"Sport ist mein Lebenswerk"

Dieter Lösgen hat im Keller seines Hauses einen  Trainingsraum eingerichtet. Für seine Verdienste um den Jiu Jitsu Sport bekommt der 69-Jährige in Düsseldorf das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. | Foto: Winkler
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  • Dieter Lösgen hat im Keller seines Hauses einen Trainingsraum eingerichtet. Für seine Verdienste um den Jiu Jitsu Sport bekommt der 69-Jährige in Düsseldorf das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.
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Dieter Lösgen war in Neuseeland und Australien, kennt Kanada, die USA und Thailand. Doch die nun anstehende Fahrt nach Düsseldorf ist für den 69-jährigen Frintroper etwas ganz Besonderes. In der nächsten Woche erhält er dort aus den Händen von Sportministerin Ute Schäfer das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
„Ich habe es noch gar nicht richtig realisiert“, räumt Dieter Lösgen ein. Was erwartet er von dem bevorstehenden Festakt in der Landeshauptstadt? „Ich weiß es nicht“, sagt er und wirkt ganz gelassen, „ich habe keine Vorstellung, von dem was kommt“.
Als zukünftiger Ordensträger befindet sich der selbstständige Physiotherapeut in guter Gesellschaft. Denn vor ihm wurden bereits Berti Vogts, Otto Rehagel oder Theo Zwanziger ausgezeichnet.
Im September letzten Jahres hatte der Bundespräsident der besonderen Ehrung des Frintropers zugestimmt. Die Initiative für den Ordensvorschlag ging vom Turnerbund Frintrop aus und wurde vom Deutschen Jiu Jitsu-Bund (DJJB) und der United Nations of Jiu Jitsu (UNJJ) unterstüzt.
„Wir wussten bereits lange vor Dieter Lösgen aus der Staatskanzlei, dass er für sein jahrzehntelanges Engagement ausgezeichnet werden würde“, so TBF-Vorsitzender Rainer Seck. In der über 60-jährigen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wurde das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse bislang nur knapp 2.000 Mal verliehen.
„Ich hätte nie gedacht, dass man für etwas, an dem man wirklich Spaß hat, eine Belohnung bekommt“, freut sich Lösgen über die hohe Auszeichnung.
Die große Leidenschaft für seinen Sport entwickelte Lösgen bereits im Alter von neun Jahren. „Was heute kaum mehr vorstellbar ist: Jiu-Jitsu war während der Nachkriegszeit von den Alliierten verboten“, erinnert sich der 69-Jährige. Gelernt hat er Jiu-Jitsu von seinem ältesten Bruder. „Er hat mich immer zum Training mitgenommen.“ Trainiert wurde damals auf dem nackten Hallenboden. „Offiziell natürlich nur Judo.“ Bei Erwähnung dieser Zeit leuchten Lösgens Augen auf. „Im Sommer verlegten wir unsere Übungsstunden auf die Wiese vor der Halle“, erinnert er sich.
Erst zu Beginn der sechziger Jahre wurde Jiu-Jitsu wieder erlaubt. Aus dem Judoka Dieter Lösgen wurde ein begeisterter Jiu Jitsu-Kämpfer. Bei der Militär-WM 1965 ging er letztmalig als Aktiver auf die Matte. „Zuvor war ich bei der Deutschen Meisterschaft knapp am Treppchen vorbei geschrammt, landete auf Platz vier.“
1986 gründete er im Turnerbund Frintrop die Jiu-Jitsu Abteilung, bildete seitdem unzählige Schüler aus. Bis heute ist Dieter Lösgen als Trainer in seinem Verein aktiv. Auch im Verband übernimmt der Träger des 10. Dan zahlreiche Aufgaben. „Jiu-Jitsu ist mein Lebenswerk“, sagt er schlicht. „Alles was ich gemacht habe, habe ich mit Herz gemacht.“ Ans Aufhören denkt der 69-Jährige nicht. Dreimal in der Woche steht er als Trainer mit auf der Matte. Vor allem die Nachwuchsarbeit liegt ihm am Herzen. Er ist sichtlich stolz auf sein Werk. „Überall in Deutschland haben meine Schüler neue Schulen eröffnet.“ Und erfolgreich sind die Essener Jiu-Jitsu Kämpfer unter Lösgens wachsamen Augen auch. Knapp 85 Medaillen holten die Kämpfer in den letzten zwanzig Jahren bei Welt- und Deutschen Meisterschaften in die Ruhrgebietsmetropole.
Sportlich wird es vor allem im Mai interessant. „Dann finden in Krefeld die Deutschen Meisterschaften statt.“ Mit knapp 20 Teilnehmern wird der Turnerbund Frintrop dort vertreten sein. Als Mannschaftsbetreuer, Kampf- und Punktrichter ist Dieter Lösgen dann auch bei der WM in Willingen mit dabei. „Die findet im August statt, kurz vor meinem 70. Geburtstag.“
Lösgens Familie stand sein langes sportliches Leben stets hinter dem erfolgreichen Kampfsportler und Funktionär. „Obwohl meine Frau bis heute versucht, mich vom Training abzuhalten, an vielen Wochenenden aufgrund von Lehrgängen auf mich verzichten musste“, schmunzelt er.
Tochter und Enkel sind in seine Fußstapfen getreten und selbst aktiv auf der Matte. Doch ganz so breiten Raum wie der Vater oder Großvater wollen sie dem Jiu Jitsu Sport nicht einräumen. „Mir macht es einfach unheimlichen Spaß zu sehen, dass ich mit meinem Engagement anderen eine Freude machen kann“, erklärt der Frintroper sein besonderes Engagement.

von Philipp Sowa und Christa Herlinger

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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