„Ich war nie der Klassenclown“

Das Stimm- und Sprachtalent Rick Kavanian im Stadtspiegel-Gespräch. Foto: Gerald von Foris | Foto: Gerald von Foris
2Bilder
  • Das Stimm- und Sprachtalent Rick Kavanian im Stadtspiegel-Gespräch. Foto: Gerald von Foris
  • Foto: Gerald von Foris
  • hochgeladen von silke sobotta

Er war Dimitri, Schrotty, Lord Jens Maul und Schiffsarzt Pulle. Ebenso auch Ritter Erdal und Adjudant Charles und er gab unzähligen Figuren eine Stimme. Die Rede ist vom Multitalent Rick Kavanian, der derzeit die Kinos unsicher macht in Otto Walkes „Otto‘s Eleven“. Der Stadtspiegel sprach mit dem Comedian.

Von Silke Sobotta

GE. Am 23. Februar präsentiert Kavanian sein neues Programm „Ipanema“ in Gelsenkirchen und schlüpft dabei in 20 Rollen.

Stadtspiegel: Sie haben armenisch-rumänische Wurzeln, sind in München geboren und präsentieren im fliegenden Wechsel Dimitri, Pavel und Co. Sehen Sie sich als ein gelungenes Beispiel für Integration?

Rick Kavanian: „Das würde mir schmeicheln. Aber ich bin ja schon die Generation Integration 2.0. Aber ich bin eigentlich überall als Ausländer integriert, auch wenn ich mal nach Baden-Würtemberg komme (und schon schwäbelt er weiter). Ich bin quasi der Streber unter den Integrierten. Darum muss ich Frau Merkel auch widersprechen, denn Multi-Kulti ist nicht tot.“

In Ipanema sollen Sie rund 20 unterschiedlichen Charakteren eine Stimme geben. Wird man dabei nicht ein wenig schizophren?
„Ich hoffe nicht! Ich bin ein Kommando-Mensch. Wenn ich auf die Bühne gehe, dann weiß ich ganz genau was zu tun ist. Sobald die Lichter oder Kameras aus sind, bin ich einfach wieder Rick.“

Sie sollen ohne Masken und Kostüme dabei auskommen. Stimmt das?
„Das ist sehr richtig. Es ist alles sehr puristisch, das war mir aber auch ein Anliegen. Nach all den vielen Verkleidungen, als Frau, als Yeti und was weiß ich noch alles, war es mir wichtig einfach mal nur in Shirt, Jeans und Turnschuhen auf einer Bühne zu stehen.“

Sie haben viele Filme, die Bullyparade, Synchronisationen und mehr gemacht, kennen Sie noch Lampenfieber, wenn es auf Bühne geht mit ihrem neuen Programm?

„Am Anfang war das brutal. Ich habe eine ganze Zeit gebraucht, um das Lampenfieber abzustellen. Ich habe regelrecht Blut und Wasser geschwitzt. Wenn ich morgens um 8 Uhr aufgestanden bin, habe ich schon daran gedacht, dass ich in 12 Stunden auf der Bühne stehen muss. Davor hatte ich ja die ganzen Jahre immer im Team gearbeitet und konnte die anderen beschimpfen, wenn sie eine Pointe verhaun haben oder wurde geschimpft, wenn ich den Fehler gemacht habe. Oder es war was mit der Technik, der Maske oder sonst was. Man konnte immer ein wenig Schuld abweisen. Aber jetzt nach rund 250 Vorstellungen geht es.“

War bei Ihnen schon in frühester Jugend die Tendenz zum Comedian erkennbar?
„Ehrlich gesagt, überhaupt nicht. Ich war als junger Mensch sehr angepasst. Die Neigungen kamen unbeabsichtigt. Und ganz ehrlich war es Bully, der meine Neigungen entdeckt hat. Das Spielen mit Stimmen und Sprachen hat mir unheimlich Spaß gemacht, aber weil ein Beruf ja keinen Spaß macht, habe ich doch noch recht lange studiert, um was richtiges so mit Abschluss und so zu machen. Ich musste das selbst erst begreifen, dass sich das nicht nur gut anfühlt und Spaß macht, sondern dass man es auch zum Beruf machen kann. Aber als Junge war ich alles andere als ein Klassenclown. Da gab es viel bessere.“

Haben Sie Schauspiel gelernt?
„Ich war ein Jahr in New York auf der Schauspielschule. Da war ich so 25 Jahre alt und mir ist klar geworden, dass es das ist, was ich tun will. Mir ist ja auch das vorbereiten von Texten, das Proben oder was noch so dran hängt, nie schwer gefallen. Ich musste mich nie dafür quälen“.

Wie steht es mit ihrer Familie, wenn sie auf Tour sind und durch die Lande ziehen?
„Tja, die Familie muss dann halt verzichten. Aber ich bin immer nur drei bis vier Tage am Stück unterwegs. Manchmal ist meine Frau auch dabei, weil man muss ich ja auch kümmern. So eine Beziehung will gepflegt werden.“

Haben Sie ein Problem mit Ihrem bevorstehnden 40. Geburtstag (Rick Kavanian ist am 26. Januar 1971 geboren. Anm. d. Red.)?
„Ich glaube nicht. Aber bevor ich 30 wurde, habe ich auch gedacht, ach das ist doch kindisch, da Angst vor zu haben. Als es dann aber so weit war, war ich den ganzen Tag schlecht drauf. Das war dann wirklich kindisch. Heute denke ich, dass es unter dem Strich einfach eine Zahl bleibt. Das geht schon klar.“

Am 23. Februar sind Sie zu Gast in der Kaue. Ist es Ihr erster Besuch in Gelsenkirchen?
„Nein, ich war schon zwei Mal da und immer auch in der Kaue. An beide Male erinnere ich mich sehr gern, denn auch wenn die Kaue ein altes Industriebauwerk und eher nüchtern ist, herrschte dort eine Super-Stimmung. Das ist das wichtigste für mich als spielenden Menschen auf der Bühne. Darum freue ich mich auch schon auf mein drittes Mal in Gelsenkirchen.“

Vielen Dank für das nette Gespräch und frohe Festtage.

Für das Gastspiel von Rick Kavanian mit „Ipanema“ am 23. Februar um 20 Uhr in der Kaue verlost der Stadtspiegel in dieser Woche 3 mal 2 Eintrittskarten.
Wer zu den Gewinnern zählen möchte, sollte eine Postkarte mit dem Stichwort „Ipanema“ an den Stadtspiegel, Florastraße 6, 45879 Gelsenkirchen schicken. Einsendeschluss ist Samstag, der 18. Dezember. Die drei Gewinner werden unter allen Einsendungen ausgelost.
Viel Glück!

Das Stimm- und Sprachtalent Rick Kavanian im Stadtspiegel-Gespräch. Foto: Gerald von Foris | Foto: Gerald von Foris
Rick Kavanian heißt mit bürgerlichem Namen Richard Horatio 'Rick' Kavanian. Foto: Gerald von Foris | Foto: Gerald von Foris
Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

12 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.