Svea Streckert: Nur beim Sport dreht sie am Rad

Foto: B.J.A Treuren
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Rhönradathletin Svea Streckert: Weltmeisterin und Essener Sportlerin des Jahres 2013

Das Jahr 2013 wird Svea Streckert (25) wohl nicht so schnell vergessen, denn sie holte sich nicht nur den Weltmeistertitel bei den 10. Rhönrad-Weltmeisterschaften in Chicago in der Disziplin Mono Wheel, sondern wurde dafür auch mit dem Titel Essener Sportlerin des Jahres 2013 ausgezeichnet.

Ihre Karriere als Rhönradturnerin begann die gebürtige Wittenerin bereits mit sechs Jahren beim TuS Bommern. Sie selbst gesteht, dass sie eher zufällig zu dieser Sportart kam.„Die Turnhalle war nicht weit weg von meinem Zuhause und alle meine Freundinnen machten das damals auch.“ Aus der zufälligen Begegnung mit dem Rhönrad wurde für Svea eine große Leidenschaft. Doch als sie 14 Jahre alt war, wurde die Rhönradgruppe in Bommern aufgelöst und „der nächste Verein mit entsprechendem Niveau wäre in Wuppertal gewesen. Das war mit 14 aber leider nicht besonders gut erreichbar“, sagt sie wehmütig, denn sie hätte damals gerne weitergeturnt. Für die nächsten sechs Jahre ergab sich dafür jedoch leider keine Gelegenheit.

Erst als Svea ihr Medizinstudium an die Universität in Essen verschlug, fand sie mit der SG Heisingen wieder einen Verein, in dem sie ihrer Leidenschaft frönen konnte. Es war ein hartes Stück Arbeit für sie, wieder den Anschluss zu finden. In den sechs Jahren ihrer Abstinenz vom Rhönradsport hatte sich das Niveau gesteigert und neue Disziplinen, wie das Springen, waren hinzugekommen. Besonders stolz ist Svea deshalb auch auf ihren Titel als Deutsche Vizemeisterin im Spiraleturnen, den sie ebenfalls im letzten Jahr ergattern konnte. „Die Spirale ist meine Lieblingsdisziplin und da mit der Spitze mithalten zu können, obwohl ich so lange Zeit ausgesetzt habe, war besonders schön“, schwärmt sie.

Schwerpunktmäßig ist Svea seit ihrem zweiten Karrierestart nicht mehr nur mit dem Rhönrad aktiv sondern auch mit dem Mono Wheel. Das Mono Wheel ist eine Variante des Rhönrads, sieht aus wie ein zu groß geratener Hula-Hoop-Reifen und ist weitaus kippeliger als das klassische zweirädrige Rhönrad. Inspiriert zu diesem Sportgerätwechsel wurde Svea bei der Rhönrad-WM 2011 in Arnsberg. Im Rahmenprogramm der Weltmeisterschaft fand eine Show mit Mono Wheel-Artisten statt und Svea war sofort begeistert von den neuen Möglichkeiten, die das Sportgerät bietet: „Es ist einfach innovativ und hat noch viel Potential und Luft nach oben“, erklärt sie ihre Leidenschaft für das Mono Wheel. Niemand, auch sie selbst, hätte ahnen können, dass sie 2013 erste Weltmeisterin in dieser Disziplin werden würde.

