer schnellen Lösung gelegen. Allerdings, darüber ist sich Groh klar, werde man es nicht jedem Recht machen können.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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