Der katholischen Kirche gehen die Priester aus

Blickt wohl eher sorgenvoll in eine scheinbar ungewisse Zukunft: Gladbecks Propst André Müller.                               Foto: Rath
  • Blickt wohl eher sorgenvoll in eine scheinbar ungewisse Zukunft: Gladbecks Propst André Müller. Foto: Rath
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Gladbeck. Der „Aderlass“ bei den Priestern der Gladbecker Propsteipfarrei „St. Lamberti“ geht in die nächste Runde: Im September wird auch Pastor Rehberg nach sechs Jahren seelsorgerischer Tätigkeit in der Braucker Gemeinde „St. Marien“ verabschiedet, seinen Dienst fortan in einer Gemeinde im Sauerland leisten.

Damit verliert die Propstei „St. Lamberti“ binnen eines Jahres ihren vierten Priester: Im Oktober 2010 erfolgte die Versetzung von Pastor Brachthäuser (Heilig-Kreuz Butendorf) nach Oberhausen und vor wenigen Wochen wurden die beiden Rentforter Pastöre Goldstein und Hoffmann in den offiziellen Ruhestand verabschiedet.

Eine Entwicklung, die Propst Andre Müller natürlich nicht „in den Kram“ passt. Zumal, diese Entscheidung scheint bereits unumstößlich, die Braucker Gemeinde „St. Marien“ keinen eigenen neuen Priester erhalten wird. Was offenbar schon zu entsprechenden Reaktionen aus dem Gladbecker Stadtsüden geführt hat, denn Propst Müller gab bei einer eilendes einberufenen Pressekonferenz gibt zu Protokoll, dass man die Emotionen der betroffenen Gemeindemitglieder sehr wohl sehr ernst nehme. Man müsse nun erst einmal die aktuelle Entwicklung gemeinsam verkraften, so Müller weiter. Wobei, dies betont der Gladbecker Propst ausdrücklich, hier alle Mitglieder der Propsteigemeinde in einem Boot sitzen würden, man natürlich die Gemeinde „St. Marien“ mit den Ängsten und Sorgen nicht alleine lasse. Doch auch Propst Müller schränkt ein: „Priester sind nur durch Priester zu ersetzen.“

Für die Gemeinde „St. Marien“ bedeutet dies, dass dort eine Gemeindereferentin oder ein Diakon, wie bereits in Butendorf, eingesetzt werden. „Es wird immer klarer und deutlicher: Die bisherige formelhafte Gleichung „Meine Gemeinde - Mein Pastor“ hat angesichts der massiven Personalkrise der Kirche keine Zukunft mehr“, schreibt Klemens Hasenberg, Pfarrgemeinderatsvorsitzender der Propsteipfarrei St. Lamberti und gleichzeitig auch Gemeinderatsvorsitzender in St. Marien, in einer Mitteilung an die Presse. „Das Bewusstsein muss reifen für die neue Perspektive „Unsere Propsteipfarrei - Unsere Priester“, ruft Hasenberg zum Umdenken auf.

Und Klemens Hasenberg schreibt weiter: „Für St. Marien bedeutet die Verabschiedung des letzten eigenen Pastors eine schwer wiegende Zäsur, die sicherlich nicht wenige mit Enttäuschung und Trauer erfüllen wird und der gesamten Gemeinde viel zumutet. Diese einschneidende Veränderung sollte aber möglichst wenige dazu veranlassen, sich aus dem aktiven Gemeindeleben zu veabschieden. Statt in Resignation und Frustration zu versinken, sollte die neue kirchliche Situation in Brauck bei allen damit verbundenen Problemen und Schwierigkeiten auch von möglichst vielen als Chance und Gelegenheit für eine Erneuerung des Gemeindelebens wahrgenomen werden.“

Fakt ist, das mit Propst Andre Müller sowie die Pastoren Georg Rücker (St. Johannes Gladbeck-Ost), Clemens Bombeck (Herz-Jesu Zweckel inklusive Christus-König Schultendorf) und Norbert Büdding (Krankenhausseelsorger St. Barbara-Hospital) aktuell nur noch vier Pastoren sich in den sechs Gladbecker Gemeinden mit ihren acht Kirchen und drei Kapellen um die Gladbecker Katholiken kümmern. Unterstützt werden die Pastoren durch Kaplan Pfeifer, Diakon Klaus Unterberg sowie vier Gemeindereferentinnen und eine Gemeindeassistentin. Hinzu kommen noch Altpropst Berger sowie acht Priester und drei Diakone, die zwar schon pensioniert sind, im Rahmen ihrer Möglichkeiten aber noch in den Gemeinden im Einsatz sind.

Propst Müller zeigt sich vorsichtig optimistisch, dass sich die angespannte Personalsituation vor Ort in absehbarer Zeit ein wenig entspannen dürfte. So wird im Anschluss an die Sommerferien ein neuer Kaplan seine Arbeit im Bereich der Gemeinde St. Lamberti seine Tätigkeit aufnehmen und auch die Besetzung der Koordinatorinnen-Stelle in „St. Marien“ gilt als sicher. Und wenn alles nach Plan verläuft, werden die beiden Rentforter Gemeinden „St. Josef“ und „St. Franziskus“ vielleicht noch im Jahr 2011 einen neuen Pastor erhalten. Eine Entscheidung diesbezüglich ist aber noch nicht gefällt.

Ob die katholische Kirche mit diesen Maßnahmen den anhaltenden Mitgliederschwund aufhalten kann? Derzeit gibt es in Gladbeck cirka 31000 Katholiken, doch Jahr für Jahr sinkt diese Zahl im Durchschnitt um 1000 Personen...

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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