Podiumsdiskussion im Bürgerhaus Uedem
Der gesellschaftliche Frieden und die Rolle der Kirchen

Diskutierten über die Spaltung der Gesellschaft (v.l.n.r.): Wolfgang Thielmann, Marat Trusov, Dr. Alexander Schmidt und Ulrich Hamacher. Foto: privat
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UEDEM. Der gesellschaftliche Frieden und die Rolle der Kirchen waren Thema einer Podiumsdiskussion in Uedem. Die Synode des Ev. Kirchenkreises Kleve hatte im Uedemer dazu drei Fachleute eingeladen, moderiert wurde die Runde von Wolfgang Thielmann, Autor, Journalist und ev. Pastor.
Einer der Fachleute war Ulrich Hamacher, Vorsitzender der Fachgruppe Sozialethik in der Ev. Kirche im Rheinland und Geschäftsführer der Diakonie in Bonn. Er sagte, dass Spaltung vermehrt entstehe, wenn Menschen Gewissheiten, stabile Lebenssituationen verlören. Dazu gehöre auch ein sicherer Job, der bezahlbaren Wohnraum garantiere. Dr. Alexander Schmidt, Politologe am Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung kritisierte die Fragmentierung als treibende Kraft. „Wir konsumieren häufig Informationen, die unseren eigenen Meinungen entsprechen. Wir bewegen uns in einem meinungshomogenen Umfeld, im Freundeskreis oder in facebook-Gruppen". Das erschwere eine objektive sowie kritische Meinungsbildung und führe dazu, die eigene Meinung als Mehrheitsmeinung zu empfinden.
"Wie kann eine Gesellschaft mit Menschen umgehen, die spalten, in dem sie den Rahmen des Sagbaren ständig erweitern?" Die Synodalen fragten, ob extreme Parteien nicht nur ein Symptom einer Gesellschaft sind, in der auch die Leistung politischer und wirtschaftlicher Eliten zu hinterfragen ist. Medien, die sich zu sehr auf die Berichterstattung negativer Ereignisse konzentrierten, trügen zu einer negativen Grundstimmung in der Gesellschaft bei. Die Spaltung der Gesellschaft und das Ventil, extreme Parteien zu wählen, habe viele Ursachen, so das Podium. Die Reduzierung auf die finanzielle Not der Menschen oder auf das Empfinden sozialer Ungleichheit greife zu kurz, so Schmidt. Beispielsweise Brexit-Anhängern sei bewusst, dass sie durch den EU-Austritt finanziell nicht gewinnen würden. Die Partei „Die Linke" habe zuletzt vom sozialen Frust an der Wahlurne nicht profitieren können. Den Zulauf rechtsgerichteter Ideologien erklärte der Politologe mit psychosozialen Ursachen. Darunter „Selbsterhöhung", weil man exklusiver Mitwisser einer Verschwörungstheorie sei, welche die Gesellschaft kurz vor dem Zusammenbruch, „5 vor 12" sieht.

Den Dialog suchen

„Die Kirche soll den Dialog mit potentiell extremen Wählern suchen", war die Empfehlung von Marat Trusov, Mitarbeiter der „Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz". Man müsse zudem die Denkmuster dieser Gruppen kennen, um aus dem eigenen Glauben heraus Gegennarrative zu entwickeln. Kirchengemeinden müssten extremen Parteien jedoch kein Podium bieten. Wichtig sei es aber, offen zu sein, Menschen auch außerhalb der Kirche in ihren Sorgen und Ängsten wahr- und ernst zu nehmen. Die Kirche könne einen Raum schaffen, der klar mache, dass es andere Meinungen gibt. „Jede und jeder hat ein Umfeld, in dem sie oder er sich mit der eigenen Fachkompetenz und Sprache für Vielfalt, Toleranz und andere Grundwerte einsetze könne, so Hamacher in der Schlussrunde.

Autor:

Christian Schmithuysen aus Goch

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