Gladbecker Jugendliche erkunden das Vernichtungslager Auschwitz
Vergangenheit und Zukunft

Im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau wurden den jungen Gladbeckern die Verbrechen der Nationalsozialisten besonders eindrücklich vor Augen geführt.Foto: Liebich-E.
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Der Gladbecker Georg Liebich-Eiserle organisiert seit vielen Jahren Gedenkstättenfahrten zu historischen Stätten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und des Holocaust. Nun besuchte er mit 20 Jugendlichen Oswiecim in Polen im Rahmen einer AWO-Exkursion.

Bei einem Vortreffen im Ida und Max Kaufmann-Haus in der Horsterstr.54 hatten sich die Jugendlichen auf die sechstägige Gedenkstättenfahrt nach Oswiecim vorbereitet. Natalie Kajzer, freie Mitarbeiterin in der Alten Synagoge in Essen, informierte die Teilnehmer über die polnische, deutsche und jüdische Sicht auf Auschwitz.

Zu Beginn der Gedenkstättenfahrt stand eine längere Stadtführung in Oswiecim auf dem Programm. Hier wurden die Jugendlichen von der sehr kompetenten Referentin u.a. darüber informiert, dass Oswiecim auch vor 1939 eine sehr interessante und bewegte Geschichte vorzuweisen hat. Die Stadt hatte u.a. vor dem zweiten Weltkrieg eine große jüdische Gemeinde; in den 1930er Jahren waren mehr als die Hälfte der Bevölkerung Juden. Über 400 Jahre prägten das jüdische Leben, die jüdische Kultur und zahlreiche Synagogen das Stadtbild. Heute lebt kein Jude mehr in der Stadt.

Am Nachmittag besuchte die Gruppe das ehemalige Stammlager Auschwitz. Das Konzentrationslager Auschwitz I gehörte als Stammlager neben dem Vernichtungslager Auschwitz II-Birkenau und dem Konzentrationslager III-Monowitz zum Lagerkomplex Auschwitz. Am nächsten Tag war das Ziel das ehemalige Vernichtungslager Auschwitz II -Birkenau. Ein Ort, der kaum wie ein anderer für die beispiellose Grausamkeit der Nazis steht.

Ein sehr emotionaler Moment war für die jungen Menschen aus Gladbeck auch das Gespräch mit der Zeitzeugin Lidia Maksymowicz im Galicia Jewish Museum in Krakau.
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Ein sehr emotionaler Moment war für die jungen Menschen aus Gladbeck auch das Gespräch mit der Zeitzeugin Lidia Maksymowicz im Galicia Jewish Museum in Krakau.

Lidia Maksymowicz ist noch eine der wenigen Überlebenden des Vernichtungslager Auschwitz.- Birkenau, die ihre Geschichte erzählen kann. Sie kam als dreijähriges Kind mit ihrer Mutter und ihren Großeltern nach Auschwitz. Ihre Großeltern wurden sofort von der SS ermordet, sie und ihre Mutter überlebten das Lager. Sie erzählte von den schrecklichen medizinischen Experimenten, die der sog. Todesengel von Auschwitz, Dr. Mengele, an ihr vornahm.

Es ist ein Wunder, dass Lidia Maksymowicz heute noch darüber reden kann. 15 Monate lang vegetiert sie in der Kinderbaracke des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau dahin, vom 4. Dezember 1943 bis zur Befreiung des Lagers durch die Rote Armee am 27. Januar 1945. Kein Kind hat die Hölle von Auschwitz so lange überlebt wie sie. Als Lidia befreit wird, ist sie vier Jahre alt. Sie ist abgemagert bis auf die Knochen, eiternde Geschwüre auf ihrer Haut. Sie hat eine Lungenkrankheit und Blutarmut. Wenige Tage länger an diesem Ort und Lidia wäre gestorben wie hunderttausende andere Kinder.

Lidia Maksymowicz bat die jungen Gladbecker, dass sie die Geschichte von ihr weitertragen sollen. In ihren Händen würde die Zukunft der Welt liegen. Sie hätten ihre Geschichte gehört und davon hängt es ab, wie die Zukunft aussehen wird. Sie sollten aufpassen, dass was hier in Auschwitz passiert ist, sich nicht wiederholt.

Obwohl die Verbrechen der Nazis bereits über 76 Jahre zurück liegen, bewegte die Frage nach dem richtigen Umgang mit der Vergangenheit die Jugendlichen aus Gladbeck sehr. Die jungen Menschen waren sich einig, dass es – besonders angesichts des gegenwärtig in Europa, und dazu gehört auch Deutschland, auszumachenden Klimas wachsenden Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit und der Rückwendung zu überwunden geglaubten nationalistischen Ideen – auch in ihrer Verantwortung liegt, dafür Sorge zu tragen, dass sich Auschwitz nie mehr wiederholt.

Im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau wurden den jungen Gladbeckern die Verbrechen der Nationalsozialisten besonders eindrücklich vor Augen geführt.Foto: Liebich-E.
Ein sehr emotionaler Moment war für die jungen Menschen aus Gladbeck auch das Gespräch mit der Zeitzeugin Lidia Maksymowicz im Galicia Jewish Museum in Krakau.
Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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