Bäcker aus Essen geht unter die Brauer
Rellinghauser Schnaps nach Omas Geheimrezept

Hermann Welp mit "Ommas Geheimrezept". | Foto: P. de Lanck
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Quellpüter-Alarm: Rellinghauser Bäcker ist unter die Brauer gegangen Schnaps oder Medizin? "Omma Emmi" war sich sicher: Beides! Fest steht, ihr Wermut-Schnaps kam vor über 70 Jahren schon gut an. Vor allem bei Fuhrleuten war er damals beliebt und avancierte zum Kultgetränk, das auch gleich bei den Kutschpferden Anwendung fand - natürlich nicht innerlich. Mit "Omma Emmis" Ableben verschwand dann schließlich das Rezept, bis ihr Enkel, der Rellinghauser Bäckermeister Hermann Welp, ihn schließlich wieder auferstehen ließ: den Quellpüter.

Zu Zeiten, wo die Bauern noch Braurechte besaßen und die Fuhrleute auf der sog. "Kohlenstraße" ihre Ladung per Pferdefuhrwerk durch das Revier bugsierten, entstand der Quellpüter, "der älteste Schnaps Essens", wenn man Hermann Welp Glauben schenken mag.
Fest steht: Das Gebräu hat eine lange Tradition, die Hermann Welp in Angedenken an seine "Omma Emmi" gerne wieder aufleben lassen wollte.

So setzte er sich über einen längeren Zeitraum in die heimische Küche und experimentierte. Grundlage war eine Originalflasche Quellpüter aus den 70er Jahren, die Welps Schwester noch verwahrt hatte. Hier galt es Geschmack, Farbe und Wirkung 1:1 wieder herzustellen. "Bio-Wermutkraut wird mit klarem Schnaps aufgesetzt, muss reifen, wird durchgeseiht und in Flaschen abgefüllt", erklärt der erfinderische Bäcker, der schließlich das Produkt seiner Forschung in Raesfeld-Erle von einem pensionierten Brauer der dortigen Schnapsbrennerei testen ließ:

Quellpüter aus Wermutkraut und Schnaps

"Besser kann man einen Wermut-Schnaps nicht machen", lautete dessen Profi-Urteil - und Welp war glücklich. Zwar setzt er den Schnaps heute nicht mehr für lahmende Pferde ein, doch diese fanden zumindest noch ihren Weg auf das von der Rüttenscheider Illustratorin Doro Ostgathe entworfene Etikett, welches zudem Welp selbst mit roter Kappe, den "zu behandelnden Quellpüter-Patienten" im Sessel, die Ruhr und die Kampmannbrücke als Teil der damaligen Handelsstraße abbildet.

"Der Quellpüter schmeckt wirklich fürchterlich", lacht Hermann Welp, was wiederum an Medizin erinnert. Doch sagt man ihm heilende Wirkung nach: ein Fernet Branca des Reviers quasi.
An Welps Stand auf dem Rüttenscheider Markt kann man das Kultgetränk erstehen - und wer zuvor probieren möchte, der kann es in der Ampütte auf der Rü bestellen. Kultschnaps in Kultkneipe. So schließt sich der Kreis: Quellpüter forever? Dass "Omma Emmi" auf diese Weise unsterblich wird, steht wohl außer Frage. Und sogar Oberbürgermeister Thomas Kufen hat den Quellpüter bereits probiert.

Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

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