Eine der schönsten Essener Sagen
Die wundersame Rettung des Dachdeckermeisters

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Etwas enttäuscht war ich schon, als ich in Werden vor den verschlossenen Türen der ehemaligen Essener Abteikirche St. Ludgerus  stand, die Johannes Paul II. 1993 wegen ihrer besonderen geschichtlichen Bedeutung zur Päpstlichen Basilika erhoben hat. Mir war entgangen, dass die 20 Meter hohen Gewölbedecken der fast 1200 Jahre alten Kirche umfassend saniert werden müssen und das Gebäude deshalb bis Februar geschlossen ist . Als ich mich mit einem rauchenden Handwerker vor den Türen  über die Arbeiten im Inneren der Basilika unterhielt, fiel mir die wunderschöne Sage vom "Schäfchen an der Abteikirche" ein, in der es um die wundersame Rettung eines Dachdeckermeisters geht, die sich in grauer Vorzeit an gleicher Stelle zutrug. 
Um das schadhafte Dach der Abtei auszubessern , musste ein Dachdeckermeister Schindeln in schwindelerregender Höhe ersetzen. Vor den Augen zahlreicher Zuschauer/innen verlor er aber den Halt, ruschte über die glatte Dachfläche und stürzte in die Tiefe. Als die entsetzten Zeugen an die Unglücksstelle eilten, fanden sie den Dachdeckermeister zwar bleich, aber unverletzt vor. Ein Schaf, das ihm das Leben gerettet hatte, lag an seiner Stelle tot am Boden. Es hatte sich für ihn geopfert und mit seinem Körper den wahrscheinlich tödlichen  Aufprall des Handwerkers am Boden abgefedert.
Zwar wurden zu jener Zeit Schafe desöfteren an der Abtei vorbeigetrieben, an jenem Tag soll sich aber die Herde  geweigert haben, den Rufen des Hirten und auch den Bemühungen  des Schäferhundes Folge zu leisten und blieb unter dem Kirchendach einfach stehen. Die Werdener sahen in dieser  Rettung ein Wunder des Hl. Liudger, dem Gründer der Benediktinerabtei, und ließen das Schaf aus Dankbarkeit an der Absturzstelle in Stein meißeln.
Wenn man die Stelle (s. Pfeil auf dem ersten Bild) nicht kennt, wird man sie wahrscheinlich übersehen. Das steinerne Tier  hat für mich zwar nur entfernt Ähnlichkeit mit einem Schaf, erinnert aber die Leute, die diese Sage kennen, immer wieder an die wundersame Rettung des Dachdeckermeisters.
Inzwischen haben sich die Sicherheitsvorkehrungen und die Arbeitsvorschriften für Handwerker wohl so weit geändert, dass davon ausgegangen werden kann, dass bei der aktuellen Sanierung der 20 Meter hohen Gewölbedecke der Basilika Unfälle ausbleiben. Auf die Rettung durch Schafe kann man sich heute jedenfalls nicht mehr verlassen. :-))
Die Besichtung der geschichtsträchtigen Kirche und der Schatzkammer werde ich dann im Frühjahr nachholen müssen. 
Vielleicht kann ich dann auch von der armen Kirchenmaus berichten, die man im Inneren der Basilika vorfinden kann.

Quelle:
Wolfgang Schulze: Die schönsten Sagen aus Essen, Essen 1979

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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