Wie geht's dem Baby Weststadthalle?

Großer Bahnhof zur Eröffnung der Weststadthalle als Jugendzentrum: Betty Fischer-Tauchmann im Gespräch mit Oberbürgermeister Reinhard Paß. | Foto: Michael Gohl / West Anzeiger
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  • Großer Bahnhof zur Eröffnung der Weststadthalle als Jugendzentrum: Betty Fischer-Tauchmann im Gespräch mit Oberbürgermeister Reinhard Paß.
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An der Weststadthalle hat sich schon manch namhafter Macher die Zähne ausgebissen. Drei Insolvenzen seit 2000. Trotzdem: Die Fabrikhalle bleibt in aller Munde. Auch als sie drei Jahre dicht war. Denn die Stadt Essen ist damit fest verbunden – durch Anmietung bis 2023; jährliche Miet-/Betriebskosten 240000 €. Also ließen sich die Stadtväter was Stadtnotweniges einfallen: einen Jugend-High-Point. Der STADTSPIEGEL will wissen: Wie geht’s dem „Baby“, der Weststadthalle….

Der City nahe Jugend-Treffpunkt wurde vor gut 100 Tagen feste bejubelt. Doch es ist leiser drum herum geworden. Wir sprachen mit den „Müttern“ - Christina Bäuerle, Jugendamtsleiterin und Betty Fischer-Tauchmann, Leiterin Kinder-/Jugendarbeit. Denn ihr „Kind“ ist etwas Besonderes: Es steht quasi auf vier Beinen: Eventhalle, Kinder- und Jugendarbeit, Café WeststadtHorizont. Folkwang-Musikschule, in der anderen Gebäudehälfte.

Ist die Weststadthalle in den Dornröschenschlaf gefallen?

Bäuerle, Fischer-Tauchmann: Noch befinden wir uns in der Experimentierphase. Die Eventhalle läuft gut. Bei Konzerten können sich hier stehend bis zu 1050 Menschen über die Künstler erfreuen. Das wird am 17. März beim 1. ESSEN BEBT Festival geschehen mit den Hardcore Bands „Madball“, „2O“, „DEEZ NUTS“, „first blood“, „Devilin Me“ und „Strength Approach“. Tags drauf wird es wieder krachen mit dem aus der Zeche Carl in die Weststadthalle verlagerten Konzert. Über 700 Karten sind bereits verkauft. Die Kooperation mit der Zeche Carl ist uns immer wichtig.
Andere Platzverhältnisse gelten bei Theatervorstellungen. Stühle nehmen Raum weg. Platz gibt’s für 200 – 300, maximal für 477 Menschen. Bei Tagungen werden Tische und Stühle aufgestellt; wiederum reduzierte Personenzahl. Für alle Variationen bedeutet das - genehmigte Bestuhlungspläne mit Fluchtwegen.

Die Weststadthalle liegt sehr versteckt. Zwar zentral, im Rücken Cinemaxx, Colosseum – Weststadt? Was steckt dahinter? Die paar Schilder verraten nix. Hinweise wie Jugend-Mittelpunkte, Eventhalle, Café…fehlen. Warum keine Hinguck-Piktogramme auf Bürgersteigen, von Schülern oder Graffiti-Künstlern gemalt?

Bäuerle: Von dem Gedanken halte ich eine ‚ne Menge. Auch wir überlegen, wie weisen wir intensiv auf die Weststadthalle hin. Doch Vorschriften brauchen lange Wege.

Selbst wenn in der Weststadthalle die „Bude brennt“ – im riesigen Innenhof herrscht großes Gähnen. Öd, leer. Ohne Leben, Lachen. Vorschlag: Eine Skaterbahn bringt garantiert fröhliche Stimmen in den Hof. Oder?

Bäuerle: Die Idee finde ich klasse. Werde ich weitergeben. Aber auch hier gibt es natürlich Auflagen mit dem Gesamtgebiet, Umfeld. Muss man sehen, was man tun und nicht tun darf.

Wie läuft das WeststadtHorizont-Café?

