Von vor Ort an der Kohle zur Freizeitlandschaft

150 Jahre Consol wurde in diesem Juni mit einem riesigen Fest begangen. Foto: Gerd Kaemper
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Aus dem 27 Hektar großen Gelände der 1993 geschlossenen Zeche Consolidation 3/4/9, ist heute ein Stadteilpark und eine neue attraktive Mitte geworden. Von weitem schon signalisiert die Lichtinstallation „ Consol Gelb“ von Günter Dohr auf dem Fördergerüst über Schacht 9, dass die Kultur in die sanierten und denkmalgeschützten Gebäude Einzug gehalten hat - mit dem mehrfach für Kinder- und Jugendtheater preisgekrönten Consol-Theater im Lüftergebäude, der bergbaugeschichtlichen Ausstellung im südlichen Maschinenhaus, der „Sammlung Werner Thiel“ im nördlichen Maschinenhaus sowie dem Musikprobenzentrum C 4. Zwischen den Gebäuden liegt der „Consolplatz“, eine große Open-Air-Bühne, hinter den Gebäuden erstreckt sich der Consol.Park mit Erholungsflächen und einer Trendsportanlage für Jugendliche.

Vom Dorf Braubauerschaft zum Industriestandort

Mit der Niederbringung eines Schachtes in dem Dörfchen Braubauerschaft (heute Bismarck) begann 1863 die Errichtung des Steinkohlenbergwerks „Consolidation“. Schon in den 1870er Jahren war die Zeche eine der größten im Ruhrgebiet. Schacht 9 entstand ab 1915. Der Erste Weltkrieg verzögerte die Arbeiten und erst 1922 wurde das markante Doppelstrebengerüst errichtet. Ein Jahr später wurde Schacht 9 – mittlerweile im Besitz des Mannesmann-Konzerns – zum Hauptförderschacht ausgebaut.
Das Doppelstrebengerüst wurde als Stahlfachwerk-Konstruktion errichtet. Es dokumentiert das Ende eines Entwicklungsabschnittes im Fördergerüstbau, denn seit Ende der 1920er Jahre wurden Fördergerüste in der Regel in Vollwand-Bauweise ausgeführt. Das filigrane Doppelstrebengerüst zählt heute zu den letzten noch erhaltenen Fördergerüsten seiner Art in Nordrhein-Westfalen.
Das südliche Maschinenhaus entstand 1922 nach dem Entwurf des Zechenbaumeisters Heinrich von Bonin (1871-1927) als teilverputzter Klinkerbau, dessen Fassade durch Pilaster repräsentativ gegliedert wird. Im Innern wurde noch 1963 eine Zwillingsdampffördermaschine installiert. Es handelt sich dabei um die letzte von der Gutehoffnungshütte (GHH) in Oberhausen gefertigte Dampfmaschine.
Das nördliche Maschinenhaus, ein kubisch gestalteter Backsteinbau von 1937, entwarf der Industriearchitekt Dr. Ing. Hans Väth (1897-1950). Die erhaltene Dampffördermaschine, ebenfalls von der Gutehoffnungshütte gefertigt, stammt von 1938.

Consolidation steht für Zusammenlegung

Sieben Eigentümer von Grubenfeldern, darunter der Essener Industrielle Friedrich Grillo, schlossen sich 1862 zusammen, um in einer beinahe unbesiedelten Landschaft der Gemeinde Schalke ein Bergwerk zu gründen, das den Namen „Consolidation“ erhielt. Damit wird an den Vorgang des Zusammenlegens von Grubenfeldern erinnert, den man in der Bergbausprache als „Consolidation“ bezeichnet.

Denkmalschutz für Teile des Consol-Geländes

Ein solcher Zusammenschluss war bei den Tiefbaubauzechen der Region üblich und ratsam, weil die hohen Investitionskosten und Risiken auf mehrere Schultern verteilt wurden. Schon zu Betriebszeiten der Zeche Consoldation erkannte man den Denkmalwert des Fördergerüsts über Schacht 9 und so erfolgte bereits 1987 die Eintragung in die Denkmalliste der Stadt Gelsenkirchen. Die zugehörigen Maschinenhäuser wurden 1992 unter Schutz gestellt.
Damit war der erste Schritt zur Bewahrung des industriehistorischen Monuments getan. Mit der Übertragung des Fördergerüsts sowie der Maschinenhäuser in das Eigentum der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur im Jahr 1998 wurde die langfristige Bewahrung des herausragenden Ensembles „Consolidation Schacht 9“ ermöglicht.

