Pastor Alshut machte Schluss - und packt aus

Fotos: Gohl
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Größter Fehler? „Dass ich nicht Nein sagen kann…Der einzigartige Pastor erlebte ein wahres Wunder!

Die Ära „Alshut“ begann 2001 in St. Elisabeth, Frohnhausen. Mit einem ganz besonderen Pfarrer: Der Leidenschaften. Bernhard Alshut kann Pflöcke zur Orientierung setzen, ohne dass man das Hämmern hört. Kein Schwächling, kein Schwätzer. Ein Präziser, Prägnanter. Der mit seinen Worten und Werken deutschlandweit von Medien zitiert wird - mit seinem unsterblichen Satz zum Tod von Fußballheld Helmut Rahn; mit seiner Krippenleidenschaft jährlich höchste Anziehung erzielt. Durch besondere Umstände musste er nun seine Kraft drosseln; doch mit kolossalem „Köpfchen“. Im Westanzeiger-Gespräch packte er aus…

Mit welchem Gefühl kamen Sie nach St. Elisabeth?
„Mit einem euphorischen. Dachte, ich komme in eine große Pfarrei, mit allem musikalischem Pipapo: Pfarrorchester, Kirchen-, Kinder-, Jugendchor. Aber vieles war nicht mehr. Der Jugendchor krebst noch so rum mit vier, fünf Leuten. Den Kinderchor gibt es schon lange nicht mehr. Auch nicht das Pfarrorchester. Beides hatte ich gerne gemacht in meiner Vorgängergemeinde Wetter/Wengern.“

Warum plötzlicher Ruhestand?
„Auf Anraten meiner Ärzte. Wegen verschiedener Krankheiten.“
Sie waren dem Tod näher als dem Leben?
„Ja. Das Herz. Ich bin 66 Jahre.
Und was nun?
Auf eigenen Wunsch bin ich von unserem Bischof zum 31. Oktober vom Amt als Pastor in unserer Pfarrei entpflichtet worden. Eigentlicher Dienst geht bis 70…
Jetzt habe ich die Dienstwohnung gemietet, sonst müsste ich hier raus. Es hieß immer, hier kommt keiner mehr hin als Nachfolger, insofern hatte ich mir keine Sorgen gemacht. Auf einmal - vielleicht kommt doch noch einer…“
Geschickter Schachzug?
Schulterzucken.
Wie lange wohnen Sie noch in Essen?
„Vielleicht etwa zehn Monate. Ich werde bauen; schon angefangen mit Freunden. Nicht in Essen. Ich lebe gerne in kleineren Gemeinden.“
Wo?
„Das weiß nur mein Bruder, Kunsthistoriker. Eigentlich muss ich im Bistum Essen bleiben, weil der Bischof hier für mich zuständig ist. Als Pensionär bin ich ihm zugeordnet als Pfarrer im Ruhestand mit besonderem Auftrag.“
Das heißt?
„Pfarrer Ludger Blasius, Pfarrei Sitz St. Antonius, sagt so schön: Wenn du etwas machen möchtest, darfst du es gerne. Aber du musst es nicht mehr. Eine gewisse Beruhigung. Ich will ja wieder fitter werden…“
66 Jahre und…
„Gesundheitlich schlecht auf den Beinen. Die Ärzte gaben mich schon auf. Aber ich geriet an wahre Wunder-Ärzte.“
Welches Studium in der heutigen Zeit würden Sie wählen?
„Vieles ist in der Kirche geändert worden. Vielleicht doch den gleichen Beruf mit ganz anderen Voraussetzungen als früher; jüngere Kollegen sind viel besser darauf vorbereitet.“
Sie haben zwei Studien abgeschlossen?
„Theaterwissenschaft und Theologie. Beide mit Diplom.“
Ihre größte Leidenschaft?
„Alles, was musisch ist. Kunst, Musik, Theater, Liturgie…“
Schwerster Fehler?
„Das ich nicht Nein sagen kann. Die Überlastung hat zu meiner Krankheit geführt, bestätigten meine Ärzte. Ich habe gemerkt, wie wichtig es ist, dass man auch an sich selbst denkt: Du sollst Gott und deinen Nächsten lieben und dich selbst nicht vergessen. Ich habe nicht auf das „selbst“ geachtet.
Zölibat – überholt?
„Nicht überholt, aber nicht so lebbar wie früher. Wenn man alt, krank und allein ist, steht man recht verlassen da. Viele alte Kollegen leiden unter Einsamkeit; sie fallen praktisch aus dem Leben einer Gemeinde – zack – raus. Dann kommt nichts mehr. Zum Glück habe ich Freunde. Das ist viel wert. Im Alter merkt man das.
Heirat – vermisst?
„Im Nachhinein schon. Mit zunehmendem Alter und zunehmenden Aufgaben.“
Die schönsten Jahre Ihres Lebens?
„Die Studentenzeit. Die habe ich ausgekostet.“
Verliebt gewesen?
„Klar. Ich war in der Tanzschule. In den Semesterferien arbeitete ich in verschiedenen Jobs: Krankenhaus; bei Opel…“
Erreicht in St. Elisabeth seit 2001?
„Altlasten in vertretbare Bahnen zu bringen – wie die Gastronomie im Pfarrzentrum. Häuser, die wir hatten, verkauft. Das Altenwohnhaus, völlige Fehlplanung, übernahm die kath. Senioren-Wohn- und Pflegeeinrichtung GmbH der St. Elisabeth-Stiftung. Die Innen- und Außen-Renovierung der Kirche. Die Schuko-Orgel wurde für 100000 Euro völlig überholt.“
Ruhestand - was nun?
„Zeit für meine Hobbys. Ich freue mich schon auf die Tage, dass ich wieder Krippen baue, dazu bin ich nicht gekommen. Einige Leute warten bereits ungeduldig darauf.“
Jammerschade - vieles blieb in den letzten Jahren „unerhört“ vom Vielseiter Alshut. Er kann Blockflöte, Klavier, Kirchenorgel, Tuba, Trompete. Nach dem Studium spielte er in einer Vier-Mann-Tanzkapelle. Während des Studiums baute er einen Jugendchor auf, leitete ihn. Und - spielte Theater vom Kinderstück bis zur Weltliteratur.

