Dreifacher Huntelaar schießt Schalke eine Runde weiter - jetzt gegen Bilbao

Traf dreimal und war somit der Sieggarant gegen Enschede: Klaas-Jan Huntelaar. Foto: Gerd Kaemper
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Durch eine fulminante zweite Halbzeit ist der FC Schalke 04 am späten Donnerstagabend ins Viertelfinale der Europa League eingezogen. Die Mannschaft von Trainer Huub Stevens schlug Twente Enschede mit 4:1 (1:1) und drehte damit das 0:1 aus dem Hinspiel. Matchwinner auf Seiten der Gelsenkirchener war ausgerechnet der Holländer Klaas-Jan Huntelaar, der drei Tore schoss.

Vor 54.000 Zuschauern in der ausverkauften Veltins-Arena war es Jermaine Jones, der das zwischenzeitliche 3:1 schoss, das bereits zum Weiterkommen gereicht hätte. Jones krönte damit seine bärenstarke Vorstellung durch seinen zweiten Europapokaltreffer nach Oktober 2007. Die Gäste waren durch Willem Janssen früh in Führung gegangen (14.), hatten aber in den zweiten 45 Minuten dem Schalker Sturmlauf nichts entgegen zu setzen.
Jones ging nach Spielschluss sogar noch weiter. „Im zweiten Durchgang haben wir meiner Meinung nach dann das beste Schalke in dieser Saison gesehen.“
In der Runde der letzten Acht treffen die Schalker nun auf Athletic Bilbao. Das Hinspiel wird zunächst am 29. März in Gelsenkirchen gespielt. Die Spanier hatten im Achtelfinale überraschend Manchester United ausgeschaltet.
Dass die „Knappen“ überhaupt noch mit in der Verlosung standen, damit hatten nicht mehr viele gerechnet, nachdem der FC Twente früh in Führung gegangen war. Die Gastgeber fanden von Beginn an nicht richtig ins Spiel, während die Gäste um Trainer Steve McClaren selbstbewusst und sicher den Ball durch die eigenen Reihen laufen ließen. So dauerte es auch nur bis zur 14. Spielminute, bis Enschede mit 1:0 in Führung ging. Nacer Chadli, mit dem Schalkes Rechtsverteidiger Uchida in den ersten 45 Minuten große Probleme hatte, spielte mit Luuk de Jong auf der linken Seiten einen Doppelpass, als er den Ball dann an die verdutzten Schalker Abwehrspieler vorbeispielte und Willem Janssen nur noch trocken einschieben musste.
Vielleicht lag es auch an der erneuten Umstellung im Defensivbereich, dass die Schalker nicht ganz auf der Höhe waren. Denn Huub Stevens musste zum wiederholten Male in diesen Wochen seine Innenverteidigung umstellen. So spielte der noch am letzten Wochenende in der Bundesliga Gelb-Rot gesperrte Papadopoulos für den verletzten Metzelder. Joel Matip durfte auch wieder in der Innenverteidigung ran, obwohl er noch im Hinspiel vor einer Woche die rote Karte gesehen hatte. Durch Schalkes Berufung gegen die rote Karte wurde die Verhandlung, ob und wie lange Matip tatsächlich gesperrt wird, aber erst auf den heutigen Freitag verschoben.
Neben dem verletzten Metzelder fehlte auch der angeschlagene Marco Höger. Zudem musste Stevens auf Pukki verzichten, der international für Schalke nicht spielberechtigt ist. Jurado saß im Vergleich zum Hamburg-Spiel auch wieder auf der Bank. Dafür rückten neben Papadopoulos Holtby, Draxler und der wiedergenesene Farfan in die Startelf.
Schalke war sichtlich geschockt nach dem Gegentreffer und brauchte ein paar Minuten, um sich zu fangen, während die Holländer mit der Führung im Rücken spürbar sicherer wurden.
Doch als der Schiedsrichter Viktor Kassai in der 27. Minute Huntelaar wegen einer Schwalbe im Strafraum (zurecht) die gelbe Karte zeigte, ging ein Ruck durch das Stadion und die Mannschaft. Fortan wurde Schalke aggressiver und wurde keine zwei Minuten später belohnt.
Fuchs gewann an der Mittellinie ein Kopfballduell, der Ball landete beim jüngsten Schalker, Julian Draxler, der zum Dribbling auf der linken Seite ansetzte und bis zur Grundlinie durchlief. Seine butterweiche Flanke auf den zweiten Pfosten fand den völlig freistehenden Huntelaar, der problemlos zum 1:1 einköpfen konnte (29.).
Bis zur Halbzeit boten sich den Schalkern weitere Einschussmöglichkeiten. Doch Huntelaar, Papadopoulos und Matip scheiterten entweder am gut aufgelegten Torwart Mihylov oder am Aluminium. Twente selbst blieb nur noch einmal mit einem Konter gefährlich (42.), wodurch es mit einem gerechten 1:1 in die Halbzeitpause ging.
Aus der kamen die Gelsenkirchener wie verwandelt. „Es wurde in der Kabine schon etwas lauter, der Trainer hat auf jeden Fall die richtigen Worte gewählt, weil die Mannschaft ein Feuerwerk in den zweiten 45 Minuten abgebrannt hat“, gab Schalkes Keeper Timo Hildebrand nach Spielschluss zu Protokoll. Der Schlussmann war in der zweiten Halbzeit nahezu beschäftigungslos, weil es nur noch in eine Richtung ging. In die der Gäste. Zwar hatte Chadli nach einem Konter noch eine gute Gelegenheit und schoss den Ball knapp am Schalker Gehäuse vorbei (52.). Doch Raul hatte bereits zwei Minuten zuvor selbst die große Chance auf 2:1 zu erhöhen. Er scheiterte aber mit einem Kopfball (50.).
Der Spanier war es auch, der das 2:1 dann mit einleitete. Als der Ersatzkapitän für den noch immer verletzten Höwedes aus der Drehung nach einem Eckball schoss, wehrte Twentes Torschütze zum 1:0, Willem Janssen, den Ball mit der Hand ab. Kassai entschied sofort auf Elfmeter, die Proteste der Gäste hielt sich in Grenzen.

