Tourauftakt im Stadion Essen: Die Hosen in Bestform

Foto: Debus-Gohl
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Am Donnerstagmorgen hatte es geregnet, für den Abend waren Gewitter angesagt. Die blieben glücklicherweise aus, und so konnten die Toten Hosen im Stadion Essen mit Vollgas in ihre "Laune der Natour" starten. Vor 26.000 Zuschauern präsentierten sich die Düsseldorfer Alt-Punker in Bestform und feierten einen Tourstart nach Maß.</p>
Campinos Affinität zum Fußball ist hinreichend bekannt. Und so ist völlig klar, dass der Frontmann der Hosen gleich nach dem Opener für Stimmung auf dem (abgedeckten) Rasen und auf den Tribünen sorgt. „Was kann es Schöneres geben, als zum Tourauftakt ein Auswärtsspiel bei Rot-Weiss Essen“, ruft der 55-Jährige der Menge zu, wohl wissend, dass die Fans des in diesem Stadion beheimateten Regionalligisten RWE seiner Fortuna alles andere als freundschaftlich verbunden sind.
Für Campino, der erst vor wenigen Tagen mit den Düsseldorfern die Rückkehr in die Bundesliga feiern durfte, ist das überhaupt kein Problem. Er liebt den Fußball mit seinen Emotionen, und er pflegt den ganzen Abend die Rivalität der beiden Traditionsclubs. „Als wir vor Jahren mit dem Mannschaftsbus der Fortuna zum Spiel nach Essen gefahren und am Stadion ausgestiegen sind, da haben uns 1000 RWE-Fans ,Scheiß Tote Hosen, wir singen scheiß Tote Hosen' zugerufen“, erinnert er sich mit schelmischem Grinsen. Und er widmet dem leidgeprüften Essener Anhang später den Song „Steh auf, wenn Du am Boden bist“.
Wie ein roter Faden zieht sich die schönste Nebensache der Welt durch ein Konzert, dass alle Altersklassen an Hosen-Fans bedient. Auf Klassiker wie „Alles aus Liebe“ folgen neue Songs wie „Wannsee“, die mit Unterstützung von russischen Geigern angespielte „Kleine Nachtmusik“ von Mozart wird vom AC/DC-Kracher „TNT“ abgelöst. „Heute morgen beim Aufstehen war ich gefühlt 75, bei der Ankunft am Stadion 62, und jetzt sind wir halbstark“, röhrt Campino ins Micro, bevor er mit seinen Jungs den gleichnamigen Rocker aus den 80er Jahren durchpeitscht.

Zwischen Tradition und Moderne

Es ist nicht nur dieser gelungene musikalische Spagat zwischen Tradition und Moderne, der den Tourauftakt in Essen prägt, es sind auch die vielen kleinen Anekdoten, die haften bleiben. So lässt Campino das Publikum wissen, dass er einst als Kind auf dem Baldeneysee sein Schlauchboot zu Wasser gelassen und seine Schwester an der Folkwangschule Ballett gelernt hat. Und Bassist Andi Meurer ist sogar gebürtiger Essener. „Mein Vater war allerdings Fan von Schwarz-Weiß Essen“, gesteht dieser kleinlaut.
Als sich manche Hosen-Fans nach mehr als zwei Stunden, also quasi am Ende der Verlängerung, schon ein wenig irritiert angucken, weil da doch noch was fehlt, da kündigt Campino die Hymne an, auf die alle gewartet haben. „Dafür haben wir dieses Lied geschrieben“, sagt der 55-Jährige, und 26.000 schmettern „An Tagen wie diesen“.
Völlig beseelt wäre die Gallionsfigur der Hosen sicher am Samstagabend, wenn das mit dem Champions League-Sieg seines anderen Herzensclubs auch noch klappen sollte. Nach einem weiteren Gig am heutigen Freitag im Stadion Essen fliegt er nach Kiew, um mitzufiebern, wenn der FC Liverpool gegen Real Madrid nach den Sternen greift. Und er fordert alle Essener zum Daumendrücken auf. Zum krönenden Abschluss gibt’s deshalb noch die Hymne der Reds, die jeder Fußball-Fan auf der Welt kennt: „You'll never walk alone“.

Autor:

Michael Köster aus Essen-Borbeck

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