Doch jetzt packt der frische Ruheständler erst mal vorsichtig seine über 500 Krippen zart aus den Kartons aus. „Dabei entdeckte ich, dass viele noch nicht ausgestellt waren. Ich liebe die Abwechslung.“ Also raus an die Luft! Denn Krippenpapst Alshut lädt zur Besichtigung ein: „Neue Krippen aus meiner Sammlung.“ Vom 25.12.2013 bis 2. Februar 2013.

Chapeau – Bernhard Alshut! Und gute Besserung…

Krippe in der Kirche St. Elisabeth
Essen, Frohnhauser Straße 400

Weihnachten 1950 gab es die erste Weihnachtskrippe nach dem Wiederaufbau der im Krieg stark zerstörten St. Elisabeth Kirche. Seitdem wurde immer wieder Hand angelegt an die Figuren. Als Pfarrer Alshut die Gemeinde übernahm, war er für die Krippe ein wahrer „Glücksbringer“ – denn als Krippenbaumeister änderte sich mit den Jahren einiges an der jährlich anziehenden Krippe.

Krippenausstellung von Bernhard Alshut
50 Figuren aus USA – mit Seltensheitswert – „erblicken“ jetzt das Licht der Welt; dazu viele Miniatur-Krippen. Kostenlose Ausstellung: 25.12.2013-2.2.2014, 15-17 Uhr. Abweichende Zeiten können mit Bernhard Alshut abgesprochen werden. Telefon 7509755. Zu erreichen ist die St. Elisabeth-Kirche mit der Straßenbahn Linie 109, Haltestelle „Kieler Straße“.

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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