Sanierung und Erhalt für die Zukunft

Das Denkmalensemble Bergwerk Consolidation Schacht 9 mit dem Fördergerüst und den zugehörigen Maschinenhäusern wurde in den Jahren 2002 bis 2005 von der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur und der Stadt Gelsenkirchen mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen sowie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz saniert.
Das 53 Meter hohe Fördergerüst über Schacht 9 gilt als Wahrzeichen des Stadtteils Gelsenkirchen-Bismarck. Die Stahlfachwerkkonstruktion aus genieteten Profileisen wirkt, obwohl sie hohe Lasten zu bewältigen hatte, insgesamt leicht und filigran. Das Strebengerüst, im Jahr 1922 erbaut, zählt zu den späten erhaltenen Objekten dieser Art.

Sammlung Werner Thiel im nördlichen Teil

Im nördlichen Maschinenhaus präsentiert die Stadt Gelsenkirchen seit dem Jahr 2006 die Sammlung Werner Thiel (1927-2003) mit faszinierenden „Fundstücken“ aus dem Bergbau. Seit 1980 trug der Gelsenkirchener Künstler Artefakte und Relikte bergmännischer und industrieller Arbeit zusammen, um sie in Installationen und Collagen zu bearbeiten.

Privates Engagement im nördlichen Teil

Im südlichen Maschinenhaus fand der Initiativkreis Bergwerk Consolidation e.V. seine Bleibe. Die Mitglieder des im Jahr 1997 gegründeten Vereins engagieren sich für das Denkmal, bieten Führungen an und präsentieren, „ihre“ Fördermaschine, die sie sorgfältig konserviert und sogar wieder funktionstüchtig gemacht haben. So können Besucherinnen und Besucher die Zwillingsdampffördermaschine im Schaubetrieb zu erleben.

2001: Das Consol Theater wird Teil des kultur.gebiet

Seit der Eröffnung im August 2001 ist in der ehemaligen Lüftermaschinenhalle und dem dazugehörigen Lüfter mit dem Consol Theater ein abwechslungsreicher Veranstaltungsort in industriekulturellem Umfeld entstanden.
Das Theater ist Teil des „Kulturraum Consol“. Im Rahmen der IBA erhielt das „forum kunstvereint“, der Trägerverein des Consol Theaters, die Möglichkeit, das Lüfter-Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen.
Seither hat sich das Consol Theater zu einem renommierten Kinder- und Jugendtheater entwickelt, doch umfasst der Spielplan ebenfalls inszenierte Hauskonzerte, Jazz- und Chansonabende sowie Erzählprogramme.

Das Musikproben-Zentrum C4

Im Jahr 1997 durch den langjährigen 1. Vorsitzenden Michael Ziebarth initiiert und aus der freien Kulturszene entstanden, gründete sich die Interessengemeinschaft kulturschaffender Musiker Gelsenkirchen e.V. mit dem Ziel Musikproberäume in Gelsenkirchen zu schaffen und Konzertveranstaltungen für-, mit-, und durch die Szene zu organisieren.
Ehrenamtlich und gemeinnützig wurden seit der Gründung fast 200 Veranstaltungen durchgeführt, vom unplugged - Konzert bis zum mehrtägigen Familienevent konnte die Interessengemeinschaft vielseitig Möglichkeiten anbieten.
Nach vielen Jahren angagierter Arbeit entstand im Jahr 2005, in Kooperation mit der Stadt Gelsenkirchen, speziell dem Referat Kultur, das Proberaumzentrum „Consol 4“ im Kulturgebiet Consol, dem ehemaligen Zechengelände der Zeche Consolidation.
Seit dem ist die IKM Betreiber des 39 - Proberaum umfassenden Zentrums, das zur Zeit circa 50 Bands und ca. 180 Musiker aus Gelsenkirchen und der Umgebung beherbergt.
Zur Zeit führt die IKM unter dem Vorsitz von Kerstin Felske monatliche Konzertveranstaltungen in anliegenden Jugendeinrichtungen durch und veranstaltet im Sommer mit dem „Consol 4 - open air“ und den „Bismarcker Rocktagen“ zwei mehrtägige Familienfeste.

Der Consol-Park mit viel Platz und Freizeitspaß

Seit 2003 haben die Menschen in Gelsenkirchen-Bismarck ein wichtiges Stück Landschaft vor ihrer Haustür zurück. Ein Areal, das zuvor nur den Kumpeln vorenthalten war, wo es nicht um Freizeit, sondern um harte Maloche ging. Bis in die 1990er Jahre hinein, dann stoppten die Förderräder auf der Zeche Consolidation
3/4/9. Heute stehen hier Spiel und Spaß im Vordergrund, mit Rasenflächen zum Austoben, Anlagen für Skaten, Beachvolleyball, Basketball, Inline-Hockey und - natürlich - Fußball. Dichte Baumreihen schirmen den Park zu den umgebenden Siedlungen ab und lassen ihn wie eine grüne Insel wirken. Das Gleisbett der alten Zechenbahn wurde zu einem Fuß- und Radweg umgebaut. Er verknüpft den Park über die Erzbahntrasse mit dem Emscher Park Radweg.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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