Schrecklichster Tag? "Unsere kirchliche Trauung"

Wie schafft man 60 sehr glückliche Jahre Ehe? Das Altendorfer Diamant-Paar Anneliese und Eugen Kalenborn vor ihrem 30-jährigen Rotahornbäumchen am Haus, verrät das Geheimnis. Foto: Schattberg
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Anneliese und Eugen Kalenborn leben einen himmlischen Traum auf Erden!

Eugen Kalenborn ist eine bekannte Essener Persönlichkeit. Vor drei Jahren beispielsweise war er wieder in aller Munde, als durch Vandalismus die Kugel vom geschichtsträchtigen Gänsereiter-Brunnen Apostelkirche - zerstört wurde! Der Bildhauer Kalenborn handelte spontan. Kostenfrei. Über das Ehepaar Kalenborn könnte man Bücher schreiben...

So sind sie mit Marianne und Siegfried Wollenberg, Geschäftsleute, auf engste befreundet. Da gibt’s mal „Bäumchen verwechsele dich“! Dem West Anzeiger gestanden sie vielsagend: „Wir sind ja zwei Mal das älteste lebende Altendorfer Schützen-Königspaar.“ Eugen tat’s mit Marianne – Königspaar 1972-1974. Dafür revanchierte sich Siegfried mit Anneliese, 1984-1986. Krach danach? I wo. „Seit 28 Jahren stoßen wir beim gemeinsamen Silvesterfest an.“

Um es auf den Punkt zu bringen: Anneliese und Eugen sind bodenständig. Wen sie ins Herz schließen ist beglückt, himmelhochjauchend. Ein Leben lang. Und reich! Mit einer großen Familie. Bejubelt, gesegnet wurden Kalenborn’s mit zwei Söhnen, zwei Schwiegertöchtern „alle glücklich verheiratet“, sieben Enkeln, ab Herbst - acht Urenkeln...

Tja, Anneliese und Eugen sind je 84 Jahre jung, feierten jetzt ihre Diamant-Hochzeit. 60 Jahre verheiratet! Dabei kennt sich das Glückspaar weitaus länger...Beide sind körperlich und geistig so was von fit! Unglaublich!
Wie lernten sich Anneliese und Eugen kennen? Er sprudelt los: „Mein Vater hatte einen Baubetrieb. Das Haus, eine Kriegsruine, bauten wir wieder auf – in der Dortmunder Straße. Die heißt heute Homburger Straße. Da sah ich zufällig das schöne Mädchen...Die Schöne wohnte nebenan, heißt Anneliese. Am 8. April 1951 gingen wir beide ins Kino Lichtburg. „Dr. Holl“ lief...“ Pause.
„Von Anfang an funktionierte die Gemeinschaft, die wir gefunden haben“, strahlt spitzbübisch Eugen. „Wir hatten den Krieg erlebt. Alles war zerstört. Als wir uns dann kennenlernten, da war ein Stück Frieden unser Hauptziel. Mit unserer Gemeinsamkeit. Ohne Angst. Ohne Kriegswirren. Wir waren 17 Jahre jung. Zusammen geht das. Zusammen bleiben. Dass wir füreinander bestimmt waren, wusste ich!“
Was dachte Anneliese damals?„Ein ganz lieber, junger Mann.“
Der schrecklichste Tag? Juli 1958. Grüne Hochzeit. „Unsere kirchliche Hochzeit. Wir kommen in die Nikolauskirche, Essen-Stoppenberg. Da passiert folgendes. Unsere Gesellschaft sollte links Platz nehmen. Rechts setzten sich andere Leute hin. Gut gekleidet, in schwarz; waren uns aber fremd. Der damalige Dechant begann mit einer Trauerrede – und wir wurden dann gleichzeitig in der Messe verheiratet. Das glaubt kein Mensch. Die Beerdigung „rutschte“ irgendwie dazwischen. Den älteren Priester kannten wir gut. Ein netter Mann. Wir nahmen ihm das nicht übel. Das Ende war entscheidend: Er hat uns verheiratet.“

Ja, so ist Eugen Kalenborn. Stets das Positive sehen. Immer verlässlich in seinen zwei Berufen: Holzbildhauer; Steinmetz und Steinbildhauer. Beide Meisterprüfungen schaffte er bravourös.Voll Stolz blickt er zurück. „Unsere Familie stammt aus der Eifel. Ich bin in der siebten Generation Steinmetz. Es gibt die achte – unsere Söhne; die neunte – wäre die Enkelin, die auch schon im Beruf beschäftigt ist...“

Ausruhen? Kennen beide nicht. An der Bockmühle fertigte Eugen Kalenborn den neuen Brunnen an. „Aus Steinbruch in Sachsen. Vorgestern restaurierte ich ein Holzkreuz im Park“.
Jetzt meldet sich energisch Anneliese zu Wort. „Ich bin aber auch immer in der Firma gewesen. Büroarbeiten!“ Verlässlich, seit 65 Jahren. So dicht zusammen, Wand an Wand?
Schmunzeln bei Eugen: „Vielschichtige Arbeiten. Ich war häufig unterwegs. Meine Werkstatt war das Auto.“
Strahlen. „Wir sind glückliche Leute.“ Nie Streit? „Nein. Mal Meinungsverschiedenheiten. Die sind einfach wichtig. Weil wir zwei verschiedene Menschen sind. Nur – man muss darüber sprechen.“
Hut ab!

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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