Chancen im Minutentakt

Huntelaar schnappte sich den Ball und verwandelte wie gewohnt sicher zum 2:1 (57.). Steve McClaren ahnte da schon böses. „Der Elfmeter hat das ganze Spiel für uns geändert, weil wir dann mehr Risiko gehen mussten, aber kein Kapital aus unseren Bemühungen schlagen konnten.“
Nur zehn Minuten später hatte Farfan nach einem guten Sololauf die Chance auf 3:1 zu erhöhen. Doch sein Schuss konnte Mihaylov noch gerade so zur Seite abwehren (67.).
Besser machte es nur vier Minuten später sein Kollege Jones. Raul bediente mit der Hacke den Kapitän der US-Nationalmannschaft, der in bester Gerd Müller-Manier mit dem Rücken zum Tor sich um seinen Spieler drehte und dann trocken abschloss (71.).
Das Stadion bebte und auch Jones war bei seinem Jubel kaum zu halten, als er zur Schalker Bank und Huub Stevens rannte. „Unter den alten Trainern war ich auf Schalke schon abgeschrieben. Huub Stevens setzt auf mich und vertraut mir und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Das wollte ich damit zum Ausdruck bringen“, so Jones nach Spielschluss.
Durch das 3:1 hatte Schalke das Spiel zu seinen Gunsten gedreht und war auch in der Addition beider Spiele gegen Enschede bereits für die nächste Runde qualifiziert. Doch die „Knappen“ spielten weiter nach vorne.
In der 76. Minute war es wieder Huntelaar, der etwas überraschend plötzlich völlig alleine vor dem gegnerischen Torwart stand und sich die Ecke eigentlich aussuchen konnte. Doch Mihaylov reagierte abermals super und hielt seine Mannschaft zunächst im Spiel.
Fünf Minuten später machte es Schalkes Toptorjäger dann aber besser. Jones, der zuvor schon zweimal wegen Krämpfe in den Waden behandelt werden musste, setzte bei einem Schalker Konter zu einem 70 Meter-Sprint an, behielt die Übersicht und bediente Huntelaar, der seinen Gegenspieler noch aussteigen ließ und zum 4:1 einschoss (81.). Es war sein 37. Treffer im 36. Spiel in dieser Saison. Kein Wunder, dass die Fans nach Spielschluss lange seinen Namen riefen und zu sich in die Nordkurve holten, um gemeinsam zu feiern.
Huntelaar und Jones durften sich natürlich über Bestnoten freuen. Doch Huub Stevens wollte auf der Pressekonferenz nach Spielschluss keinen einzeln hervorheben. „Wir haben gezeigt, wer der Herr im Haus ist, Kompliment. Alle haben gekämpft. Nicht nur Jermaine oder Klaas-Jan. Auch Jule, Jeff, Joel und Papa. Da kann und möchte ich gar keinen hervorheben. Ich bin stolz auf die Mannschaft.“
Nun wartet der aktuell Tabellensiebte der Primiera Divison, der im Achtelfinale beide Spiele gegen Manchester United gewann (3:2, 2:1). "Das ist schon ein hartes Los. Bilbao verfügt über eine gute Mannschaft und sie haben Manchester United im Achtelfinale aus dem Wettbewerb geworfen. Aber wir haben uns unverändert das ehrgeizige Ziel gesetzt, ins Endspiel zu kommen. Wenn man das schaffen will, muss klar sein, dass die Gegner von Runde zu Runde stärker werden", so Schalkes Sportdirektor Horst Heldt unmittelbar nach der Auslosung.

Autor:

Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen

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