Essen-Freisenbruch: Bürgerhaus Oststadt droht Denkmalschutz

Eine hitzige Diskussion um das Bürgerhaus Oststadt ist am Dienstag in der Bezirksvertretung VII entbrannt. Foto: Archiv
  • Eine hitzige Diskussion um das Bürgerhaus Oststadt ist am Dienstag in der Bezirksvertretung VII entbrannt. Foto: Archiv
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Heiß ging's her in der Sitzung der Bezirksvertretung VII am vergangenen Dienstag im Rathaus Kray. Im denkmalgeschützten historischen Krayer Gemäuer war eine Immobilie von besonderem Interesse: Für die Sanierung des Bürgerhaus Oststadt hat die BV finanzielle Mittel bereitgestellt und in den vergangenen Monaten kaum Infos von der Verwaltung bekommen. Jetzt gab es den lang ersehnten Bericht dazu!

von Mareike Schulz

Wer hat's eigentlich angeregt? Die Sache mit dem Denkmalschutz? Das interessierte vor allem die SPD-Fraktion am Dienstagnachmittag. Ecevit Agu, stellvertretender Leiter der Immobilienwirtschaft war persönlich in Kray erschienen, um die Bezirkspolitiker endlich über den Planungsstand in Sachen Sanierung, Brandschutzkonzept und Denkmalschutz auf den aktuellen Stand zu bringen. In einem ausführlichen und informativen Vortrag erläuterte er den Planungsstand, blieb aber die zeitlichen Details schuldig. Soweit sei man einfach noch nicht, denn man müsse bekanntermaßen umplanen, da man es nun - davon gehe man aus - mit einem denkmalgeschützten Gebäude zu tun habe. Agu versprach aber, nach der Sommerpause nochmals Bericht zu erstatten, dann mit detaillierten Zeitplan.
Auch den neuen Umständen konnte er Positives abgewinnen. Zwar werde die Sanierung nun einiges mehr kosten, aber dafür bekäme der Bezirk auch viel mehr. Ein weiteres architektonisches Highlight, dessen Sanierung nicht dem Rotstift zum Opfer falle. "Decken- und Wandverkleidungen bleiben erhalten und somit der historische Charakter", unterstrich Agu. Wer soll das alles bezahlen? Da hofft die Immobilienwirtschaft auf Fördermittel.
Soweit soll es - wenn es nach den Genossen im Bezirk geht - aber gar nicht erst kommen. SPD-Ratsfrau Barbara Soloch fragte geradeheraus, wer denn die Entscheidung träfe, ob das BHO unter Denkmalschutz gestellt würde, da sich die Ausführungen der Verwaltung bereits endgültig anhörten. "Sie haben ja schon die Sanierungspläne geändert, anstatt eine Entscheidung abzuwarten." Agu erklärte: "Wir haben uns auf das Urteil der Kollegin vom Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege verlassen, die versichert, dass man davon ausgehen kann, dass die Unterstellung kommen wird. Wir wollten keine Zeit mehr verlieren und abwarten, sondern passen die Planungen an, so dass nach der endgültigen Entscheidung die Arbeiten schnell starten können."

Denkmalschützerin
entscheidet alleine

Diese Aussage rief Politik-Urgestein Klaus Johannknecht auf den Plan, der deutlich machte, wie sehr ihm die Diskussion gegen den Strich gehen. "Ich bin es leid, dass einzelne Personen in der Verwaltung Entscheidungen treffen, ohne die gewählten Volksvertreter anzuhören oder in die Planungen einzubinden. Wir werden nur noch über Entscheidungen informiert, die wir dann auf der Straße bei den Bürgern vertreten sollen." Barbara Soloch wurde daraufhin zum Denkmalschutz konkreter: "Derzeit wird das Gutachten des LVR, der Oberen Denkmalschutzbehörde geschrieben. Ich habe mich informiert, dass letztendlich die Kommune, also die Untere Denkmalschutzbehörde anhand dieses Gutachtens eine Denkmalwertbegründung erstellt und damit erst ein Gebäude tatsächlich unter Denkmalschutz gestellt wird. Deshalb sind Ihre Ausführungen spannend, dass sowohl OB Kufen als auch die Kollegin Beckers sicher sind, dass das BHO unter Denkmalschutz gestellt wird. Selbst bei positivem LVR-Gutachten könnte man als Kommune den Denkmalschutz für das Gebäude - gerade in Anbetracht der desolaten Haushaltslage abwenden!"
Und sonst? Stillschweigen auf allen Seiten... Nein, die GRÜNEN hatten auch noch eine Meinung: Denkmalschutz hin oder her! "Hauptsache die Sanierung kommt zeitnah. Es ist doch ohnehin alles verspätet", fasste Ernst Potthoff zusammen. "Wenn wir jetzt gegen den Denkmalschutz sind, dauert alles noch länger. So verzögert sich alles um ein halbes Jahr, läuft dann aber an und man bekommt, wie von Hernn Agu erläutert, letztendlich doch auch Hochwertigeres."

Wer soll das
bezahlen?

Augen zu und durch? Nicht mit der SPD! "Wer soll das alles später bezahlen", fragte SPD-Fraktionssprecherin Michaela Heuser. Fakt sei doch, wenn die Fördermittel aufgebraucht sind, bleibe die Pleitestadt Essen auf einem Fass ohne Boden sitzen.
Es bleibt spannend in Sachen Bürgerhaus... Aber: Was die Bürger in ihrem Stadtteil und Bezirk eigentlich wollen, das fragt (noch?) keiner!

KOMMENTAR von Detlef Leweux:

"Denk mal"
einfach nach!

Ob ein Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wird, darüber sollten Experten entscheiden. Was ein solcher Schritt aber vor allem für die Erhaltung eines öffentlichen Gebäudes, das intensiv genutzt wird, bedeutet, dazu sollte man schon die Fachleute vor Ort, also u.a. die Lokalpolitiker befragen.

Jetzt mal unter uns: Das Gemäuer am Schultenweg fällt einem ja sofort ein, wenn es um Denkmalschutz geht. Oder? Die tollen Holzverkleidungen an Decken und Wänden...

Hallo! Was soll dieser Quatsch! Am Ende steht die Pleite-Stadt Essen dumm da und kann das ganze Ding schließen, weil eben keine Fördermittel oder sonstige Kohle für anfallende Sanierungsarbeiten zur Verfügung stehen werden - dann geht ein Stadtteilzentrum den Bach runter.

Übrigens: Die Berthold Beitz-Villa wird abgerissen. Im Süden der Stadt setzt man lieber auf neue Luxuswohnungen... Denk' mal nach!

Autor:

Detlef Leweux aus Essen-Steele

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