Gelsenkirchen hat den Inzidenzwert von 50 überschritten
Das Corona- Virus ist nicht weg zu reden!

Das Corona-Virus hat uns weiterhin im Griff und die Herbst- und Winterzeit wird seine Aktivität steigern, denn die Menschen halten sich nun einfach sehr viel häufiger in geschlossenen Räumen auf, in denen das Virus "leichtes Spiel" hat, wenn die AHA-Regeln nicht eingehalten werden. Foto: pixabay/Grafik Sikora
  • Das Corona-Virus hat uns weiterhin im Griff und die Herbst- und Winterzeit wird seine Aktivität steigern, denn die Menschen halten sich nun einfach sehr viel häufiger in geschlossenen Räumen auf, in denen das Virus "leichtes Spiel" hat, wenn die AHA-Regeln nicht eingehalten werden. Foto: pixabay/Grafik Sikora
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Am Dienstag, 12. Oktober, hat Gelsenkirchen mit einem Wert von 58,9 die kritische Marke von 50 deutlich überschritten. Damit greift auch in Gelsenkirchen der vom Land am 11. Oktober beschlossene Erlass mit einem Mindestrahmen von Maßnahmen, die eingehalten werden müssen. Darüber und was das genau für die Bürger in Gelsenkirchen bedeutet, informierten Gesundheits- und Sozialdezernent Luidger Wolterhoff und der Leiter des Referates Gesundheit der Stadt Gelsenkirchen, Klaus Mika.

„Es handelt sich um einen sehr sensiblen Indikator. Zum besseren Verständnis: Bezogen auf die Einwohnerzahl von Gelsenkirchen kommt der Alarmwert von 50 zustande, wenn innerhalb von sieben Tagen 130 Infektionen ermittelt wurden“, erläuterte Wolterhoff. Weil absehbar war, dass auch Gelsenkirchen die „50“ überschreiten würde, hatte sich der Krisenstab der Stadt, der ohnehin drei Mal in der Woche zusammen kommt, am Montag getroffen. „Die Maßnahmen, die wir dabei absprechen werden mit der Bezirksregierung beraten und von dieser weiter gegeben an das Landeszentrum für Gesundheit. Dabei ist uns immer wichtig, das Notwendigste einzuleiten, aber für nicht zu viele Einschränkungen zu sorgen“, wie Luidger Wolterhoff weiter erklärt.

Landesweite Maßnahmen in Kommunen mit Inzidenzwert über 50

Nachdem am Montag bereits in zehn nordrhein-westfälischen Städten der Inzidenzwert von 50 überschritten war, hat das Land Maßnahmen beschlossen, die ab Mittwoch, 14. Oktober, auch in Gelsenkirchen zur Anwendung kommen.
1. Im öffentlichen Raum dürfen sich nur noch maximal fünf Personen aus unterschiedlichen Haushalten treffen.
2. Private Feiern im öffentlichen Raum werden auf maximal 25 Personen beschränkt.
3. Veranstaltungen mit mehr als 250 Personen im Innenbereich und mit mehr als 500 Personen im Außenbereich sind generell untersagt.
4. Bei Konzerten und Aufführungen und sonstigen Veranstaltungen und Versammlungen in geschlossenen Räumen gilt auch an Sitz- und Stehplätzen eine Maskenpflicht. Ebenso gilt diese für Zuschauer bei Sportveranstaltungen auf den Sitz- und Stehplätzen. Zudem ist die zulässige Teilnehmerzahl auf 20 Prozent der normalen Kapazität des Veranstaltungsortes begrenzt.

Der Mindestrahmen des Landes NRW sieht ferner vor, dass für gastronomische Einrichtungen reduzierte Öffnungszeiten und ein zeitlich entsprechendes Verbot für den Verkauf alkoholischer Getränke an Kiosken oder Tankstellen erlassen werden soll. Konkret sind diese Beschränkungen im Erlass des Landes nicht definiert. Hier bedauert Wolterhoff, dass die Landesregierung keine klare Aussage zu den Öffnungszeiten gemacht hat, an die sich dann alle betroffenen Kommunen halten müssten.