„Die Spirale ist meine
Lieblingsdisziplin“

Es gab im Vorfeld keine Möglichkeit, die eigenen Leistungen mit den anderen Sportlern zu vergleichen, denn in Chicago wurden erstmalig Weltmeistertitel in dieser Disziplin vergeben. „Völlig unerwartet!“ war deshalb der Gewinn des Weltmeistertitels und der Goldmedaille für Svea, da sie gerade ihre amerikanische Konkurrenz viel stärker eingeschätzt hätte.
Dass sie sich auf dem internationalen Parkett durchsetzen konnte, erklärte sie sich damit, dass „die meisten Mono Wheel-Turner Artisten sind und keine klassischen Turner. Artisten sind es eher gewohnt, ihre Show vorzuführen, als um Punkte zu kämpfen.“ Bei der Weltmeisterschaft kam ihr so die langjährige Wettkampferfahrung aus dem Rhönradturnen zugute.
Die letzten Jahre hat Svea Streckert sechs Tage die Woche trainiert, war nebenbei selbst als Trainerin tätig und hat vor der WM extra Tango-Tanzstunden genommen. Sie selbst beschreibt sich in drei Worten als „ehrgeizig, zielstrebig und strukturiert“. Genau diese Eigenschaften muss ein Mensch wohl auch besitzen, wenn man, neben der sportlichen Karriere auf Höchstleistungsniveau, zusätzlich Medizin studiert, die Doktorarbeit schreibt und das Praktisches Jahr (PJ) absolviert.

Doch Svea gibt zu, dass sie all das nicht schaffen würde ohne die große Unterstützung aus ihrem Umfeld. Damit meint sie nicht nur die kleine Schildkröte, die ihr Vater ihr zum ersten Wettkampf schenkte und die sie als Glücksbringer seitdem begleitet, sondern vor allem auch ihre Familie, Freunde und ihren Freund, der ihr seit Jahren ebenfalls bei jedem Wettkampf zur Seite steht. Besonders dankbar ist sie ihrer Trainerin Stefanie Jochem, die für sie „eine große Stütze ist und immer mit vollem Herzen dabei, auch in persönlichen Belangen - wie eine Zweitmama“.
Wohl auch wegen dieser Eigenschaften war Stefanie Jochem von der SG Heisingen bei der Sportgala der Stadtwerke Essen, der „Night of Sports“, in der Kategorie „Trainer des Jahres 2013“ nominiert worden. Sie konnte den Titel zwar nicht gewinnen, dafür aber wurde ihr Schützling Svea zur „Essener Sportlerin des Jahres 2013“ gekürt. Mit diesem Titel hatte Svea ebenfalls nicht gerechnet, freut sich aber sehr über die Anerkennung und ist froh, dass dank dieser Auszeichnung auch mal eine Außenseitersportart in den Mittelpunkt rückt.

Die Förderung des Sports liegt ihr sehr am Herzen. Aus eigener Erfahrung weiß sie um die Nachteile, die der geringe Bekanntheitsgrad ihrer Sportart mit sich bringt, schließlich fehlten auch ihr Sponsoren und sie musste die gesamte Reise nach Chicago sowie das Equipment selbst bezahlen.

Die sportliche Zukunft ist noch unklar

Zu ihren Zukunftsplänen kann Svea zurzeit noch nicht viel sagen. Während ihres PJ konnte sie den Sport und ihr Studium noch gut vereinen. Momentan steht sie kurz vor der 2. Ärztlichen Prüfung („Hammerexamen“) und ist somit auf dem besten Weg, bald Ärztin zu sein. Sie ist sich jedoch sicher, dass sie weiter im Rhönradsport aktiv sein möchte. Als Trainerin wird sie weitermachen und auch die Norddeutsche Meisterschaft im September hat sie schon ins Auge gefasst. Eine denkbare Alternative wäre für sie, im Showbereich mit dem Mono Wheel zu arbeiten, um den Bekanntheitsgrad ihres Sports weiter zu steigern.
Ein turbulentes Jahr liegt hinter Svea Streckert und nach bestandener Prüfung möchte sie sich eine kleine Auszeit gönnen die, wie sollte es anders sein, mit dem Rhönradsport zu tun hat. Denn neben dem Moment, als sie in Chicago mit der Goldmedaille auf dem Treppchen stand, war das Schönste für sie, all die anderen Artisten kennen zu lernen, Freundschaften zu knüpfen und sich auszutauschen. Der Austausch besteht bis heute und deshalb fährt sie nach dem Examen in die USA, um ihre Sportkollegen zu treffen und mit ihnen weiter an neuen Tricks zu arbeiten. Denn der Spaß an der Sache und das Erfolgsgefühl, wenn ein neuer Trick mit dem Mono Wheel klappt, lassen Sveas Herz höher schlagen.

Autor:

Nina Sikora aus Essen

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