Friedhöfe für muslimische Gemeinden

Freunde fürs Leben...und danach? Der Internationale Unternehmerverband eint in seinen Reihen Unternehmer mit und ohne Migrationshintergrund. Bei den gemeinsamen Aktionen, wie dem Kochen mit Köche-Club-Chef Heinrich Wächter, sind die Freunde geeint, aber was kommt später? Was kommt nach dem Tod?  Foto: Gerd Kaemper
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  • Freunde fürs Leben...und danach? Der Internationale Unternehmerverband eint in seinen Reihen Unternehmer mit und ohne Migrationshintergrund. Bei den gemeinsamen Aktionen, wie dem Kochen mit Köche-Club-Chef Heinrich Wächter, sind die Freunde geeint, aber was kommt später? Was kommt nach dem Tod? Foto: Gerd Kaemper
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Bislang gibt es in Gelsenkirchen keinen muslimischen Friedhof, sondern lediglich ein Grab-feld auf dem Friedhof Hassel-Oberfeldingen, das dort von Gelsendienste in Absprache mit der Ditib-Gemeinde eingerichtet wurde. Doch Mustafa Cetinkaya, der Integrationsbeauftragte und Leiter des Kommunalen Integrationsbüros der Stadt Gelsenkirchen, sieht durch die Gesetzes-novellierungen eine Chance, die die ein oder andere muslimische Gemeinde sicherlich gern nutzen würde.

Novelierung vor der Sommerpause im Landtag beschlossen

Die Novellierung des Gesetzes wurde Anfang Juli im NRW-Landtag beschlossen und hat sich noch nicht bis in alle Gemeinden herumgesprochen, denn viele Gelsenkirchener Muslime befinden sich derzeit noch in den Sommerferien.

"Der Bedarf wird sich ändern"

Doch schon jetzt vermutet Mustafa Cetinkaya, dass sich der Bedarf ändern wird, auch wenn die erste Generation der Migranten nach wie vor eine Bestattung in der Türkei bevorzugt, weil dort in den Familiengräbern schon ihre eigenen Eltern bestattet wurden.
„Natürlich sind auch die Rahmenbedingungen in der Türkei anders. Im sozialen Bereich wird die Trauer auch von den Bewohnern des Quartiers geteilt und im organisatorischen Bereich besteht dort natürlich keine Einschränkung, wenn es um die Traditionen geht“, erläutert Cetinkaya.

Ein Problem der jüngeren Bürger mit Migrationshintergrund

Doch bei den jüngeren Muslimen sieht er die Problematik schon anders. Sie sind hier aufgewachsen, ihre Kinder leben hier und sie fragen sich, wo sie ihre letzte Ruhe finden möchten.
Der Integrationsbeauftragte ist bereits gespannt, wie die neue Möglichkeit, die sich nun bietet, in Gelsenkirchen genutzt wird. „Sicherlich werden auch Themen wie die Frage Leichentuch oder Sarg auf die Agenda

Die Unterschiede liegen in den Feinheiten

kommen. Und auch die arabischen, shiitischen und anderen Muslime müssen sich artikulieren zu dem Thema“, erwartet Cetinkaya die Entwicklung mit Spannung. Vor allem weil die Friedhöfe Raum und Geld benötigen.

Gelsendienste ist mit der Problematik vertraut

„Es gibt einige Dinge zu beachten, ehe ein muslimisches Grabfeld entstehen kann,“ erklärt Tobias Heyme, der Pressesprecher der Gelsendienste, die auch für die Friedhöfe zuständig sind. „Der Boden muss zum Beispiel neutral sein. Es darf sich also nicht um einen Friedhofsteil handeln, auf dem schon zuvor einmal Bestattungen vorgenommen wurden. Außerdem müssen die Gräber nach Mekka hin ausgerichtet sein.“
Wie Tobias Heyme mitteilte, ist die Anfrage nach muslimischen Bestattungen in Gelsenkirchen aber auch nicht sehr groß. Es scheint so, dass die hier lebenden Muslime ihre Toten nach wie vor in deren Heimatländern zur letzten Ruhe betten oder aber in der Nachbarstadt Essen, wo es ein größeres muslimisches Grabfeld gibt.

Die Folgen der Gesetzes-Novellierung

Durch die Novellierung des Bestattungsgesetzes wird es auch Religionsgemeinschaften möglich, einen eigenen Friedhof und nicht nur ein Grabfeld auf einem bestehenden Friedhof zu betreiben.
Das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter (MGEPA) erläutert die Änderung so: „Der Integrationsaspekt wird durch die Möglichkeit gestärkt, dass gemeinnützigen Religionsgemeinschaften sowie Verbänden, die auch die religiösen Interessen ihrer Mitglieder vertreten, die Errichtung oder der Betrieb eines Friedhofs übertragen werden kann und somit die Möglichkeit geschaffen wird, durch den Betrieb eines eigenen Friedhofs die Akzeptanz einer Bestattung vor Ort zu erhöhen.“ Von Seiten des MGEPA heißt es weiter „Auch das religiöse Gebot, Tote innerhalb von 24 Stunden zu bestatten, kann eingehalten werden.“
Und auch die Tuchbestattung ohne Sarg wird durch die Novellierung neu geregelt. Denn die Friedhofsträger, die nun muslimische Gemeinden sein können, stellen die Satzungen für ihre Friedhöfe selbst auf.

Kommentar: Integration bis zum Tod

Mit der Novellierung des Bestattungsgesetzes in NRW können nun auch muslimische Gemeinden eigene Friedhöfe betreiben. Damit wird der Integrationsgedanke auch über den Tod hinaus weiterverfolgt. Wer nicht gerade durch Freunde muslimischen Glaubens mit dem Problem vertraut war, wird sich vermutlich nie Gedanken darüber gemacht haben, wo die Gelsenkirchener mit Migrationshintergrund ihre toten Eltern und Familienangehörigen bestatten. Selten genug tauchen die Namen Verstorbener mit zum Beispiel türkischen Wurzeln in den Todesanzeigen auf, doch solange man nicht selbst involviert ist, werden auch solche Tatsachen bequem hingenommen. Jetzt müssen sich die Gemeinden mit der Problematik befassen und sich entscheiden, ob sie in ihrer Wahlheimat und bei ihren Freunden zur Ruhe gebettet werden wollen.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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