Schafzüchter und Korbflechter auf dem 14. Schönebecker Bauernmarkt

Der erste Sonntag im Oktober ist für Schönebeck seit 13 Jahren fest verbucht. Auch diesmal folgten unzählige Besucher der Einladung des Bürger- und Verkehrsvereins Schönebeck zum 14. Bauernmarkt auf der Dorfwiese.

Der Duft von Popcorn, Backfisch und frisch gebackenen Brezeln empfing die Besucher schon von weitem und machte neugierig auf all die Köstlichkeiten, die man an diesem sonnigen Sonntag probieren konnte.
Dazu gehörte aber auch viel Geduld. Doch durch die langen Schlangen vor den Ständen ließen sich nur die wenigsten abhalten. Schließlich hatte man ja auf das sonntägliche Mittagessen verzichtet, um auf dem Bauernmarkt so richtig schlemmen zu können.
Und zu Probieren gab es so viel, dass manchem die Entscheidung schwer fiel. Ein Stück frischer Blechkuchen oder lieber eine Portion Kibbeling? Oder doch den Lammeintopf, den Thomas Haffner, Züchter der Jakobschafe, gekocht hatte. Der war allerdings nach drei Stunden ausverkauft - was für den Eintopf und für den Koch spricht.
Nicht nur den Eintopf und selbst hergestellte Rauchenden aus Lammfleisch hat der Haarzopfer mitgebracht. „Unser Kotten war früher ein Obsthof, und wir wollen Teile davon wieder zu ihrer ursprünglichen Funktion zurückführen. Die Obstwiese mit den alten Fruchtsorten gibt es auch noch und ich will die alten Apfelsorten wieder aufleben lassen“ erklärt Haffner. In den Körben leuchten die Äpfel mit so klangvollen Namen wie 'Berner Rosenapfel', 'Graue Renette' oder 'McIntosh' um die Wette, und das Aussehen und der Duft der alten Apfelsorten unterscheidet sich deutlich von dem „Einheitsbrei der heute gezüchteten Äpfel“, wie Haffner anmerkt.
Doch zurück zu den Jakobschafen, von denen es in Deutschland nur noch 250 gibt. „Das ist das älteste Schaf der Welt und sieht mit seinem braun gefleckten Fell einfach schön aus“ schwärmt Haffner. Eine Besonderheit der alten Schafrasse sind die bei beiden Geschlechtern vorkommenden zwei, vier oder auch sechs Hörner. Und auch die Wolle der Schafe ist bei Handspinnern, Filzern und Webern aufgrund ihrer guten Eigenschaften - sie ist weich und hat einen außergewöhnlichen Glanz - sehr beliebt.
Während Thomas Haffner mit seinen Produkten das erste Mal beim Schönebecker Bauernmarkt dabei ist, ist Hubert Lorse schon ein alter Hase. Der Korbflechter ist von Anfang an dabei, wurde in die Korbflechterei hineingeboren. Schon Urgroßvater, Großvater und Vater übten diesen Beruf aus, Lorse wuchs damit auf. „Wir kommen ursprünglich aus Mönchengladbach“, erzählt Lorse. „Mein Vater war ein fahrender Korbmacher und immer mit dem Pferdewagen unterwegs, deshalb wurde ich in Bochum geboren“ schmunzelt er.
Während früher Einkaufs-, Wasch- und Kartoffelkörbe den größten Anteil an den Weidenerzeugnissen ausmachten, hat Lorse heute Körbe für alle denkbaren Gelegenheiten im Angebot. „Wenn jemand kommt und etwas Besonderes haben will, machen wir selbstverständlich auch Sonderanfertigungen“ versichert er.
Harald Häde, 1. Vorsitzender des BVV Schönebeck, freut sich über das schöne Wetter und dass alle angemeldeten 37 Händler gekommen sind. „Wir haben gestern im fetten Regen aufgebaut und sind bis zu den Knöcheln im Matsch versunken, aber heute spielt uns das Wetter voll in die Karten“, strahlt er. „Auch die EVAG hat super mitgespielt. Ab acht Uhr war die Umleitung der Busse geregelt.“
Was aber keinem der Besucher auffiel, war der fehlende Maibaum, der sich sonst auch im Oktober noch auf der Dorfwiese erhebt. Doch das Fehlen des Frühlingssymboles ist nicht etwa dem Brauch des Maibaumstehlens, wie er in anderen Orten üblich ist, zu verdanken. „Der Baum war einfach morsch, und wir möchten jetzt einen neuen Maibaum mit Stahlmast anfertigen lassen, der dann länger hält“ verrät Häde. Champignons aus der großen Pfanne waren heiß begehrt. Viele Familien nutzten das herrliche Herbstwetter zum Bummel an der Dorfwiese. Fotos: Debus-Gohl