Römerlager: Das große Graben

Die Archäologin Dr. Bettina Tremmel leitet die Ausgrabungen am Römermuseum. Foto: Ralf Pieper
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"Was haben die Römer je für uns getan?" fragt sich eine schrullige Widerstandsgruppe in Monty Pythons Filmklassiker "Das Leben des Brian". In Haltern werden die ehemaligen Besatzer noch lange wirken: Schon im kommenden Frühjahr könnte ein Teil des antiken Römerlagers neu entstehen. In welcher Form, konnte man auf einem informativen Rundgang mit der LWL-Archäologin Dr. Bettina Tremmel erfahren.

Es wird fleißig gegraben hinter dem Museum: Auf einer rund anderthalb Hektar großen Fläche erkunden die Archäologen die bisher noch nicht vollständig ergrabene Südwest-Ecke des alten Hauptlagers. Damit führen sie die Arbeit ihrer Vorgänger wie Siegmar von Schnurbein fort. Durch die Ausgrabungen des provinzialrömische Archäologen konnte ab den 1970er Jahren ein viel vollständigeres Bild des Lagers erstellt werden.

Heute werden die Grabungen von Dr. Bettina Tremmel geleitet. Neben Alltagsgegenständen und Überresten menschlicher Besiedlung sind für die Wissenschaftler vor allem der Aufbau der Verteidigungsanlage und der Standort von Wohn- und Werkgebäuden von Interesse. "Wir ergraben die Grundrisse, dann kann mit der Rekonstruktion begonnen werden", erklärt die Münsteraner Archäologin auf einer Führung über die Grabung.

Hiermit spricht Tremmel schon die Zukunft des Geländes an: In den kommenden Jahren wird auf der Freifläche ein Teil des Hauptlagers wieder auferstehen. Das eindrucksvolle Westtor, die mächtige Holz-Erde-Mauer mit ihren breiten Gräben, Wohnungen und Werkstätten der Legionäre. Auf diese Weise wird nicht nur die Größe des Lagers auch für den Laien sofort sichtbar, sondern auch die Stadt Haltern gewinnt einen neuen touristischen Höhepunkt.

Um die Rekonstruktion so genau wie möglich durchführen zu können, mussten die Archäologen sehr genaue Vorarbeit leisten. "Hier kann man die Pfostenlöcher im anstehenden Boden noch gut erkennen", betont die Archäologin und zeigt den Besuchern Verfärbungen im Erdreich. Noch nach 2000 Jahren, wenn das Holz längst verschwunden ist, kann man so die Fundamente des Tores klar erkennen. Mit diesem Wissen konnten die Wissenschaftler auf den Punkt genau herausfinden, wo die Befestigung einst gestanden hat.

Wenn alles gut läuft, kann die Grabung bis zum Mai 2014 abgeschlossen werden. Danach können die Halterner römische Geschichte noch eindrucksvoller miterleben, wenn nach und nach ein Teil des Lagers wieder aufgebaut wird. Dabei könnte sogar ein Hauch mediterranen Flairs wieder in die Seestadt wehen: "Die Architektur brachten die Römer aus ihrer italischen Heimat mit. Die Gebäude sahen also genau so aus, wie sie es von zuhause kannten", so Tremmel.

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Mehr zum Thema:

Römisches Haltern: Vergangenheit und Zukunft

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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