FLVW Kreis-Vorsitzender Christian Fischer über Amateur-Fußball, Gewalt-Prävention und Fairplay Pakt
Keine Gewalt gegen Schiris

Christian Fischer war selbst aktiv am Ball. Archivfotos: Kaemper
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Ob Vorfälle in Berlin, Münster, Duisburg oder vor Ort: Gefühlt nehmen tätliche Übergriffe im Amateur-Fußball zu. Wird auch im hiesigen Fußballkreis darüber heiß dikutiert? Der Stadtspiegel hakte bei Christian Fischer, Vorsitzender im FLVW Kreis Gelsenkirchen, nach.

Ist Gewalt gegen Schiedsrichter im Amateur-Fußball auch im FLVW Kreis Gelsenkirchen ein Thema?
Das Thema ist leider aktuell und wird dementsprechend in den verschiedenen Gremien des FLVW Kreis Gelsenkirchen (Kreisfußballausschuss, Kreisschiedsrichterausschuss, Kreisvorstand und AK Fairplay) diskutiert. Im Vergleich zu anderen Kreisen läuft es glücklicherweise bei uns aber fairer ab und wir müssen nicht solche gewaltsamen Übergriffe verzeichnen, wie anderswo. Die verschiedenen Gremien des Kreises arbeiten beim Thema Gewaltprävention und Fairplay eng mit der Sportgerichtsbarkeit zusammen, sodass wir präventive und reaktive Maßnahmen erarbeiten und ergreifen.

Sind Ihnen Vorfälle von Drohungen oder tätlichen Übergriffen bekannt? Welche Konsequenzen hatte das?
Glücklicherweise gibt es insgesamt wenig Vorfälle, sowohl Drohungen, als auch Übergriffe. Sollten diese aber vorkommen, werden diese vom Staffelleiter direkt ans Sportgericht abgegeben und dementsprechend geahndet. Mindestrafe ist hier ein Jahr. Ein aktueller Fall, in dem ein Spieler einen Schiedsrichter von hinten getreten hat, wurde durch das Sportgericht wie folgt geahndet: Der Spieler bekam 1,5 Jahre Sperre.

Gibt es genügend Schiedsrichter, die für alle Spiele im Kreis zur Verfügung stehen, oder wird es langsam eng?
Der FLVW Kreis Gelsenkirchen ist sehr darum bemüht, Schiedsrichter zu gewinnen, auszubilden und zu fördern, was im Großen und Ganzen gut funktioniert. Beispielsweise haben wir für die vielen Jugendspiele am Samstag genügend Schiedsrichter. Sonntags, da dort auch die Seniorenmannschaften spielen, ist es oftmals eng.

Was kann man präventiv tun? Kann ein Verband als solcher überhaupt an Stellschrauben drehen und welche sind das?
Als Kreis haben wir bereits mehrere präventive Maßnahmen erarbeitet und führen das fort. So haben wir speziell für Schiedsrichter Schulungsthemen zur Prävention und Interaktion erarbeitet: „Umgang mit Stress, Agieren statt reagieren, Der Spielabbruch als letzte Konsequenz, Konfliktpotenzial erkennen, Gewaltprävention“. Darüber hinaus haben wir als Kreis einen Fairplay Pakt ins Leben gerufen, dem sich die Vereine im Kreis verschrieben haben. Des Weiteren haben wir einen AK Fairplay gegründet, der im ständigen Kontakt mit Staffelleitern, Schiedsrichtern und den Vereinen befindet und in dem gemeinsam auch präventive Maßnahmen erarbeitet werden.

Spüren Sie bereits ein Umdenken bei den Vereinen im Kreis oder läuft alles wie bisher?
Die Vereine im Kreis Gelsenkirchen haben sich bewusst dem Fairplay Pakt verschrieben. Die Mitglieder der ehrenamtlichen Vorstände gehen in ihren Vereinen aktiv auf ihre Mitglieder zu, um für einen toleranten, gewaltfreien und fairen Umgang miteinander zu werben. Dass dies keine leichte Aufgabe ist und wir uns dabei in einem immer fortführenden Prozess befinden, ist uns sicher allen bewusst. Gerade unsere Fußballvereine bilden einen Querschnitt der Gesellschaft, also sind auch gesellschaftliche Themen so präsent auf dem Fußballplatz. Das bedeutet aber auch im Umkehrschluss, dass die Einstiegssportart Nummer 1 (Fußball) eine besondere Unterstützung benötigt durch handelnde Akteure in Sportpolitik vor Ort, in Land und Bund. Vereinsgebundener Mannschaftssport übernimmt immens wichtige gesellschaftliche Aufgaben, wie Integration, oder die Unterstützung in der Entwicklung von Kindern- und Jugendlichen. Vereine sind und bleiben die geschützten Orte, in denen sich Kinder- und Jugendliche frei entfalten können und zu demokratisch denkenden Erwachsenen heranwachsen.

Wie sehen Sie die Zukunft für den Amateurfußball?
Der Amateurfußball steht vor großen Herausforderungen, denen er sich aktiv stellt. In einer Gelsenkirchener Sportlandschaft, in der es über 100 Sportarten gibt, ist es nicht einfach, sich zu behaupten. Dass die weiterführenden Schulen endlich wieder auf G9 zurück gehen hilft den Vereinen ebenfalls. Der Nachmittag kann wieder durch Vereine genutzt werden. Hinzu kommen wichtige Themen, wie die Digitalisierung und Gamification, denen sich der Fußball annehmen muss und dies ja auch bereits tut. Wir müssen uns bewusst machen, dass der vereinsgebundene Mannschaftssport eine wichtige Rolle einnimmt in der Festigung einer demokratischen Gesellschaft. Integration funktioniert eben „auf`m Platz“, im Team und nicht alleine. Und dafür benötigen wir Rahmenbedingungen und die kann der Fußballkreis als ehrenamtlich geführte Organisation nicht alleine schaffen. Christian Fischer

Christian Fischer war selbst aktiv am Ball. Archivfotos: Kaemper
Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

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