Bäuerle, Fischer-Trautmann: Bewusst wollen wir hier nicht viel Programm präsentieren, sondern den Ort als charmante Lokalität zum Flirten, Feiern, Klönen, Kichern anbieten. Ohne Verzehrzwang. Einfach Treffpunkt mit Freunden. Sehr gut läuft hier schon der monatlich angebotene „Poetry Slam“ mit der anschließenden Trash Party. Organisiert von und mit ehrenamtlichen Jugendlichen. Monatliche Zuschauerzahlen zeigen, dass sich die Jugendlichen hier wohlfühlen. Wir sind mit ihnen im Gespräch, um weitere Ideen umzusetzen. Auch bei
Großveranstaltungen – wie am 17./18. März - wird die Gastronomie mit einbezogen. Die Kooperation mit unterschiedlichsten Gruppen aus dem Stadtbezirk I mit Schulen sieht vor, zukünftig mehrere Angebote zu planen und zu organisieren.

Wie steht die Entwicklungssituation der zentralen Kinder- und Jugendarbeit?

Bäuerle, Fischer-Tauchmann: Gut. Früher war sie im Haus Jugendzentrum, jetzt in der Weststadthalle. Einerseits bietet sich die neue Chance - was kann man in der Weststadthalle machen – was extern. So planen wir darüber hinaus auch die Veranstaltungen stadtweit mit Essener Szenen, wie das OPEN AIR 2012, „Hal of Fame“ - legale Graffiti Sprühwände in Essen sind organisiert – betreut mit ehrenamtlichen Jugendlichen.
Die 2. Europäische Jugendkunstausstellung mit zwei Partnerstädten war am 27.1.12 auf der Zeche Zollverein erfolgreich eröffnet worden. Solange die Ausstellung in Essen läuft, wird sie von unterschiedlichen Veranstaltungen an mehreren Orten in Essen begleitet. Zeitgleich beginnt die Planung der 3. Essener „Nacht der Jugendkultur“ – die im letzten Jahr mit vielen jugendlichen Künstlern auf dem Kennedyplatz stattfand.
Bei der Auftaktveranstaltung zu KOMMUNE ESSEN GOES INTERNATIONAL, 10.2.2012, 14.30, im ComIn genius, Karolinger Straße, wollen wir einen Beitrag leisten zur Chancengerechtigkeit und zur besseren Teilhabe insbesondere für benachteiligte Jugendliche mit Migrationshintergrund. Kommune goes international wird bundesweit in 22 Modellstädten umgesetzt, Essen ist dabei. Das Projekt zum Mitgestalten läuft bis 2014.
Fachbereiche für u. a. geschlechterdifferenzierte Mädchen- und Jugendarbeit, internationale Jugendarbeit, Medienarbeit (Frankenstraße), Kinderforum Rathaus planen sowohl Veranstaltungen in der Weststadthalle – aber da uns hier die Seminarräume fehlen – mit verschiedensten Kooperationspartnern an vielen Standorten in der Stadt. Die 17. Mädchentage für 600 Schülerinnen finden deshalb in der Hauptschule Wächtlerstraße, statt, Kinderfilmtage im Ruhrgebiet in den Kinos „Eulenspiegel“ und „Astra“.
Ein großes Highlight ist mit der Folkwang Musikschule in Vorbereitung: Am 15.6. wird der Weststadthalle der „blaue Kulturstein“ verliehen. Knaller: Gemeinsames 3Tage-Sommerfest.

Tja, Jugendliche – was fehlt noch? Was wäre wünschenswert? Ihr stoßt bei den Stadt-„Müttern“ auf offene Ohren. Die rennen sich die Füße heiß für Euch – Ihr müsst Euch nur rühren. Nutzt die Chance…

Weststadthalle, Thea-Leymann-Straße
Eröffnet am 20. Oktober 2011. Treffpunkt für die Essener Jugend und jung gebliebene Bürger. Das Industriedenkmal hat ein traumhaftes Ambiente, eben die alte Fabrikhalle von Thyssen-Krupp. Die Eventhalle - mit Galerie, Empore, auch für Rollstuhlbenutzer, ist mit neuester Technik ausgestattet – also für die unterschiedlichsten Nutzer geeignet.

Großer Bahnhof zur Eröffnung der Weststadthalle als Jugendzentrum: Betty Fischer-Tauchmann im Gespräch mit Oberbürgermeister Reinhard Paß. | Foto: Michael Gohl / West Anzeiger
Christina Bäuerle. | Foto: privat
Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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