Kein Verkauf von Alkohol zwischen 24 und 6 Uhr

Seit Mittwoch, 14. Oktober, ist nun auch festgelegt, dass gastronomische Einrichtungen in der Zeit von 24 Uhr bis 6 Uhr des Folgetages nicht geöffnet haben dürfen. Auch der Verkauf von Alkohol ist in dieser Zeit nun verboten. Diese Zeiten sind in Abstimmung mit dem Landeszentrum für Gesundheit und unter Berücksichtigung der Regelungen in vergleichbaren umliegenden Städten festgelegt worden. „Damit folgen wir den Vorgaben, die uns das Land gemacht hat, bewegen uns aber in einem moderaten Rahmen, der auch die Gegebenheiten vor Ort berücksichtigt. Denn in Gelsenkirchen sind es nicht irgendwelche großen Ausgehmeilen, die für das Infektionsgeschehen ursächlich sind, sondern in der Hauptsache Zusammenkünfte im privaten Rahmen“, erläuterte Gesundheitsdezernent Luidger Wolterhoff.
Andererseits sieht man in Gelsenkirchen derzeit keine Gefährdung durch den Genuss von Alkohol in der Gastronomie oder am Kiosk. „Die Hauptursache für das Ansteigen der Infektionen sind private Begegnungen unter Missachtung der AHA-Regeln“, sind sich Wolterhoff und Klaus Mika einig. Auch wenn es seit dem Erreichen der Vorwarnstufe mit dem Wert 35 keine großen privaten Feiern mehr geben darf, haben sich die meisten der Infizierten bei privaten Begegnungen angesteckt.
Hingegen ist „nicht auszumachen, das der Besuch von Bahnhof- oder Hochstraße zum Einkaufen eine erhöhte Gefährdung darstellt. Darum sprechen wir uns zum jetzigen Zeitpunkt gegen eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum aus“, verkündete Wolterhoff.
Ob es nach den Herbstferien eine Maskenpflicht in den Schulen geben wird, ist noch nicht absehbar, aber aus Sicht des Gesundheitsdezernenten auch nicht nötig. „Es haben sich einzelne Schüler oder Lehrer infiziert, nach einem positiven Test begaben sie sich in Quarantäne und fertig. Die Schulen sind derzeit kein Auslöser für hohe Infektionszahlen.“
Derzeit besteht keine Gefahr, dass das Gelsenkirchener Gesundheitssystem vor dem Kollaps steht, aber die Zahl der Patienten nimmt zu und die Gefahr eines rasanten Anstiegs der Fallzahlen kann nicht ausgeschlossen werden. Darum appelliert Luidger Wolterhoff an die Vernunft der Bürger, auch im eigenen Wohnraum keine Zusammenkünfte zu veranstalten, die für eine Zunahme der Infektionen sorgen könnte.

Feiern ja - aber bitte nicht Drücken und Küssen

Der Leiter des Referates Gesundheit, Klaus Mika, bestätigte Wolterhoffs Aussage: „Bei der Rückverfolgung der Infektionsketten sind wir immer wieder auf private Strukturen gestoßen. Da kommen drei oder vier Familien zum Essen zusammen und anschließend gibt es sechs bis acht Positivfälle. Darum wollen wir genau hier sensibilisieren, denn das Virus ist nicht weg zu reden. Es ist unter uns und wartet nur auf seine Chance, sich auszubreiten. Darum gilt weiterhin die Abstandsregeln einzuhalten, ebenso die Husten- und Nieshygiene sowie die Handhygiene und im Innenbereich immer eine Maske zu tragen.“
Mika erklärte auch , dass die Landesverordnung einiges erlaube, was nicht gerade sinnvoll ist, aus medizinischer Sicht. Wobei er die Gefahr der Übertragbarkeit gerade in geschlossenen Räumen sieht. „Derzeit steckt ein Infizierter 1,2 andere Personen an. Wenn aber ein Infizierter drei andere Personen ansteckt, haben wir ein Problem.“
Bei den im Moment Erkrankten, die hauptsächlich der Altersgruppe der 19 bis 59-Jährigen zuzuzählen sind, werden eher moderate Krankheitsverläufe wie bei einer Grippe festgestellt. Doch sobald die älteren Menschen oder Vorerkrankte betroffen sind, sieht das Bild aus Sicht des Mediziners ganz anders aus.
„Darum bitte: Akzeptieren Sie die Einschränkungen, auch wenn es schwer fällt und ich befürchte, dass uns das Virus auch noch das ganze nächste Jahr begleiten wird. Und ja, Sie dürfen mit bis zu 25 Personen feiern, aber bitte Verzichten Sie auf das Drücken und Küssen dabei!“

Unterstützung durch Bundeswehr und Ärzte im Ruhestand

Zur Nachverfolgung von Infektionsketten erhält die Stadt jetzt Unterstützung durch die Bundeswehr. Aufgrund der gestiegenen Fallzahlen greift die Stadt Gelsenkirchen zudem auf die Hilfe der Bundeswehr zurück. Am gestrigen Montag sind bereits fünf Soldatinnen und Soldaten in Gelsenkirchen eingetroffen, die das Gesundheitsamt bei der Verfolgung von Infektionsketten unterstützen. „Ich bin dankbar für die Hilfe. Um die Unterstützung weiterer Bundeswehrangehörige haben wir heute gebeten“, so Luidger Wolterhoff. Gesundheitsämter in ganz Deutschland können grundsätzlich von der Bundeswehr mit dem Schlüssel „Ein Soldat auf 20.000 Einwohner“ unterstützt werden. Der Einsatz soll einige Wochen dauern und es könnten bis zu 13 Soldaten zur Unterstützung in Gelsenkirchen zum Einsatz kommen.
Darüber hinaus freut sich der Gesundheitsdezernent, dass sich fünf Ärzte im Ruhestand angeboten haben, das Gesundheitsamt bei der Infektionseindämmung zu unterstützen.

Appell an die Vernunft und die Übernahme von Verantwortung auch für andere

„Auch wenn die Pandemie schon über ein halbes Jahr dauert, müssen wir uns alle weiter an geltenden Regeln halten. Die kommenden Wochen werden ganz entscheidend sein. Mit dem Virus ist nicht zu spaßen. Das zeigt nicht zuletzt, die gestiegene Zahl von Menschen, die derzeit im Krankenhaus behandelt werden“, so Luidger Wolterhoff. So lag die Zahl der Patienten in vielen Wochen im Sommer häufig im einstelligen Bereich; inzwischen sind es bereits über 20 Fälle, allerdings mit einem unkomplizierten Verlauf.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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