35 Euro werden noch privat abgerechnet: "Besser als Dr. Google"
Hautärzte stellen erste Diagnosen auf Basis von Patientenfotos

Das Universitätsklinikum Essen erhofft sich viel von der neuen Diagnosemethode.
  • Das Universitätsklinikum Essen erhofft sich viel von der neuen Diagnosemethode.
  • hochgeladen von Sabine Pfeffer

Ein Gespräch zwischen Arzt und Patient per Skype, eine Tele-Diagnose auf der Basis von Fotos - das ist nicht mehr Zukunftsmusik, sondern Realität. Mit diesen und anderen Mitteln soll in der Medizin vieles einfacher, schneller und unbürokratischer ablaufen. Einen wesentlichen Schritt gibt es jetzt in Bezug auf Hautfachärzte. Sie dürften erstmals ohne persönlichen Kontakt zum Patienten eine digitale Diagnose ausstellen.

Lanciert wurde das digitale Angebot gemeinsam von Mitarbeitern der Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Essen in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern des Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD), des Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).Die Landesärztekammer genehmigte den Antrag.

Patienten können sich jetzt über die Webseite https://online-hautarzt.net/ (für Computer/iPhone-Nutzer) und über die für Android verfügbare App “AppDoc“ oder das iPhone eine fachärztliche Erstmeinung zu ihrem Hautproblem einholen.
Dazu müssen zwei Fotos der betroffenen Hautstelle aufgenommen, sowie einige Fragen zu möglichen Symptomen beantwortet werden. Die Bilder und Informationen werden anschließend über eine verschlüsselte Verbindung an einen Hautfacharzt aus Baden-Württemberg übermittelt. Patienten ohne Smartphone können auch über eine Digitalkamera und die AppDoc-Webseite die Bilder ihres Hautproblems bereitstellen. Innerhalb von 48 Stunden verspricht “AppDoc“ dem Patienten eine Ersteinschätzung des übersandten Hautbefundes digital zu übermitteln. Auch Rückfragen können von den Online-Ärzten gestellt werden und werden inklusive der Antworten in einem nur für Arzt und Patient zugänglichen Online-Datenraum gespeichert, versichern die Organisatoren.

Der Plattform AppDoc zahlt der Patient eine Vermittlungsgebühr. Vermittlung und Befundung kosten insgesamt 35,- Euro pro Fall, die der Patient aktuell noch privat zahlen muss. Doch das Interesse auf Seite der Krankenkassen an teledermatologischen Anwendungen wächst zusehends, sind die Fachleute sicher.

Die Projektgruppe konnte zeigen, dass die Teledermatologie eine hohe Treffsicherheit und Komfort für Patienten sowie Ärzte bietet, heißt es aus dem Essener Uniklinikum. Dort leitet Funktionsoberärztin Dr. Wiebke Sondermann die externe Evaluation von AppDoc: „Oft kommen Patienten über Suchmaschinen fehlinformiert und teilweise unnötig in die Sprechstunde. Ich glaube, dass AppDoc Patientinnen und Patienten viel überflüssige Wartezeit ersparen kann und vor allem eine gegenüber Dr. Google deutlich überlegene erste Informationsquelle darstellen wird.“

„Leider kommen Patienten auch oft zu spät zum Facharzt“, berichtet Dr. Titus J. Brinker, Assistenzarzt an der Universitäts-Hautklinik Heidelberg und Leiter der App-Entwicklung am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg. Auch Professor Dirk Schadendorf, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Hautklinik Essen und renommierter Experte für Hautkrebserkrankungen, begrüßt den Vorstoß: „Je schneller eine verdächtige Läsion fachärztlich begutachtet wird, desto besser. Moderne Technologie kann hier einen entscheidenden Beitrag leisten.“

Aber nicht nur Hautkrebs kann schneller unter fachärztliche Augen kommen: Auch für Geschlechtskrankheiten bietet AppDoc den Vorteil, indem die Plattform die anonyme Einsendung des medizinischen Problems ermöglicht.

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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