"Löwes Lunch": Jäger – eiskalte Killer oder grüne Romantiker?

Momentan läuft die Messe „Jagd & Hund“ im „Revier“. Das habe ich gestern gemerkt. Ich ging in die Dorfkneipe und – schwups – stand plötzlich im „Grünen“, alles voller Jägersleut’. Zwischen Jägerschnitzel und Jägermeister ging’ s dann auch gleich um die üblichen Klischees und Vorurteile.
Hege und Pflege, nur die Schwachen und Kranken abschießen? Quatsch. Haben Sie in einem Jagdzimmer schon mal Geweihe von so „schierchen Krepeln“ gesehen? Nee, da hängen immer mächtige Mehr-Ender, die bestimmt nicht zu angeschlagenen Tieren gehört haben.
Wilde Rituale: Wer bei den Grünröcken mitmachen will, muss nach seinem ersten Abschuss eine Schnapsrunde nach der anderen nehmen – und das im Angesicht von Bambi mit dem gebrochenen Blick...
Romantik: Jäger bekommen immer die besten Bräute ab, siehe z.B. Robert Redford in „Jenseits von Afrika“. In knisterfreiem Look und mit dem treuen Deutsch Drahthaar an der Seite kommt man sich beim stundenlangen Ansitzen schnell näher.
Die Typen an unserem Tisch haben sich nach meinen Einlassungen halb totgelacht. Sie erzählten, dass sie tatsächlich tagtäglich im Dschungel wären – in dem der Paragraphen und Vorschriften. Dass sie in völlig unattraktiven Revieren zwischen stillgelegter Fabrik und Truppenübungsplatz dafür sorgen müssten, dass das Wild der Autobahn fernbleibt. Wer legt denn bei Wind und Wetter Salz und Kraftfutter aus, damit die Rudel überleben? Wer schützt den „Mac Drive“ vor der Fuchspopulation und andersherum? Wem machen verwilderte Haustiere immer wieder schwer zu schaffen?
Geeinigt haben wir uns darauf, dass es „solche und solche“ gibt. Z.B. die beiden Südtiroler, die mir am Karnischen Hauptkamm auf knapp 2.000 Metern erklärten, dass ich als Wanderer mit meinem Lärm und Duft das Wild verschrecken würde. Sprachen’s und düsten mit zwei schweren Geländewagen ins Tal – ich war gelaufen!
Oder Jagdgehilfe Lois in Kärnten, der noch mit über 80 Jahren schneller unterwegs war als ich. Nachdem „seine“ Gemsen endlich die Räude überstanden hatten, sollten sie von einer unsympathischen Wiener Jagdgesellschaft abgeknallt werden. Die wollten bis zu Hütte fahren, kurz einen trinken und dann anlegen. Dafür schleppten wir Ansitzhilfen den Hang hinauf. Lois hat sie genau so weit weg von den Gemsen positioniert, dass nie ein Tier wirklich in Reichweite war.
Ach ja – und wie ist das jetzt mit der Damenwelt? Schätzt die eher den grünen Romantiker oder den eiskalten Killer? Meine Tischnachbarn wollten nicht so richtig mit der Sprache rausrücken. Nur soviel: Der Jäger soll nur so lange „in“ sein, bis der Wilderer kommt. Hä? Was ist das denn für eine Fährte?

Autor:

Detlef Leweux aus Essen-Steele

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