Kalle Spies ist seit 39 Jahren auf, unter und über der Essener Grillo-Bühne aktiv
Geht nicht gibt' s nicht

Kalle Spies ist Bühnenmeister aus Leidenschaft. | Foto: P. de Lanck
  • Kalle Spies ist Bühnenmeister aus Leidenschaft.
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Wenn es regnen soll, lässt Kalle Spies es regnen. Und wenn Feuer gefragt ist, dann brennt es im Grillo-Theater. Natürlich alles ganz zivilisiert, denn Kalle Spies ist Bühnenmeister. "Ich bin quasi der technische Häuptling, führe die Gewerke zusammen, erstelle die Dienstpläne und kümmere mich um die Sicherheit." Und noch so einiges mehr.

Im Oktober 1981 begann Kalle Spies seine Laufbahn am Grillo, damals noch ein Dreispartenhaus, als Bühnendekorateur. "Eigentlich hab ich Raumausstatter gelernt", erinnert er sich. Sein Bruder stellte damals den Kontakt zum Theater her.
"Es hat von Anfang an gepasst mit dem Job", betont Spies. "Ich habe dann pünktlich zur Eröffnung des 'neuen' Grillo-Theaters (Schauspiel) im Jahre 1988 meinen Bühnenmeister gemacht."
Natürlich ist ein Meister immer nur so gut wie sein Team. Das hält zumindest im Grillo dem Theater konsequent die Treue. "Kaum einer ist hier weniger als 15 Jahre dabei", berichtet Kalle Spies. Zusammen mit den Beleuchtern und Requisiteuren gibt es eine Menge Menschen, die für den reibungslosen Ablauf beim "Unternehmen Theater" zuständig sind. "Als Bühnenmeister sind wir hier zu dritt", so Spies, "Kernarbeitszeit ist von 6 bis 23 Uhr und wir arbeiten in einzelnen Schichten.
Ausgefallene Wünsche der Regisseure zu erfüllen, gehört zum Job dazu. "Geht nicht gib's nicht", lacht Kalle Spies. "Ein 'Nein' hört man von mir nicht - höchstens, dass es Alternativen gibt." Sein Lächeln verrät, dass er damit bisher gut durchs Berufsleben kam. Kreativität zahlt sich in seinem Job jedenfalls aus. Und besondere Wünsche erfordern eben auch besonderen Einsatz.
Für Brechts "Guten Menschen von Sezuan" verlegte Kalle Spies kurzerhand Gardena-Schläuche hoch oben im Schnürboden: "In diesem Stück regnet es fast permanent!" Teichfolie und ein Abfluss in der Mitte der Bühne kanalisieren die Wasserfluten. Spezialschuhe sorgen dafür, dass die Darsteller nicht ins Rutschen geraten. "Und unter ihren Kostümen tragen sie Neopren-Anzüge. Dauerregen auf der Bühne bedeutet letztendlich nämlich auch Kälte für die Schauspieler ..."
In fast 40 Jahren am Theater hat der Bühnenmeister viel Erfahrung gesammelt. Dass er ab und an bei der Studio-Bühne in Essen-Kray auch selbst auf der Bühne steht und agiert, kommt ihm dabei zugute. Er kennt die Bühne aus beiden Perspektiven, stand auch schon als Kleindarsteller im Grillo auf den Brettern, die die Welt bedeuten.
"Die Kluft zwischen Technik und Kunst ist an diesem Hause so gut wie gar nicht vorhanden", lobt er das Zusammenspiel von Schauspielern und Akteuren hinter der Bühne. Man kennt sich, man vertraut sich. Nicht unerheblich, wenn man sich die oftmals aufwendigen Kulissen anschaut.

"Alles mit allem" macht Stress

Auch die ein oder andere Panne hat es in so vielen Jahren natürlich gegeben. Zum Beispiel einen unbeabsichtigten Brand beim Weihnachtsmärchen, der eigentlich gar kein echter sein sollte. "Die Rauchtablette des künstlichen Feuers wurde nicht richtig ausgepustet", erinnert sich Kalle Spies. "Da musste ich die bereits auflodernden echten Flammen dann kurzerhand mit meinen Sicherheitsschuhen austreten! Die Feuerwehr hat damals gar nichts davon mitbekommen."
Gerät ein Kalle Spies auch mal in Stress? "AMA", sagt er prompt. Gemeint ist die erste große Probe "Alles mit allem": Bühne, Kostüme, etc. zum ersten Mal zusammen. "Dies alles rundlaufen zu lassen, das setzt mich unter Dampf. Dann muss ich aber der Ruhepol sein!"
Gelingt ihm. Und wenn der Dampf dann doch mal zu viel wird, hat Kalle Spies ja noch seine Sicherheitsschuhe.

Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

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