Eine kuriose Entdeckung im Grugapark
Wurzelwichte und Atemknie

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Vier Augen entdecken mehr als zwei.
Deshalb wäre ich an den unheimlichen bräunlichen  Gestalten am Boden alleine vermutlich  vorbeigelaufen. Aber bei unserem gemeinsamen  Rundgang durch den Grugapark waren  die Blicke von Torsten Richter-Arnoldi, einem lieben Lk-Kollegen, und mir fast nur auf den Boden gerichtet, um uns gegenseitig auf besondere Pflanzen aufmerksam zu machen. Die Pflanzenbestimmungsapp glühte. Aber hier war auch sie überfordert.
Was waren das für knubblige Gestalten, die da aus dem Boden ragten?
Sofort ging das Spekulieren los.
Fest stand für uns, dass sie zu dem mächtigen Nadelbaum gehörten, der dort am Rande eines Baches stand. Leider war der Baum nicht durch ein Schildchen beschriftet.
Vielleicht handelte es sich bei den Knubbelfiguren um  eine Form der ungeschlechtlichen Vermehrung durch Wurzelausläufer, die in den nächsten Tagen noch ausschlagen würden? Aber dafür waren es eigentlich zu viele und sie standen zu dicht beieinander.

Einig waren wir uns auch,dass es sich nicht um einen einheimischen Baum handeln konnte. Dann wäre das Phänomen einem bekannt.

Unzweifelhaft regten die bis zu 40 cm aus dem Boden ragenden Knubbel die Fantasie an.
Mit etwas Farbe hätte man sie zu  einem  ganzen  Wichteldorf umgestalten können. Sie erinnerten aber auch an eine  Ansammlung von zu klein geratenen  Termitenhügeln.
Ich musste sogar an ein Kunstwerk auf einem süddeutschen Friedhof denken, das als riesige Hand dem Boden entwächst (s.letztes Bild). Etwas unheimlich waren diese Auswüchse tatsächlich. Und wenn man sich dann noch vorstellt, dass man in der Dunkelheit darüber stolpert oder sogar darüber stürzt..

Obwohl ich meine, dass in den Spekulationen mit Torsten auch das Wort Luftwurzeln gefallen war, wollten wir die Auflösung des Geheimnisses dieser kuriosen Gestalten auf den Abend verschieben.

Onkel GOOGLE enttäuschte dann nicht. Beim Hochladen eines  Bildes dieser Knubbelgebilde erschien sofort eine Sumpfzypresse und die Gebilde wurden als Atemknie, Luftknie oder Kniewurzeln bezeichnet, weil man darin wohl eher das Beingelenk eines Menschen statt einen ganzen Wichtel gesehen hat. Geschmacksache!
Wahrscheinlich hätte uns das Wort Sumpfzypresse schon vor Ort auf die richtige Spur gebracht.
Denn man kennt Luftwurzeln von Mangrovenpflanzen, die bei Überschwemmungen das übrige Wurzelwerk mit ihren Atemwurzeln, die über die Wasseroberfläche hinausragen, mit Sauerstoff versorgen. Aber  unser Fund sah schon anders aus.
  In der Heimat der Sumpfzypressen können die Atemknie bis zu 3,7 Meter hoch werden.
Anders als andere Wurzelteile entwickeln sich diese Wurzelmetamorphosen also, indem sie entgegen der Schwerkraft nach oben wachsen.
Die Luftknie verankern zudem die Sumpfzypressen so stark im Boden, dass selbst Tornados ihre Standfestigkeit nicht erschüttern können.
Ohne Torsten hätten wir dieses interessante Naturphänomen wahrscheinlich gar nicht erst entdeckt.
Aber nicht nur deshalb war der gemeinsame Spaziergang durch die Gruga ein schönes Erlebnis der besonderen Art. Es macht einfach Spaß, wenn man sich über das Beobachtete vor Ort direkt  mit Gleichgesinnten locker und ungezwungen austauschen kann. Und wenn es dann auch noch menschlich passt, ist ein gelungenes Treffen garantiert.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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