Eltern müssen Schulbank drücken

Pilotprojekt im Essener Westen: KiTa-Kinder besuchen gleichzeitig die Schule. Foto: Gohl
  • Pilotprojekt im Essener Westen: KiTa-Kinder besuchen gleichzeitig die Schule. Foto: Gohl
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Da haben sich drei Schulen in Altendorf - Hüttmann-, Bodelschwingh-, Heinrich-Strunk-Schule - was Einmaliges auf die Schultern geladen!

Künftige Erstklässler, 150 Knirpse - augenblicklich noch KiTa-Lütten, werden in Mini-Gruppen auf ihren „großen“ Schritt – den Schulbesuch, jetzt schon vorgeschult; auch die Eltern werden in die Pflicht genommen! Warum dieses „Schultraining“ so wichtig, ja überlebenswichtig ist? Schule – mit „Staun-Fach“…

So kennen es bislang Kindergarten-Kurze: Die unbeschwerte Zeit ist irgendwann abgelaufen. Danach Wochen Pause. Dann der große Schritt: Schule! Häufig verbunden mit Angst im Nacken. Für Kinder, auch für Eltern. Eine „fremde“ Welt öffnet sich. Was erwartet sie?

„Schultraining im Bezirk III nimmt die Angst. Schafft gar starke Kinder – fit für die Schule. Die üben Schule in der Schule“, frohlockt Frank Chatoupis, Schul-Projektleitung.
Vorschulkinder sollen besser auf ihre neue „Heimat“ vorbereitet und gefördert werden – in gemeinsamer Verantwortung zwischen KiTa und Schulen. Immer im Boot: Die Eltern…
Der fließende Übergang der Kleingruppen mit circa zehn Kindern setzt sofort nach den Osterferien ein – voraussichtlich bis zu den Winterferien…Einmal wöchentlich geht’s dann in die „neue“ Schul-Welt; begleitet durch eine Honorarkraft. Geplant sind ferner gemeinsame Treffen mit Eltern, Kindern und Projektleitung.

Ziel? Dazu Hanne Herz-Höhnke, Bodelschwingh-Schulleiterin: „Eltern werden durch das Schultraining inspiriert und gefordert, sich mit der Schulmaterie relativ früh auseinander zu setzen in der Hoffnung, die ganze Grundschulzeit über sich für die Schulbelange ihres Kindes zu interessieren.“

Ist das nicht selbstverständlich? „Heutzutage nicht. Denn vieles liegt im Argen...!

Es gibt Kinder, die sind mit 8 Jahren noch nicht „trocken“ oder eingekotet.

Die Denkart der Eltern ist vielfach nicht mehr nachvollziehbar. Da gibt’s Drei-Jährige mit eigenem Zimmer und Riesen-Fernseher; acht-Jährige mit I Phon. Die basalen Fähigkeiten, normale Grundfähigkeiten, wie das eigene Kind zu bekochen, schaffen die Eltern nicht mehr.“

Frank Chatoupis skizziert die spielerischen Eltern-Kind-Nachmittage. Start ab 5. Mai. „Eltern, Kinder können sich gegenseitig kennenlernen – auch bereits ihre Lehrer und Erzieher vom Ganz-Tag. Somit sollen Ängste abgebaut werden. Steigerung nach den Sommerferien bis zum Winter: Während des laufenden Schuljahrs gibt es Eltern, Kinder-Nachmittage. Ziel: Die Kleinen zu stärken. Um Freude zu wecken, um sie zu motivieren. Auch aus Elternsicht – ihre Lieblinge zu stärken; dazu zählen Verantwortung, Pflichten, Regeln.“

Zur Planungsgruppe zählt u. a. auch Sabine Howaldt, Leiterin KiTa Ohmsstraße: „Wir arbeiten eng mit den Grundschulen zusammen. Vieles ist nicht selbstverständlich: „Was gehört in den Tornister, was nicht. Was kann drin bleiben, was muss raus. Tägliche Butterbrotkontrolle.“ Ist doch normal? „Nein. Häufig finden wir verschimmeltes Brot, faule Bananen… Das ist Alltag. Beginnt die Schule, biete ich sofort Beratung an: Bei Erziehungsfragen, Problemen in der Schule, Unsicherheiten, Konflikten. Ich möchte, dass sie sicher in der Schule ankommen, berate die Eltern gerne. Ich bin in der Schule mit verankert…

Fakt, mit Argusaugen werden die Kleinen beobachtet. Können sie Schnürsenkel zur Schleife binden, sind sie im sozialen Verhalten auffällig, wie ist die Aussprache…“Wir sind sehr flexibel“, betont Chatoupis. „Mit Kollegen – wie Therapeuten, Logopäden vernetzt.“ Er ist bereits ein „alter Hase“. Begleitete Projekte im Bezirk VII, Steele, Kray. „Jede Schule ist einzigartig. Die Rückmeldung ist aber immer gleich: Schüler sind danach besser auf die Schule vorbereitet.“

Auch das wird nicht verschwiegen. „Wir proben den Toilettengang“, so die Schulleiterin. „Dass die Kinder selbständig das „Örtchen“ aufsuchen können, es nicht als Spielplatz benutzen. Die Hygiene dort ist wichtig. Relativ früh bemerken wir den Bedarf bei Spezialförderungen: Wie Kinder den Stift halten, wie sie malen. Die Motorik der Hände erkennen wir. An der Körperhaltung, wie gesund sich ein Kind ernährt.“

Wetten, diese Schulen machen Schule. Ja, man müsste noch mal Schüler sein… Oder?

„Starke Kinder – fit für die Schule“
Frank Chatoupis, Schul-Projektleitung
Anna Konicks, Jugendamt
Sabine Howaldt, KiTa Ohmstraße
Monika Westhoven, KiTa Clemens Maria Hofbauer

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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